Köln | Der Salierring heißt jetzt Harald-Hermann-Ring. Zumindest an der Ecke zur Straße Am Duffesbach. Es ist die dritte symbolische Umbenennung der Ringe. Mit dieser Aktion will der Künstler Frank Bölter im Rahmen des Projekts „Stadtlabor“ auf Menschen aufmerksam machen, die für Menschlichkeit an der vom Autoverkehr, von Geschäften und Vergnügungsstätten geprägten Straßenreihe sorgen.

Harald Hermann ist für Bölter der „netteste Stammgast“ des Diakoniehauses mit der Adresse Salierring 19, „für ihn wurde diese Begegnungsstätte gegründet“. Hier erhalten bedürftige Menschen vielfältige Unterstützung, etwa durch betreutes Wohnen, ambulante Betreuung und Straffälligenhilfe. Für Wohnungslose gibt es jeden Morgen ein Frühstück, von vielen Ehrenamtlern organisiert.

Schon zwei Umbenennungen von zwei Ring-Abschnitten

Die erste Umbenennung – aus dem Hohenstaufenring für eine Nacht der Dietlinde-Schumacher-Ring – war eine Hommage an die Frau, die am Yitzhak-Rabin-Platz seit 40 Jahren einen Kiosk führt: nicht nur ein Verkaufsbüdchen, sondern sozialer Mittelpunkt für die Nachbarschaft. Im zweiten Fall durfte der Sachsenring an der Kreuzung Ulrichsgasse für eine Stunde Doro-Hoffmann-Ring heißen: Eine Ehrung für die 1995 verstorbene „Mit-Begründerin“ des Kunst- und Atelierhaus Kat18, das heute auch eine Kaffeebar beherbergt, in der Menschen mit Behinderung arbeiten.

Die beiden ersten Umbenennungen waren nur von kurzer Dauer. Sie waren bei Polizei und Ordnungsamt auf Bedenken gestoßen: Da die alten Straßenschilder mit den neuen Namen überklebt beziehungsweise überdeckt waren, fürchtete man Verunsicherungen bei Ortsunkundigen.

Ein Schild erklärt: Es handelt sich um eine Kunstaktion


Foto: ehu | Damit’s auch jeder mitkriegt: Es handelt sich um eine Kunstaktion. Um sich Polizei und Ordnungsamt damit zufrieden geben?

Darum griff Bölter jetzt zu einer neuen Methode: Er brachte das neue Schild unter dem alten an. Von dem unterscheidet es sich zudem durch eine andere Farbgebung als die offizielle (statt schwarz auf weiß nun weiß auf braun), außerdem steht die Schrift auf dm Kopf und auf der Rückseite findet sich – ebenfalls kopfüber – die Erklärung „Kunstaktion UMTtaufen der Kölner Ringe“. Bleibt abzuwarten, wie lange dieses Schild hängen darf.

Bölters Traum: Dass die Stadt bei der Namensgebung von Straßen Menschen berücksichtigt, die sich im Alltag für ihre Mitmenschen einsetzen. Und nicht wie bei den Ringen auf monarchistische Herrscherdynastien. Harald Hermann kam – anders als seine „Vorgänger“ – nicht zur Umbenennungsaktion. Ein Gastwirt am Barbarossaplatz hat sich inzwischen von diesem Projekt zurückgezogen.

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Die symbolischen Umbenennungen der Ringe in Köln

Stadtlabor: Künstler Frank Bölter tauft Sachsenring in Doro-Hoffmann-Ring um

Stadtlabor: Frank Bölter tauft Hohenstaufenring in Dietlinde-Schumacher-Ring um

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Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Der Salierring hat jetzt einen Doppelnamen: An der KVB-Haltestelle Eifelstraße taufte ihn der Kölner Künstler Frank Bölter in Harald-Hermann-Ring um.