Köln | Das Kölner Netzwerk „Kein Mensch ist illegal“ hatte im Rahmen des „No Border Camps“ erneut zu einer Demonstration aufgerufen. Beim sogenannten „Spaziergang“ durch die Domstadt haben die Aktivisten auf Orte im Zentrum aufmerksam gemacht, die nach ihren Angaben „Bezugspunkte rassistischer und diskriminierender Praxis“ darstellen. Die Aktion begann am Bahnhofsvorplatz, weil vom Kölner Hauptbahnhof nach Angaben der Demonstranten Züge mit Abschiebehäftlingen Richtung Düsseldorf fahren. Von dort zogen die Teilnehmer vor die Kölner Niederlassung von „Amnesty International“ in die Domstraße. Die Organisation setzt sich, genauso wie das Kölner Netzwerk, für die Rechte von Flüchtlingen ein.  

Am Nachmittag versammelten sich die Aktivisten dann in der Markmannsgasse, in der „Pro Köln“ ihren Sitz hat. Hier wandten sich die Demonstranten gegen die Partei, die eine „auch überregional rassistische Politik betreibt“, war von der Organisatoren des ‚“Spaziergangs“ zu hören. Um auf die Rechte von Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen aufmerksam zu machen, hieß „Agsira“ die nächste Station der Kundgebung. Die Arbeitsgemeinschaft in der Martinstraße hat sich zum Ziel gesetzt, gegen internationale sexuelle und rassistische Ausbeutung vorzugehen.

Am frühen Abend endete die Kundgebung dann auf der Hohenzollernbrücke. „Die Brücke dient als Spur der Erinnerung an die Deportation von Roma und Sinti“, sagte eine Teilnehmerin. Im Jahr 1990 zog der Künstler Gunter Demnig eine 16 Kilometer lange Farblinie von dort bis zum Deutzer Bahnhof, von dem aus im Mai 1940 Deportationen stattgefunden hatten. Die Linie ist heute nicht mehr erhalten, an verschiedenen Stellen wurden aber kurze Abschnitte aus Bronze als Erinnerung in den Boden eingelassen. Mehr dazu finden Sie unter www.museenkoeln.de/ns-dok

Schon am Donnerstag hatten Aktivisten des „No Border Camps“ vor der Ausländerbehörde in Köln-Kalk auf ihren Unmut aufmerksam gemacht und sich für ein unbegrenztes Bleiberecht von Asylbewerbern und Flüchtlingen eingesetzt.

Demonstrationen auch in Dortmund und Düsseldorf

Doch Köln war nicht die einzige Stadt, in der die Aktivisten des „No Border Camps“ auf ihre Forderungen aufmerksam machten. Während es sich in Köln nur um einen „Spaziergang“ handelte, setzten die Demonstranten in zwei weiteren Städten andere Zeichen.

Bei einem Aufmarsch in Dortmund hatten sie gemeinsam mit dem „Antifa-Bündnis“ und dem „Transnationalen Aktionsbündnis“ die Behörden lautstark aufgefordert, den Fall Ousman Seys aufzuklären. Der Asylbewerber aus dem Sudan war am 7. Juli 2012 in Polizeigewahrsam gestorben.

In Düsseldorf hatten zehn Aktivisten einer Menschenrechtsgruppe sogar das französische Generalkonsulat besetzt. Hier forderten sie die Aufklärung des Todes eines Migranten in Calais. In den vergangenen sieben Monaten habe es allein drei als Selbstmord zu den Akten gelegte Todesfälle bei Einwanderern in der französischen Stadt gegeben, heißt es.

Zeitgleich waren 40 weitere Teilnehmer in die Landesgeschäftsstelle der Grünen in Düsseldorf eingedrungen. Dort forderten sie die Politiker auf, sich für ein Abschiebestopp, für die Abschaffung der Residenzpflicht und für die Auflösung von Sammellagern einzusetzen. Zudem beklage man, dass Asylbewerber und Flüchtlinge kein Recht auf Protest gegenüber Staatsorganen hätten. 

Autor: Mario Lehmann