Köln | Köln erhält ein neues Justizzentrum – und das direkt um die Ecke. Schon 2028 soll es bezugsfertig sein. So versprach es jetzt Landesjustizminister Peter Biesenbach. Schon 2014 gab es die ersten Überlegungen dazu. Doch erst im letzten Jahr waren die Verhandlungen zwischen Land und Stadt „angenehm und erfolgreich“, wie der Minister und OB Henriette Reker am Freitag übereinstimmend feststellten. Doch noch ist nicht alles geklärt.

Fest steht allerdings der Ort: Entstehen soll der Neubau auf einem Nachbargrundstück an der Hans-Carl-Nipperdey-Straße. Schon 2014 hatte der Stadtrat für diesen Standort gestimmt. Was dem Ministerium lange nicht gefiel: Das jetzt dort stehende Justiz-Parkhaus sollte abgerissen und Platz machen für eine Vergrößerung des Inneren Grüngürtels gegenüber dem künftigen Stadtarchiv. Jetzt der Kompromiss: Das Parkhaus-Areal wird nicht in seiner kompletten Größe bebaut.

OB Reker kämpfte für die „Heilige Kuh“ Innerer Grüngrürtel

„Wir haben verstanden, dass der Innere Grüngürtel ein Heilige Kuh für Köln und die Oberbürgermeisterin ist“, so Biesenbach. Eine Einschätzung, die Reker sofort bestätigte. Man wird sie im Hinblick auf das geplante Anknabbern des Grüngürtels an anderen Stellen und nicht zuletzt die angestrebte Erweiterung des 1.-FC-Köln-Areals im Äußeren Grüngürtel an diesen erfolgreichen Einsatz erinnern müssen.

Die Rücksichtnahme auf den Grüngürtel hatte das Ministerium zunächst nach anderen Grundstücken suchen lassen. Eines in Deutz war zu teuer, eines mit dem Arbeitstitel „Domgärten“ an der Altenburger Straße im der geplanten Parkstadt Süd Einschränkungen gab die Stadt nicht her. Sie befürchtet, dass ein Justizzentrum die Entwicklung des Veedels behindere.

Kölner Justizzentrum das größte seiner Art in NRW

Es gab sogar Überlegungen, ins Umland auszuweichen. Doch Ministerium und Stadt waren sich einig: Das Kölner Justizzentrum gehört in die Mitte der Stadt. Schließlich – so Biesenbach – ist es mit Amts- und Landgericht sowie der Staatsanwaltschaft die größte Behörde dieser Art in NRW. 1.800 Menschen arbeiten hier, 3.000 Menschen besuchen das Haus täglich.

Ein Neubau, das war schon 2014 klar, ist billiger als eine Sanierung, die zudem die laufende Arbeit behindert. Und die Sanierung ist überfällig. Der 1971 bezogene Bau, 25 Stockwerke hoch, entspricht schon lange nicht mehr den aktuellen Brandschutzbestimmungen. Die Fassade ist marode, Aufzüge fallen immer wieder aus, Fenster können nicht mehr geöffnet werden, für die Haustechnik gibt es teilweise keine Ersatzteile mehr.

Land will Architekten-Wettbewerb ausschreiben

Die erforderlichen baurechtlichen Voraussetzung sollen möglichst schnell geschaffen werden. Wie der Neubau aussehen wird, soll schon 2022 ein vom Land ausgeschriebener städtebaulicher und Architekten-Wettbewerb ermitteln. Auch müssen Gutachten zu Verschattung, Windströmungen und Mobilität erstellt werden. Reker hofft hier auf auf eine Zunahme des Radverkehrs. Es dürfte allerdings angesichts des Platzbedarfs von Amts- und Landgericht wieder auf ein Hochhaus hinaus laufen. Möglich ist auch, dass die Hans-Carl-Nipperdey-Straße teilweise überbaut wird. Unklar auch, was mit dem Komplex der Staatsanwaltschaft – er liegt dem Parkhaus gegenüber – geschehen wird.

Immerhin werden rund 90.000 Quadratmeter Nutzfläche für Büros, Funktionsräume und vor allem Sitzungsräume gebraucht. „Wir brauchen mehr und größere Säle“, beschreibt Landgerichtpräsident Roland Ketterle die Situation. Zur Zeit stehen Amts- und Landgericht etwa 60 Sitzungsräume zur Verfügung.

Eins aber verspricht der Minister: Der Eingang soll zum Grüngürtel liegen, dort soll ein repräsentativer „Platz der Justiz“ entstehen.

Autor: ehu
Foto: Blick von der Rudolf-Amelunxen-Straße in die Hans-Carl-Nipperdey-Straße auf das Justizzentrum. Rechts das Justiz-Parkhaus.