Köln | Der Kölner Energieversorger Rheinenergie reagiert auf detaillierte Nachfragen zu den Starkregenereignissen in der vergangenen Woche aggressiv, verschnupft und intransparent. Hat der Energieversorger die Anpassung seiner Systeme auf die Folgen des Klimawandels verschlafen und dass obwohl die Stadt Köln schon im Jahr 2013 das Projekt „Klimawandelvorsorgestrategie für die Region Köln/Bonn“ abschloss und will dies jetzt kaschieren? Die Rheinenergie schiebt die Verantwortung auf die Hausinstallationen und Unterverteilungen also zu den Hausbesitzern, ohne dies mit harten Fakten zu hinterlegen.

Der Kölner Energieversorger Rheinenergie kann die Kölner Stadtteile auch im Nachgang der Betrachtung des Starkregeneignisses vom Mittwoch der vergangenen Woche nicht exakt benennen, sondern bleibt bei einer allgemeinen Aussage und spricht von „nahezu allen Stadtteilen“, die betroffen waren. Auch die Störungen werden nicht nach Köln und dem Umland differenziert, wenn etwa von „in der Spitze mehrere Hundert Niederspannungsstörungen, dazu in Köln und im Umland in der Spitze mehr als 40 Mittelspannungsstörungen“ die Rede ist.

Rheinenergie schiebt die Verantwortung auf Hausbesitzer

Die Zahl betroffener Kund*innen habe in der Spitze stark geschwankt, es seien aber in der Spitze etliche Tausende gewesen, so der Energieversorger. Ein Mittel, wie lange Menschen im Versorgungsgebiet der Rheinenergie von der Stromversorgung abgeschnitten waren, kann das Unternehmen ebenfalls nicht benennen. Der Versorger spricht von 20 Minuten bis zu maximal 30 Stunden. Verantwortlich dafür sei der Grad der Schäden an der Infrastruktur gewesen und die Rheinenergie macht dafür vor allem die Hausinstallationen und Unterverteilungen, also Hausanlagen und damit die Hausbesitzer verantwortlich. Ein Wiedereinschalten sei erst dann wieder möglich gewesen, wenn die Hausinstallation instandgesetzt und überprüft war. Denn die Rheinenergie ist bis zum Hausanschlusskasten (HRK) verantwortlich. Den benennt das Unternehemen allerdings nicht und was ist mit den HRKs, wenn diese im Keller sind? Hausbesitzer etwa in Köln-Ehrenfeld, die eine solche Anlage im Keller haben, wurden nie proaktiv von ihrem Energieversorger Rheinenergie im vergangenen Jahrzehnt auf Probleme, die aus Starkregen dort entstehen könnten, informiert.

Zur Frage, wie sich der Energieversorger Rheinenergie auf das Tief „Bernd“, das ja mehrere Tage vorher vom Deutschen Wetterdienst angekündigt wurde, vorbereitete, antwortete der Sprecher der Rheinenergie Christoph Preuss: „Im Kontext Starkregen wie sich abzeichnendes Hochwasser wurden Rufbereitschaften verstärkt und zusätzliches Schichtpersonal aktiviert.“

Die Frage nach den Massnahmen zur Starkregenresilienz der Rheinenergie

Welche Maßnahmen hat die Kölner Rheinenergie aber in den vergangenen 5-10 Jahren ergriffen, um die Kölner Stromversorgung vor Starkregenereignissen zu schützen und zu ertüchtigen? Hier bleibt der Kölner Energieversorger im Vagen. Preuss: „Bei Instandsetzungen, Reparaturen und im Rahmen der allgemeinen Instandhaltung werden veränderte technische Normen und neue Schutzvorkehrungen umgesetzt. Wie wir in den beiden vergangenen Jahrespressekonferenzen bekanntgegeben haben, ist das Investitionsvolumen der RheinEnergie in den letzten Jahren um zweistellige Millionenbeträge gestiegen, um die technische Infrastruktur zu stärken und zu sichern. Das betrifft auch Starkregenereignisse oder Hochwasser.“

Der Energieversorger spricht davon, dass Investitionen ins Netz nie einem primären Zweck diene. Das mag so richtig sein, aber die Rheinenergie flieht hier vor der Frage, ob sie sich mit der Frage von Starkregen und Resilienz ihrer Systeme vor den Folgen des Klimawandels fokussiert oder nachrangig beschäftigte. Dabei müsste das Unternehmen etwa diese Thematik im Blick haben, denn bereits im Jahr 2013 schloss die Stadt Köln das Kooperationsprojekt „Klimawandelgerechte Metropole Köln“ mit seinen Partnern LANUV, dem Deutschen Wetterdienst (DWD), der Stadt Köln und den Stadtentwässerungsbetrieben Köln (StEB) ab, das zum Ziel hatte, die Folgen des Klimawandels auf Ballungsgebiete detailliert zu untersuchen. (Die Berichterstattung von report-K findet sich hier: https://www.report-k.de/Koeln-Nachrichten/Koeln-Nachrichten/Projekt-Klimawandelgerechte-Metropole-Koeln-mit-Prognose-Mehr-Starkniederschlaege-Hitzebelastung-im-Sommer-nimmt-zu-23995

In Abschlussbericht dieses Kooperationsprojekts wird explizit vor Starkregenereignissen gewarnt. Dazu gesellte sich etwa im Jahr 2019 die „Klimawandelvorsorgestrategie für die Region Köln/Bonn“ als Praxishilfe. Wer also jetzt egal in Politik oder auf Seiten der Versorger sagt, es habe sich um ein unvorhersehbares Ereignis gehandelt, der hat entweder damals geschlafen oder will sein Nichthandeln kaschieren, so muss das kommentiert werden.

Die Einwohner*innen und die Stadtgesellschaft kann und muss Transparenz von mit der Daseinsvorsorge betrauten Unternehmen wie der Rheinenergie einfordern und hat einen Anspruch darauf konkrete Antworten zu erhalten. Eine allgemeine Investitionsaussage kann bedeuten, dass gar keine Mittel für eine Förderung der Resilienz der Rheinenergie-Systeme gegen Klimafolgen ausgegeben wurden, oder nur ein ganz geringer Anteil. Das würde bedeuten, dass dies kein Fokusthema für die Kölner Rheinenergie ist.

Das hat aber gleichzeitig in zweifacher Hinsicht Auswirkungen. Primär und konkret, die Infrastruktur ist nicht resilient, wie wir es jetzt gesehen haben. Sekundäre Auswirkung ist, dass wenn der Energieversorger und Daseinsvorsorger das Thema in seiner Vorbildfunktion nicht bespielt, werden etwa die Endnutzer auch nicht sensibiliert und hier versucht die Rheinenergie ja auch die Verantwortung hinzuschieben, wenn sie in der Frage der Probleme in der Infrastruktur ausschließlich die Hausinstallationen für die die Hausbesitzer verantwortlich sind, benennt.

Resilienz kann aber nur gemeinsam erreicht werden, wenn alle Seiten konkret wissen, woran es lag und dann jeweils die richtigen Schlüsse gezogen werden können. Im Sinne eines Learnings aus dem Starkregenereignisses für die Bürgergesellschaft der Stadt ist das Verhalten der Rheinenergie nicht dienlich.

Autor: Andi Goral
Foto: Ein Hausanschlusskasten der Rheinenergie in Ehrenfeld in einem Keller