Köln | Schon knapp zwei Stunden nach der Eröffnung geht nichts mehr: „Derzeit sind die Räume so gut gefüllt, dass wir keine neuen Besucher mehr reinlassen können“, sagt der Pressesprecher von Europas größer Turnschuh-Convention Sneakerness, Dominic Pohlmann. Derweil reicht die Schlange vor der Halle auf dem ehemaligen 4711-Firmengelände bis zum Eingang eines nahegelegenen Einkaufszentrums.

„Es gibt immer mehr, die den Lifestyle-Faktor von Turnschuhen erkennen und die besondere Modelle suchen, die es nicht überall zu kaufen gibt. Wir haben hier Jugendliche und Schüler genauso wie jung gebliebene Erwachsene und Familien“, erklärt Pohlmann. Dazu trägt auch bei, dass Musikstars wie Alicia Keys oder Kayne West ihre eigenen Turnschuhe kreieren, die auch schon mal für 2500 Euro verkauft werden.

Obwohl er gar nicht sammeln wollte, ist Christoph aus Köln zum Sammler geworden und präsentiert in Ehrenfeld in einem nachgebauten Kinderzimmer seine 150 Jordan-Basketball-Stiefel von Nike. „Ich spiele selbst Basketball und habe mir im die Schuhe gekauft, die mir gefallen haben. Michael Jordan fand ich als Sportler toll und auch die Schuhe waren perfekt“, berichtet der 33-Jährige von den Anfängen seiner Leidenschaft. Sein teuerstes Paar Turnschuhe hat 500 Euro gekostet.

Die Sammelleidenschaft zum Beruf gemacht hat Marc Leuschner, der in Berlin mit Overkill inzwischen einen eigenen Laden betreibt. „Bei gibt es neue Sneaker und Sammlerstücke für Leute, die keinen Turnschuh von der Stange wollen. Meine eigne Sammlung umfasst knapp 500 Schuhe.““ Sein teuerstes Paar in Köln sind Nike Galaxy für stolze 900 Euro.

Für den Frankfurter Robert sind es die 90er Jahre, die ihn faszinieren. „Die Farben und Formen gibt es so heute nicht mehr und auch die auf Retro gemachten Turnschuhe, kommen an die der 90er nicht heran“, sagt der 29-Jährige. Dass er an seinem Stand sich von den gesammelten Stücken wieder trennen muss, kann er verschmerzen: „Ich habe inzwischen 300 Paare, das sprengt so langsam meine räumlichen Möglichkeiten.“

Wer unterwegs Sneaker sieht, die er gerne haben möchte, die aber er aber nicht kennt, für den ist die Internetplattform sneakerpedia.com das Richtige. „Unsere Nutzer stellen ihre Turnschuhe online und erzählen ihre Geschichte dazu. So findet jeder den Schuh, den er sucht“, sagt Sergio Muster, der Erfinder der Sneakerness.

Neben kleinen Turnschuh-Herstellern und Händlern finden sich in den früheren Räumen von Condomi auch große Marken wie Reebok, Puma oder Asics: „Für uns ist die Convention ein wichtiges Treffen, bei dem wir unsere Neuheiten präsentieren und mit den Sammlern ins Gespräch kommen können. Die Nachfrage in diesem Segment wird immer größer“, sagt der für den Bereich Lifestyle zuständige Verkaufsleiter bei Puma, Andreas Joost.

Bei Asics gibt es mit Onisuka Tiger eine eigene Lifestyle-Marke: „Gefragt sind farbenfrohe Laufschuhe im Retrostil, die aber vor allem im Alltag getragen werden. Die Szene wächst stetig“, freut sich Rolf Preußer von Asics. Dass solche Schuhe wertstabil sind weiß Sammler Markus aus Köln: „Ich habe schon mal 600 Euro für ein Paar ausgegeben. Die kann ich aber problemlos für einen höheren Preis wieder verkaufen“, erläutert der 33-Jährige, der seine gut 100 Paare auch regelmäßig selbst trägt.

www.sneakerness.de

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Christoph und Joana aus Köln mit ihrer Jordan Sammlung