Köln | Oberbürgermeister Jürgen Roters hat heute schriftlich erklärt, dass er den Projektleiter der Archäologischen Zone Dr. Sven Schütte versetzt. Schon morgen wird Schütte die wissenschaftliche Auswertung der Grabungsbefunde im Bereich der U-Bahnbaustelle Pipinstraße (künftige Haltestelle Heumarkt) übertragen. Dies sei befristet, wie lange die Frist dauern wird, schreibt die Stadt nicht. Auch einen Grund nennt die Stadt nicht, stellt lediglich fest, dass das neue Aufgabengebiet „amtsangemessen“ sei.

Zudem habe man ein Disziplinarverfahren eingeleitet, zu dessen Inhalten die Stadt keine Aussagen machen wird. Schütte habe nun vier Wochen Zeit sich zu dem Verfahren zu äußern.

Schütte steht seit längerer Zeit in der Kritik. Auslöser für die Versetzung scheinen mehrere Interviews zu sein, die Schütte in der letzten Zeit unter anderem der Nachrichtenagentur AFP und einer israelischen Zeitung gegeben habe.

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Zum Hintergrund

Um die Ausgrabungen auf dem Rathausplatz, deren historische und archäologische Bewertung und den Bau einer Archäologischen Zone mit einem jüdischen Museum ist innerhalb der politischen Klasse Kölns ein Streit entbrannt, unter anderem auch in der Frage, ob man sich ein jüdisches Museum zum augenblicklichen Zeitpunkt leisten könne. Die Befürworter, darunter auch die städtische Verwaltung einer schon abgespeckten Variante des Siegerentwurfes aus einem Architektenwettbewerb, schreckten nicht davor zurück eine österreichische PR-Agentur zu engagieren, die unter anderem Artikel bei Wikipedia lanciert und einseitig Einfluss auf die Inhalte des Weblexikons genommen hat. Neben dem Streit in der Politik wirken andere, auch einflussreiche Kräfte in der Kölnischen Stadtgesellschaft mit, haben Position bezogen und nicht unmassgeblich die Umplanungen des Siegerentwurfes beeinflusst. Zudem hat sich die Initiative „Mut zum Verzicht“ gegründet, die ein Nachdenken über alle Kölner Großprojekte fordert und in diesem Zusammenhang auch über die Planungen auf dem Rathausvorplatz.

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Autor: Andi Goral