Köln | Am vergangenen Samstag berichtete report-k.de über die Darstellung der Archäologischen Zone in der Online-Enzyklopädie „Wikipedia“ [Hier den Bericht lesen]. Die textliche Fassung ließ Zweifel an der Neutralität der Darstellung aufkommen. Auf einer Forumsunterseite wurde eine PR Agentur genannt, die maßgeblich dort mitgewirkt haben soll. Auftraggeber dieser PR Agentur ist die Stadt Köln, die den Vorgang heute offiziell bestätigte.

Report-k.de stellte dem städtischen Presseamt drei Fragen, die heute beantwortet wurden.

Report-k.de: Hat die Stadt Köln oder eine eigenbetriebliche Einrichtung der Stadt Köln eine Agentur mit der Öffentlichkeitsarbeit Archäologische Zone/Jüdisches Museum beauftragt, die neben klassischen PR- und Werbemaßnahmen auch soziale Medien oder Enzyklopädien wie Wikipedia bespielt?

Stadt Köln: Für das Projekt Archäologische Zone/Jüdisches Museum hat die Stadt Köln bereits seit längerem eine Werbeagentur eingeschaltet, die mit verschiedenen PR-Maßnahmen die bundesdeutsche aber auch internationale Öffentlichkeit über dieses bedeutende Projekt regelmäßig informiert. Dazu bedient sich die Agentur verschiedener Methoden vom Informationsbanner an der Archäologischen Zone über die Gestaltung von Werbe- und Informationsbroschüren, Katalogen bis hin zur Vorbereitung von Presseterminen und die Information der Internet-Nutzer. In diesem Rahmen wurden auch Beiträge für das Online-Lexikon Wikipedia in das Internet eingestellt. Die Inhalte für den Beitrag über Archäologische Zone/Jüdisches Museum wurden bereits während der Planungsphase zusammengetragen und im weiteren Verlauf von der Agentur um aktuelle Informationen über Grabungsergebnisse, Funde und die Museumsplanung ergänzt. Diese Informationen stammen aus dem offiziellen Grabungsbericht und aus dem wissenschaftlichen Kolloquium zur Archäologischen Zone und dem Jüdischen Museum, das im Juli 2011 in Köln stattfand. Die freie Online-Enzyklopädie Wikipedia basiert bekanntlich auf dem Prinzip einer durch die Benutzer weitergeführten Erweiterung oder auch Kommentierung der dort hinterlegten Informationen.

Wird die Stadt Köln selbst in sozialen Medien oder Enzyklopädien wie Wikipedia aktiv und schreibt dort aktiv an Artikeln über und zur Stadt Köln mit?

Die Stadt Köln ist in sozialen Medien auf Facebook.com/koeln aktiv. Auch der OB, die Stadtbibliothek, die Feuerwehr und einige Museen haben eigene ausgewiesene Profile. Der Träger ist jeweils im Impressum ausgewiesen.

Haben Sie, oder eine von Ihnen beauftragte Agentur, ganz konkret im Fall der Archäologische Zone/Jüdisches Museum Texte in Wikipedia eingestellt?

Wie bereits geschildert, hat die von der Stadt Köln mit Werbemaßnahmen für die Archäologische Zone/Jüdisches Museum beauftragte Agentur im Rahmen ihrer Tätigkeit auch einen Extrakt aus den bisherigen offiziellen Veröffentlichungen der Archäologischen Zone in Wikipedia eingebracht. Die jeweiligen einzelnen Quellenangaben werden kurzfristig zur weiteren Verdeutlichung eingestellt.

Neutralitätsbaustein gesetzt – aber reicht das?

Mittlerweile hat man bei Wikipedia einen so genannten „Neutralitätsbaustein“ gesetzt. Der Fall wirft die Frage auf, warum sich „Wikipedia“ nicht an die zumindest im Journalismus geltende Regel hält, dass Werbetexte und das sind Artikel oder Artikelbearbeitungen von PR-Agenturen, so zu kennzeichnen sind, dass der Leser sie deutlich als das erkennt, was sie sind: Werbung. Und da ist es ganz gleich ob es sich um staatliche oder kommerzielle Werbung handelt. Ganz im Gegenteil, der Staat oder in diesem Fall die Stadt sollte besonders auf eine saubere Trennung achten und Vorbild sein. „Wikipedia“-Artikel sollten kritische Leser immer hinterfragen.

Autor: Andi Goral