Köln | Zwei Jahre hatte die Restaurierung des fast 300 Jahre alten Tora-Vorhangs gedauert. Der Vorläufer des heutigen Kölnischen Stadtmuseums hatte die Kostbarkeit 1926 gekauft. Jetzt wurde das wertvolle Textil der Öffentlichkeit vorgestellt. Ab Juli ist es Teil der Sonderausstellung „Konrad der Große – Die Adenauer-Zeit in Köln 11917-1933“.

Gut 1,10 x 1,40 misst der Vorhang, der einst dazu diente, die Tora-Rolle zu schützen. Angefertigt wurde sie 1732 für die Deutzer Synagoge, gestiftet vom Beschneider Abraham, Sohn des Joseph Dülken Segal, der sich um 1700 im Rechtsrheinischen angesiedelt hatte. Auf das religiöse Ritual der Beschneidung nehmen die gestickten Segenssprüche und Widmungen in hebräischer Schrift sowie die Illustrationen Bezug: Waschgarnitur, Beschneidungsmesser und Puderfläschchen. Dazu Sterne und an zentraler Stelle die Tora-Krone, gerahmt von zwei Löwen, und die Gesetzestafeln.

500 Löcher im Seidenmoiree mussten aufwändig geflickt werden

Das Material ist Seidenmoiree, „äußerst empfindlich, es verträgt weder Feuchtigkeit noch Druck“, beschreibt es Restauratorin Julia Nagel-Geue. Dazu sehr dicht gewebt – 120 Fäden kommen auf einen Zentimeter. Gestickt wurde mit Silberfäden und vergoldetem Kupferblech, ergab die Material- und Technikanalyse. Doch schon das ursprüngliche Sticken sorgte für Druck – und damit für Schäden: „500 kleine Löcher haben wir entdeckt.“ Verschwunden ist allerdings der ehemalige Silberglanz.

Gekostet hat die aufwändige Restaurierung einen „vierstelligen Betrag“, sagte Klaus Burghard, Vorsitzender der „MiQua-Freunde/Gesellschaft zur Förderung eines Hauses und Museums der jüdischen Kultur in NRW e.V.“. Die Stadtsparkasse KölnBonn unterstützte die Arbeit. Wenn die Fördergesellschaft wieder Geld hat, sollen auch die anderen 29 jüdischen Kult-Textilien restauriert werden, die das Stadtmuseum besitzt. „Sie sind in einem beklagenswerten Zustand“, so Burghard.

Köln besitzt eine der bedeutendsten judaica-Sammlungen Deutschlands

Zwar ist im Stadtmuseum aktuell nur ein kleiner Teil der hauseigenen Sammlung zu sehen, die jüdisches Leben in Köln dokumentiert. Doch mit insgesamt 300 Objekten ist sie eine der bedeutendsten Judaica-Sammlungen Deutschlands. Mit dem jetzt restaurierten Tora-Vorhang will man auf diesen Schatz aufmerksam machen. Auch weil es im Vorfeld des im Bau befindlichen „MiQua“ („Museum im Quartier“ mit angeschlossenem Jüdischen Museum) vor dem Rathaus Zweifel gab, ob man überhaupt genügend Exponate dafür habe.

Ob auch dieser Vorhang dorthin umzieht? Michael Euler-Schmidt, stellvertretender Direktor des Stadtmuseums, und Thomas Otten, künftiger Miqua-Chef, antworteten entspannt: „Wir sind in guten Gesprächen.“.

Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, ließ sich von Michael Euler-Schmidt (r.) den restaurierten Tora-Vorhang erklären.