Köln | Die Stadt Köln präsentierte heute eine erste Wahlanalyse zur Bundestagswahl 2013. Demnach wählen in Köln überdurchschnittlich viele Bürger per Brief- oder Direktwahl. Das Splitten von Erst- und Zweitstimme nahm laut Analyse der Stadt von rund 30 Prozent bei der vorherigen Bundestagswahl auf rund 20 Prozent bei der Wahl am Sonntag zurück.  Diejenigen Parteien, die 2009 große Zuwächse durch Wechselwähler erhalten hatten, konnten diese, basierend auf den aktuellen Zahlen, nicht längerfristig an sich binden. Am schmerzhaftesten hat dies die FDP zu spüren bekommen.

Laut Hermann Breuer, Leiter der Abteilung Statistik und Informationsmanagement im Amt für Stadtentwicklung und Statistik lässt sich der aktuelle Ausgang der Bundestagswahl als Korrektur von Strukturen der Wahl von 2009 deuten. Die Wechselwähler der letzten Wahl im Jahre 2009 hätten sich als „hochvolatil“ herausgestellt, so Breuer.

Mit einem Anteil von 34,6 Prozent hat sich mehr als ein Drittel der Kölner Wählerinnen und Wähler (181.300) für die Briefwahl (inklusive Direktwähler, deren Zahl bei rund 25.900 bzw. 4,9 Prozent liegt) entschieden. Das ist laut heute veröffentlichter Wahlanlayse der Stadt Köln ein Viertel aller Wahlberechtigten (24,9 %). Damit liegt der Kölner Briefwähleranteil weit über dem Bundesdurchschnitt von rund 28 Prozent. In den anderen Großstädte haben Lediglich in München mit 40,8 Prozent noch mehr Wählerinnen und Wähler als in Köln per Brief gewählt. Die Partei mit dem höchsten Briefwähleranteil war die FDP mit einem Anteil von 42,4 Prozent, gefolgt von der CDU, die traditionell einen hohen Anteil an Briefwählern hat, mit 38,5 Prozent.  

Noch bei den Wahlen 2009 neigten rund 30 Prozent der Kölner Wähler dazu, Erst- und Zweitstimme auf verschiedene Parteien aufzuteilen. Bei der Wahl am Sonntag schrumpfte dieser Anteil auf rund 20 Prozent. Dennoch war dieses Splitting für zwei Kölner Direktkandidaten ausschlaggebend für deren Erfolg: Heribert Hirte (CDU) und  Karl Lauterbach (SPD) konnten sich in ihren Wahlkreisen durchsetzen, weil dort ein deutlicher Überhang an Erststimmen gegenüber der Zweitstimmen auf ihre jeweilige Partei entfielen.

Was die räumliche Verteilung der Stimmen im Kölner Stadtgebiet anbelangt, so ergibt die städtische Analyse, dass Parteien vor allem dort die größten Gewinne und Verluste einfuhren, in denen sie am stärksten vertreten sind. So entfielen beispielsweise im Stadtteil Hahnwald rund 23,5 Prozent der Zweitstimmen auf die FDP, gleichzeitig verbuchte die Partei, die diesmal an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte, dort einen Stimmenrückgang von 18,6 Prozent im Vergleich zu 2009.

[infobox]Hier weitere Fakten der heute veröffentlichten Wahlanalyse herausgegeben durch die Stadt Köln:

Die CDU konnte vor allem in den Kölner Stadtteilen an Stimmen hinzugewinnen, in denen die CDU bereits bei der vergangenen Wahl hohe Stimmenanteile verbuchen konnte. Dies sind besonders Stadtteile im Kölner Süden und in den randstädtischen Gebieten.

Die SPD konnte insbesondere im Innenstadtbereich bzw. in den an die Innenstadt angrenzenden Stadtteilen sowie im rechtsrheinischen Köln Stimmen hinzugewinnen. Somit gewinnt die SPD auch in Stadtteilen, die nicht zu ihren Hochburgen zählen.

Die FDP verliert im gesamten Stadtgebiet an Stimmen, insbesondere in den Stadtteilen in denen die CDU stark vertreten ist.

Die GRÜNEN haben ihre meisten Wähler weiterhin im Innenstadtbereich.  Gleichzeitig aber verloren sie bei der diesjährigen Wahl in genau diesen Gebieten die meisten Wählerstimmen. Erstmals verloren die Grünen laut städtischer Analyse Stimmen an Nichtwähler (rund 400).

Die LINKEN sind im rechtsrheinischen Köln stark vertreten, haben aber vor allem in der Innenstadt bei der Bundestagswahl 2013 Stimmen hinzugewinnen können, zahlreiche davon aus dem Lager der Grünenwähler.

Die AfD schnitt bei den Kölner Wählern schlechter ab als im Bundesdurchschnitt, profitierte von Wählerwanderungen aus allen politischen Lagern. Am stärksten erhielt die AfD Zulauf aus dem Lager der FDP-Wähler, außerdem entschieden sich rund 7.400 Nichtwähler für die neue Partei.

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Autor: dd
Foto: Wahlurne (Symbolfoto)