Köln | Der Radverkehr in Köln boomt, immer mehr Kölnerinnen und Kölner nutzen das Fahrrad als schnelles und umweltfreundliches Verkehrsmittel. Im Klimaschutzkonzept der Stadt Köln wird rund die Hälfte der CO2-Einsparungspotenziale im Bereich Mobilität beim Fahrrad gesehen. Umso dringender ist daher der Aufbau eines attraktiven (Haupt-) Routennetzes. Hier bestehen immer noch erhebliche Defizite.

Großes Ärgernis: Fehlende Nord-Süd -Verbindung

Eines der größten Ärgernisse ist die fehlende Nord-Süd-Verbindung (nördliche Stadtteile – Nippes –) Ebertplatz – Chlodwigplatz (– Bayenthal – südliche Stadtteile), die stadtteilübergreifend einer der wichtigsten Achsen in Köln darstellt. Daher besteht dringender Handlungsbedarf der Stadt Köln, um die fehlende Verbindung zwischen Komödienstr./ Trankgasse und Cäcilienstr. herzustellen. Für Autofahrer und Fußgänger bestehen mit Rheinufertunnel und Nord-Süd-Fahrt sowie Hohe Straße und Rheingarten bereits attraktive Nord-Süd-Verbindungen in der Kölner Innenstadt. Nur für den Radverkehr gibt es kein vergleichbares Angebot.

Mit der Umgestaltung von Eigelstein und Severinstraße hat sich die Situation in letzter Zeit etwas verbessert, aber in Höhe der römischen Stadtmauer vor Unter Fettenhennen ist Schluss mit der weitgehend störungsfreien Fahrradfahrt. Legal geht es nur auf Umwegen im Zick-Zack-Kurs garniert mit weiteren Hindernissen durch den römischen Kern von Köln.

Der Stadtverwaltung ist das Defizit bestens bekannt: Im Rahmen des Beitritts zur Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Städte NRW wurde das „Radverkehrskonzept Köln Innenstadt“ erstellt und Anfang 1993 veröffentlicht. Die Verbindung Ebertplatz – Chlodwigplatz wird dort als einer der beiden wichtigsten Maßnahmen benannt. Helga Jochems, Vorstand des VCD Regionalverbands Köln: „Für die Stadt Köln war dies gewissermaßen die Eintrittskarte in die Arbeitsgemeinschaft. Doch in den letzten 20 Jahren hat sich nicht viel getan und eine Umsetzung der Pläne ist nicht in Sicht.“

VCD fordert Stadt zum schnellen Handeln auf

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert die Stadtverwaltung auf, umgehend mit der Planung zu beginnen, um zügig ein Angebot für den Radverkehr auf dieser Verbindung herzustellen. Damit kann nicht gewartet werden, bis das Radverkehrskonzept Innenstadt aus dem Bürgerhaushalt 2008 vergeben und bearbeitet ist. Mögliche Lösungen lassen sich mit etwas Phantasie und Kreativität durchaus kostengünstig umsetzen. Im Wesentlichen können Radfahrer im Zweirichtungsverkehr über die beiden parallelen Straßenverläufe Richartz-/ Ludwigstr./ (An St. Agatha) sowie Sporer- /Marspfortengasse/ Große Sandkaul geführt werden.

Die Öffnung Unter Fettenhennen und Wallrafplatz/Roncalliplatz ist – wie die Realität zeigt – eher unproblematisch. Einen etwas höheren planerischen Aufwand stellt die südliche Anbindung über die Cäcilienstr. an die Hohe Str./ Hohe Pforte dar. Auf Grund der Querung der Fußgängerbereiche ist zwar keine hochwertige Radverkehrsachse möglich, aber zumindest eine durchgehende befahrbare Verbindung. Da die Planung und Umsetzung auch bei zügiger Bearbeitung nicht in einem halben Jahr möglich sein wird, schlägt der VCD zum Übergang eine kurzfristige Maßnahme vor: Öffnung der Fußgängerzone Hohe Straße nach Geschäftsschluss bis zum Ende der Lieferzeiten sowie von Wallrafplatz/ Unter Fettenhennen für den Radverkehr. Damit gäbe es zumindest zeitweise ein legales Angebot für Radfahrer, u. a. für den morgendlichen Berufsverkehr. Melani Lauven, VCD Vorstand: „Es reicht nicht Regelverstöße von Radfahrern – zurecht – zu kritisieren und zu ahnden – man muss Ihnen auch die Chance geben, ihre Wege regelkonform zurücklegen zu können. Die Stadt Köln muss Ihr Handeln deutlich forcieren, um dem stetig steigenden Radverkehrsanteil ein adäquates Angebot zu bieten.“

Autor: hh
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