Köln | Im Vorfeld des Strafprozesses zum Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln, gibt Dr. Bettina Schmidt-Czaia, Archivdirektorin, am heutigen Donnerstag einen Überblick über den aktuellen Stand der Restaurierung, der Identifizierung und der Benutzbarkeit der beim Einsturz am 3. März 2009 beschädigten Archivalien. 95 Prozent des Archivgutes konnte geborgen werden. Die restlichen fünf Prozent fehlen und gelten somit als verloren. Die Restaurierungsarbeiten der historischen Dokumente sollen voraussichtlich noch 30 bis 40 Jahre Zeit in Anspruch nehmen. Der gesamte Schaden belaufe sich auf 1,2 Milliarden Euro.

Restaurierung und Sachstand des Archivgutes


Identifikationsphase der Archivalien, bevor sie digitalisiert werden

Das Archivgut ist zum Teil schwer beschädigt worden, sagt Schmidt-Czaia. Jedes Blatt dass von Baustaub befallen sei, drohe eine Fortschreibung der Schäden. 13 Prozent des Archivgutes konnte bisher, Stand 31. Dezember 2017, gereinigt werden, erklärt Schmidt-Czaia. Das seien rund 220.000 Bergungseinheiten. 97 Prozent der bisher gereinigten Stücke seien wieder als Original und/oder Digitalisat benutzbar.

Gesamtkosten: 1,2 Milliarden Euro


Hier findet die Identifikationsphase der Archivalien statt 

Die Finanzierung der entstandenen Kosten werden bislang, unabhängig von Regress- und Entschädigungsansprüche, von der Stadt Köln übernommen. Diese belaufen sich auf insgesamt 1,2 Milliarden Euro. Dies beinhalte auch die Restaurierungskosten der Archivalien, die sich auf rund 400 Millionen Euro belaufen. Zur Klärung der Schadensursache, der Verantwortlichkeiten und Schadenshöhe betreibt die Stadt Köln derzeit zwei gerichtliche Beweisverfahren vor dem Landgericht Köln.

Der Arbeiten im Neubau des Stadtarchivs am Eifelwall gehen derweil weiter voran. Eine Übergabe ist für 2020 vorgesehen. „Wir werden allerdings für den Umzug voraussichtlich ein Jahr benötigen“, sagt Archivdirektorin.


Die fotographische Schadensdokumentation

Rückblick: Was nach dem Einsturz passierte

Am 3. März 2009 stürzte das historische Archiv in Köln ein. 4.000 Freiwilliger Helferinnen und Helfer unterstützten die Bergungsarbeiten, die bis August 2011 andauerten. 95 Prozent des Kölner Archivgutes konnten innerhalb von 2,5 Jahren geborgen und erstversorgt werden, fasst Schmidt-Czaia zusammen. Teilweise mussten die Archivalien sogar aus dem Grundwasserspiegel geborgen werden.


Die Vakuumgefriertrocknungsanlage

Das geborgene Archivgut wurde dann nach der Bergung in 20 Asylarchive in ganz Deutschland untergebracht. Mittlerweile wurden die Asylarchive außerhalb Kölns geräumt.

Derzeit befinden sich die Archivalien im Restaurierungs- und die Digitalisierungszentrum in Porz-Lind. Zwei weitere Restaurierungsstandorte sind: Das ehemalige Landesarchiv NRW in Düsseldorf und das Sächsische Staatsarchiv.

[infobox]Am kommenden Mittwoch, 17. Januar, beginnt vor dem Landgericht Köln der Strafprozess gegen fünf Angeklagte, die für den Einsturz des Archivs mitverantwortlich sein sollen. Angenommen wird, dass Bauarbeiten für eine U-Bahn-Haltestelle das Unglück verursachten.

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Autor: Irem Barlin