Köln | Schon um 10.30 Uhr hatte sich heute Vormittag vor dem Eingang der Dombauhütte eine lange Schlange gebildet. Ungeduldig warteten die Menschen auf Einlass in die Werkstätten des Doms. Erster Anlaufpunkt war die Glasrestaurierung, wo die Handwerker bereitwillig über ihre Arbeit informierten. Derzeit arbeiten sie an einem neuen Fester für das nördliche Querhaus, das mit Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert originalgetreu entsteht. Bis zu einem Jahr dauert die aufwändige Arbeit an dem bunten Kunstwerk.

Traumjob Bildhauer

Eine Etage tiefer war Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner voll im Einsatz. Für einen Euro Spende signierte sie Postkarten des Doms für die Besucher, die auch hier Schlange standen. „Das ist ziemlich witzig, aber auch ziemlich anstrengend für mein Handgelenk“, sagte die gut gelaunte Chefin der Dombauhütte, die im Herbst in den Ruhestand gehen wird und ihr Amt dann an ihren Nachfolger Michael Hauck übergibt, der bereits seit drei Monaten in Köln ist. Extra aus Schleswig-Holstein ist Nina Ohldag an den Rhein gezogen, um ihren Traumjob zu bekommen. Sie ist eine von drei Bildhauerinnen in der Dombauhütte und arbeitet gerade an einer Musikanten-Figur, die künftig den großen Fenstern als Aufnehmerstück dienen wird. „Wir haben ein Originalmodell aus dem 19. Jahrhundert, nach dem ich die Figur nun neu modelliere“, sagte die Bildhauerin, die beim Dom auch ihre Ausbildung gemacht hat.

Nebenan kümmerte sich Kollege Michael Oster unter den Augen der vielen Besucher um die beschädigte Figur des Seth vom Westportal. Sie braucht einen neuen Hirtenstab, eine neue Hand und auch das Gewand muss ergänzt werden. „Die Prothesen werden mit Dübeln und mineralischem Kleber befestigt. Ich muss jetzt aber die Schäden erstmal genau begutachten“, sagte der Bildhauer und gibt seinen Gästen gleich nach ein paar Expertentipps für eigene Heim.

„Da steckt viel Herzblut drin“

Zu den vielen Gewerken in der Dombauhütte gehören auch die Metallbauer, die moderne und traditionelle Schmiedetechnik kombinieren, um für den Dom Halterungen oder Klemmen herzustellen. Auch die Meißel der benachbarten Steinmetze werden in der Schmiede aufgearbeitet. „Wir machen auch ganz normale Schlosserarbeiten und Reparaturen“, sagte Norbert Clemens, der seit 1985 im Schatten des Doms arbeitet. „Wenn man als Kölner am Dom seinen Arbeitsplatz hat, ist das einfach großartig. Da steckt viel Herzblut drin“, erklärt der 50-Jährige.

Die wieder scharfen Meißel kommen unter anderem bei Steinmetz Markus Tanzyna zum Einsatz. „Bei der Arbeit, die wir hier machen ist vor allem Genauigkeit gefragt. Wir bekommen technische Zeichnungen, nach denen wir dann die Steine exakt bearbeiten.“ Sein Kollege Thomas Kaintoch hat gerade ein mittleres Teil einer Figurkrönung vom Hauptportal in Arbeit. „Ein halber Jahr dauert es, bis der Kalkstein fertig bearbeitet ist. Wir müssen immer höchste Qualität liefern“, sagte der Mann, der vor 30 Jahren eher durch Zufall zur Dombauhütte gekommen ist.

In der Dombauhütte arbeiten knapp 90 Mitarbeiter. Dazu gehören Steinmetze, Bildhauer, Gerüstbauer, Dachdecker, Maler, Glasrestauratoren, Metallbauer, Silber- und Goldschmiede, Elektriker, Architekten, Bauingenieure, Kunsthistoriker, Archäologen und die Mitarbeiter des eigenen Verlags. Im Domforum gibt es derzeit eine Schau über die Arbeit der Dombauhütte. Sie war zusammen mit dem Wechsel der Dombaumeister Anlass für den Tag der offenen Tür, den es eher selten gibt.  

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Tag der offenen Tür in der Kölner Dombauhütte