Köln | Der langjährige TV-Moderator Alfred Biolek ist tot. Er starb am Freitag in seiner Kölner Wohnung im Alter von 87 Jahren, berichteten mehrere Medien übereinstimmend. Biolek wurde ab Ende der 1970er-Jahre mit Fernsehsendungen wie „Bio’s Bahnhof“, „Boulevard Bio“ oder „Alfredissimo“ bekannt.

Während er in seinen Talkshows für einen den Gästen gegenüber für heutige Verhältnisse besonders höflichen und respektvollen Fragestil bekannt war, machte er in Kochsendungen eines seiner Hobbys zum Beruf. Weniger bekannt war die umfangreiche unternehmerische Tätigkeit Bioleks, unter anderem als TV-Produzent für andere Künstler, aber auch eine Beteiligung an einem bekannten Kölner Restaurant. Daneben engagierte er sich unter anderem für Entwicklungshilfe in Afrika und gründete dafür eine eigene Stiftung.

Biolek fehlt auf den Roten Teppichen von Köln

Alfred Biolek liebte die Kultur und war häufiger Gast bei den Gastspielen im Rahmen der Sommerfestivals in der Kölner Philharmonie. Er wird dort fehlen, seine lässige, coole und souveräne Art bis ins hohe Alter mit der Öffentlichkeit umzugehen. Ein medialer Vollprofi mit der richtigen Mischung aus Zurückhaltung und in sich in Szene setzen können.

Der WDR-Intendant und ARD-Vorsitzende Tom Buhrow, in einem schriftlichen Statement: „Mit Alfred Biolek verlieren wir ein Allroundtalent des deutschen Fernsehens. Er war nicht nur ein begnadeter Talkmaster, sondern auch Ideengeber, Entdecker, Förderer und äußerst kreativ. Sein Interesse galt den Menschen, der Kunst, Kultur und der anspruchsvollen Unterhaltung. Gerne erinnere ich mich auch an seine Kochsendung ‚alfredissimo!‘. Mit wieviel Freude und Humor er sie zusammen mit seinen prominenten Gästen zelebrierte, das war mir beim Zuschauen immer ein Vergnügen. Und für den WDR kann ich sagen, dass wir uns glücklich über die Zusammenarbeit mit ihm schätzen können.“

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker würdigt Alfred Biolek: „Mit Alfred Biolek verliert Köln eine herausragende Persönlichkeit. Sein Name stand für die gute Fernsehunterhaltung in Deutschland, die er über viele Jahrzehnte mit prägte. Dabei überzeugte er vor allem durch sein authentisches und einladendes Wesen. Alfred Biolek suchte immer und überall nach dem Verbindenden. Diese Haltung war der Schlüssel für seinen Erfolg.“ Alfred Biolek hinterließ seinen schriftlichen Nachlass dem Historischen Archiv der Stadt Köln. (Bestand 1895)

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KHM gedenkt Alfred Biolek

Alfred Biolek war Mitglied des Gründungsbeirats der Kunsthochschule für Medien Köln und von 1990 bis 1997 nebenberuflicher Professor der KHM. 1998 wurde er zum Honorarprofessor der Hochschule ernannt.

Ein Nachruf von Dietrich Leder, Kollege und Professor an der KHM von 1994 bis 2021 (Im Wortlaut)

„Alfred Biolek, der am Freitag, den 23. Juli, im Alter von 87 Jahren starb, war nicht nur ein erfolgreicher Fernseh-Moderator, ein experimentierfreudiger Redakteur und erfahrener Produzent. Er war zugleich ein ordentlich promovierter Jurist, auch wenn er über die Zeit seines Jura-Studiums und die nachfolgende Anstellung im Justiziariat des ZDF ungern sprach, da ihn die Jurisprudenz doch eher langweilte. Und er war seit 1990 nebenberuflicher Professor für Fernsehen an der neu gegründeten Kunsthochschule für Medien Köln (KHM).

Er teilte sich mit Dr. Horst Königstein, damals Redakteur im NDR, und Dr. Hansjürgen Rosenbauer, damals Kulturchef des WDR-Fernsehen, eine volle Professur. Drei promovierte Professoren an einer Kunsthochschule, die für ein ambitioniertes, aber stets auch erfolgsorientiertes Fernsehen standen. Das war mehr als ungewohnt, unterstrich aber, dass die KHM nicht eine weitere klassische Kunsthochschule sein sollte, sondern mehr und anderes. Für sie zählten die populären Künste wie der Kinofilm, die Popmusik oder das audiovisuelle Design zu ebenso bedeutsamen Fächern wie die der Bildenden Kunst. Alfred Biolek amtierte zunächst also nicht als Honorarprofessor, sondern war einer von mehreren nebenberuflichen Professoren, die neben ihrer beruflichen Praxis die Studentinnen und Studenten der KHM in die Möglichkeiten eines modernen, gesellschaftlich relevanten und ästhetisch ambitionierten Fernsehens einführten. Zugleich wirkte er in der Selbstverwaltung der Hochschule mit, so saß er mehrere Jahre im Hochschulrat, dem Vorgängergremium des heutigen Senats, in dem sein Wort Gewicht selbst bei denen hatte, die ihn sonst als Fernsehmann nicht unbedingt ernst nahmen. In seinen Seminaren vermittelte Alfred Biolek nicht irgendeinen Wissenskanon. Er verstand seine Lehre als Orte, in denen die Studentinnen und Studenten frei ihre Ideen entwickeln konnten. Er war jemand, der ihnen vieles ermöglichte, Wege bahnte, Hindernisse beseitigte, bis diese Ideen so realisiert werden konnten, wie sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer seiner Seminare das vorgestellt hatten. Eine Art Fernsehlabor, in dem mit viel Leidenschaft und stets gutem Essen, das er für alle kochte, experimentiert wurde.

Er stellte sich in den Dienst dieser Projekte bis in die Selbstironisierung hinein. Um nur ein Beispiel zu nennen: In der Show „Farbfernsehen“, die Claudia Horst (Produktion), Sarah Siegl (Redaktion), Peter Dommaschk (Autor), Ingo Haeb (Moderation), Lars Montag (Live-Regie), Dirk Oetelshoven (Autor) und Uli Wilkes (Bühnenbild und Design) entwickelten und dann in Zusammenarbeit mit dem WDR 1996 unter professionellen Bedingungen realisiert hatten, ist Alfred Biolek als Bühnenarbeiter zu sehen, der einen besonderen visuellen Gag vorbereitet und also sofort von seiner Person ablenkt. Unvergessen auch die Show „No Talk“, mit der Uli Wilkes (Konzept, Design, Regie) 1998 sein Studium an der KHM abschloss. Hier treffen sich sieben bekannte Fernsehmoderatorinnen und -moderatoren in einem Studio, um 45 Minuten lang zu schweigen. Neben Alfred Biolek wirkten an diesem Experiment, das bei seiner nächtlichen Fernsehausstrahlung eine enorme Resonanz und nebenbei auch eine hohe Einschaltquote erreichte, unter anderem Arabella Kiesbauer, Günter Jauch und Roger Willemsen mit.

1998 wurde Alfred Biolek zum Honorarprofessor der KHM ernannt. Der Grund war ebenso einfach wie generös. Er hatte damals erklärt, dass er das Gehalt eines nebenberuflichen Professors nicht mehr bedürfe. Er wollte aber weiter an der KHM arbeiten und unterrichten. Durch den Wechsel im Status gewann die Hochschule eine weitere nebenberufliche Professur hinzu, ohne Alfred Biolek zu verlieren. So war er noch Jahre, nachdem er das Pensionsalter erreicht hatte, für die KHM tätig, beispielsweise moderierte er lange Zeit die jährliche Diplomfeier. Die KHM verliert mit ihm einen ihrer Mitbegründer, einen großartigen Hochschullehrer, einen großzügigen Freund und Unterstützer. Sie wird ihn in Erinnerung halten.“ Dietrich Leder

Autor: red, dts
Foto: Alfred Biolek bei der Premiere von „Béjart Ballet Lausanne: Queen, Versace und Ballet for Life“ im Rahmen des 28. Kölner Sommerfestivals am 29. Juli 2015 in der Kölner Philharmonie.