Köln | „Pegida NRW“ hatte heute zu einer Kundgebung und einem Aufmarsch in Köln aufgerufen. Die Polizei spricht von rund 1.700 rechten Teilnehmern und 1.300 Gegendemonstranten. Während die linke Demonstration weitestgehend friedlich verlief, kam es bei der rechten Demonstration zu erheblichen Ausschreitungen. Es wurden mehrere Menschen verletzt, darunter auch eine Journalistin.

Auf Facebook zeigt die Redaktion von report-K zwei Videos von den Ausschreitungen >

Fotostrecke: Pegida NRW und Gegendemonstration in Köln >

Gegen 13 Uhr demonstrieren bereits hunderte Menschen gegen den rechten Aufzug von „Pegida NRW“. Immer wenn Rechte die linke Demonstration passieren, brandet Protest auf. Die Polizei hat beide Gruppen getrennt. Kurz zuvor protestieren mehr als 1.000 Frauen und Männer gegen sexuelle Gewalt friedlich auf der Domtreppe. Ein Flashmob singt den Song von Marita Köllner: „Denn mir sin kölsche Mädcher – Hann Spetzebötzjer an – Mir lossen uns nit dran fummele – Mir lossen keiner dran.“

Bis 13:30 Uhr haben sich bei der rechten Kundgebung rund 120 Menschen eingefunden. Einige von ihnen werden von der Kölner Polizei durchsucht. Alle müssen ihre mitgebrachten Flaschen abgeben. Ein großer Container ist aufgestellt. Kurz danach kommt ein Zug an. Er bringt mehr als 400 Hooligans nach Köln und kommt aus dem Ruhrgebiet. Die Stimmung wird aggressiver, es kommt zu verbalen Schreiereien zwischen linken und rechten Demonstranten am Ausgang der B-Passage des Hauptbahnhofes. Die Bundespolizei hat Spezialkräfte eingesetzt und den Zug begleitet. Es knallen die ersten Böller. Zwei Beamte der Bundespolizei werden noch am Bahnsteig verletzt. Sie erlitten ein Knalltrauma und mussten in die Kölner Uniklinik eingeliefert werden. Um 13:42 Uhr explodiert der erste Böller auf dem Breslauer Platz bei der rechten Demonstration. Es herrscht ein Verbot für das Mitbringen und Abbrennen von Pyrotechnik. Die Kundgebung der Rechten ist von 14 bis 16:30 Uhr angemeldet.

Die Kundgebung der Rechten beginnt. Die mitgebrachten Deutschlandfahnen sind verteilt und wehen im Wind. Auch drei Reichskriegsflaggen, die ohne Hakenkreuz, gezeigt werden können. Auch die Fahne der Identitären weht. Die Transparente sprechen eine eindeutige Sprache: „Kriminelle Ausländer“ raus, man wünscht sich Orban statt Merkel oder „Refugees Stop No Welcome“. Man fordert immer wieder „Merkel muss weg“, „Reker muss weg“ und man schreit „Lügenpresse“ und wirft dieser Wahlen zu fälschen. Schlimmer noch man fordert „Asylverbot für alle Muslime“. Die Reden dauern, manchem Hooligan zu lange. Einige von ihnen haben einen Kiosk an der Domstraße entdeckt. Eine große Gruppe deckt sich jetzt neu mit Glasflaschen ein. Es wird ordentlich getrunken, Bier und Jägermeister. Der Polizei fällt dies auf. Man fordert die Hooligans über den Lautsprecherwagen auf, die Flaschen nicht mit in die Demonstration zu nehmen. Einige halten sich daran, einige nicht.

Schon bevor der Aufzug losgeht, schaukelt sich die Stimmung bei den Hooligans hoch. Sie wollen unbedingt an die Spitze des Aufzuges. Schon wenige Meter nach dem Losgehen werden wieder Böller gezündet. Immer wieder weist die Polizei darauf hin, das Abbrennen von Pyrotechnik zu unterlassen. Der Aufzug kommt auf der Turiner Straße nur wenige Meter weit bis Unter Krahnenbäumen. Die Polizei hält den Aufzug an. Teilnehmer haben sich vermummt. Die Polizei fordert sie auf die Vermummung abzulegen. Es werden weitere Böller gezündet, um 15:40 Uhr fliegt die erste Flasche in Richtung Polizeibeamte und Journalisten. Kurz versuchen die Hooligans die Polizeiabsperrung zu durchbrechen, das misslingt. Dann versucht man eine Sitzblockade, an der sich nicht allzu viele Hooligans beteiligen. Man will nicht weggehen. Immer wieder werden Journalisten beschimpft und gefragt wo man an Silvester war. Der Ruf „Wo wart ihr an Silvester“ wird Polizeibeamten und Journalisten entgegengerufen. Immer wieder fliegen Böller und Flaschen.

Die Polizei fordert die Demonstranten auf, die friedlich gesinnt sind, sich vom unfriedlichen Teil zu trennen. Die Dichte der Flaschen- und Böllerwürfe wird immer dichter. Der Wasserwerfer ist aufgefahren, die Demonstranten bereiten sich auf dessen Einsatz vor. Gegen 16:10 Uhr setzen die Polizeibeamten massiv Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Auch der Wasserwerfer wird eingesetzt. Die Hooligans werden in Richtung Hauptbahnhof zurückgedrängt. Immer wieder werden Böller gezündet und Flaschen geworfen. Die Polizei beendet die Kundgebung. Das stört die Rechten nicht, als man Startort zurück ist, gibt es weitere Reden. Man kritisiert die Polizei und deren Vorgehen. Es wird behauptet die Polizei habe jetzt erst die Kundgebung beendet. Die Polizei begleitet einen Sonderzug mit rund 500 Hooligans zurück ins Ruhrgebiet. Vor dem Bahnhof ziehen die Beamten immer wieder Rechte aus der Gruppe und setzen sie fest. Im Bahnhof singen die Rechten die erste Strophe des Deutschlandliedes.

Die Polizei berichtet von vier Verletzten. Ein Journalistin soll eine Platzwunde am Kopf haben. Ein Beamter der Landespolizei wurde verletzt und die beiden Beamten der Bundespolizei mussten in eine Klinik. Auch die Journalistin musste rettungsdienstlich betreut werden. Der Kölner Polizei ging es heute auch darum das Vertrauen der Bevölkerung wieder zu gewinnen. Dies ist ihr gelungen. Sie hatte die Lage jederzeit im Griff, zumindest bis zum frühen Abend. Nach der Demonstration bildeten sich kleine Grüppchen die rund um den Hauptbahnhof unterwegs sind und die sich mit dem jeweils anderen Lager oder der Polizei Scharmützel lieferten und liefern.

Autor: Andi Goral