Köln | Zehn Jahre lang hat die Kölner Künstlerin und Fotografin Karin Richert die rechte Szene in Köln und NRW fotografiert. 150 dieser dokumentarischen Schwarzweiß-Aufnahmen werden jetzt im Kölnischen Stadtmuseum unter dem Titel „Im rechten Licht“ ausgestellt.

Richerts Aufnahmen aus den Jahren 2007 bis 1016 zeigen: Glatze und Springerstiefel sind auf dem rechten und rechtsextremen Flügel Auslaufmodelle. Auch wenn manche noch stolz Tattoos wie den Reichsadler zeigen oder wie seinerzeit die Hitlerjungen mit Trommeln durch die Straßen marschieren – die Mehrheit der Rechten von heute favorisiert Anzug und Krawatte oder das elegante Straßenkostüm.

Bürgerlich, modisch adrett und voll im Trend gibt man sich nach außen. Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Islamhass und Ablehnung der Demokratie offenbaren dagegen die Transparente, die sie auf ihren Demonstrationen und Kundgebungen zeigen. Ob in Köln gegen Moschee oder Alternatives Zentrum in Kalk. Ob in Paderborn, Bielefeld, Duisburg, Wuppertal, Hamm oder den rechtsextremen Hochburgen Dortmund und Stolberg. Ob Richert Angst hatte, als sie fotografierte? „Zwischen mir und denen war immer ein Gitter.“. Und ihre Sympathie für die Gegner der Rechten. Fotos von deren einfallsreichen Sprüchen bei Gegendemonstrationen bilden einen kreativen Gegensatz zu denen der Rechten.

Bekannte rechte „Führer“ entgehen der Verpixelung

Kurator Michael Euler-Schmidt, stellvertretender Direktor des Stadtmuseums, erklärt, er habe sich im Vorfeld einer Ausstellung noch nie so intensiv mit rechtlichen Fragen auseinandersetzen müssen. So sind Einzelporträts „unbekannter Mitläufer“ aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes gepixelt. Nicht dagegen die Aufnahmen, die die Prominenz der jeweiligen Veranstalter, Parteien oder Kameradschaften zeigen.

Lediglich Ort und Zeitpunkt der Aufnahmen werden jeweils genannt, nicht jedoch die Namen der Fotografierten. Eine bewusste Entscheidung. Auch weil sie nicht dieselbe Anprangerung machen wolle wie die Rechten, die ihre Gegner mit Foto, Name und oft auch Adresse ins Internet stellen. Auch ihr ist das schon einmal passiert. „Aber der Server sitzt in den USA – da kann man nichts machen.“.

Texttafeln geben einen Überblick über die aktiven rechte Szene in Köln und NRW – von AfD, NPD und der selbsternannten Bürgerbewegung „pro Köln“ über Autonome Nationalisten und rechte Kameradschaften bis zu den Identitären und Reichsbürgern. Manchen Besucher dürfte diese Vielfalt überraschen und erschrecken.

„Diese Ausstellung leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung des aktuellen Zeitgeschehens“, wertet Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach. Sie ist als Wanderausstellung konzipiert, erste Anfragen liegen schon vor.

[infobox]„Im rechten Licht“ – bis 25. März 2018. Kölnisches Stadtmuseum, Zeughausstr. 1-3, 50667 Köln, Di 10-20 Uhr, Mi-So 10-17 Uhr, am ersten Donnerstag eines Monats 10-22 Uhr, Eintritt 5/3 Euro. Umfangreiches Begleitprogramm.

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Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Fotografin Karin Richert und Museums-Vizedirektor Micharel Euler-Schmidt in d er Ausstellung “Im rechten Licht”.