Köln | Jetzt hat Köln einen Roncalliplatz und einen Circus-Roncalli-Weg. Der eine liegt neben dem Dom, der Weg in Köln-Mülheim und führt direkt zum Winterquartier, des in den Medien als „Traumzirkus“gelobten Circus Roncalli. Und wenn alles klappt wird hier ein einzigartiges Museum mit kleiner Eventhalle entstehen. Bernhard Paul erläuterte seine nächsten Ziele bei der Enthüllung des Straßenschildes im Beisein des Mülheimer Bezirksbürgermeisters Norbert Fuchs.
— — —

Das Roncalli Winterquartier heute und damals >

— — —

Das Gelände des Winterquartiers des Circus Roncalli in Köln Mülheim hat schon eine große Zirkusgeschichte geschrieben. Geht es nach den Plänen von Bernhard Paul, wird es dies als Zirkusmuseum noch lange tun und vor allem die Historie erzählen und zwar nicht nur des Circus Roncalli, sondern auch von den Beatles, Marlene Dietrich und David Bowie und vielen mehr. Und so könnte der Circus-Roncalli-Weg eine Pilgerstätte für Fans des Zirkus aus der ganzen Welt werden. Soweit die Pläne. Heute war es zunächst etwas profaner, aber selbst bei der Enthüllung eines Straßenschildes hat Bernhard Paul eine Geschichte parat.

Der Straßenname

2014 sprach der damalige Oberbürgermeister Jürgen Roters den Mülheimer Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs an und präsentierte ihm die Idee des Circus-Roncalli-Weges. Denn die Benennung von Straßen liegt in der Oberhoheit der Bezirksvertretungen in Köln und die stimmte prompt zu. Also sollte der Neurather Weg umbenannt werden. Aber dann kam die Kölner Verwaltung, in diesem Fall das Liegenschaftsamt und trug Bedenken vor. Es könnte zu einer Verwechslung zwischen dem Roncalliplatz in der Stadtmitte und dem Circus-Roncalli-Weg kommen. Für den Bezirksbürgermeister war dieser verflixte gordische Knoten der Verwechslungsgefahr nicht zu trennen, also musste noch einmal Oberbürgermeister Jürgen Roters ran. Das unmögliche gelang und die Umbenennung wurde gestattet.

Jetzt schreibt die Kölner Satzung vor, dass ein Jahr lang der neue Straßenname mit einem roten diagonalen Strich durchgestrichen, über dem alten Straßenschild hängt. Dies tat er und damit war auch diese Hürde genommen. Heute gab es eine rote Schleife für beide Schilder und seit heute gibt es in Köln keinen Neurather Weg mehr, sondern nur noch den Circus-Roncalli-Weg. Und Bernhard Paul fügte eine kleine Anekdote an: Rudi Carell suchte einmal stundenlang den Neurather Weg, denn der mündet ebenso wie der Neurather Ring in die Berliner Straße nur ein wenige hundert Meter weiter westlich. Und nicht wie Roncalliplatz und Circus-Roncalli-Weg Kilometer und von einem breiten Strom mit Namen Rhein getrennt. So viel zur drohenden Verwechslungsgefahr und den Bedenken vortragenden städtischen Bediensteten des Kölner Liegenschaftsamtes. Wer solches nicht glaubt der sollte mal den Namen „Hauptstraße“ googeln.

Dieser Oldtimer soll roncallisiert werden und für den Verkauf von veganen und vegetarischen Snacks zur Verfügung stehen.

Kurskorrektur bei Roncalli – Keine Tiere mehr

Es wird bei Roncalli keine Tiere mehr in der Manege geben, außer sie werden von Menschen gespielt – wie ein Pferd, dessen Choreografie gerade eingeübt wird. Auch die Ponys werden nicht mehr eingesetzt. Paul sagt, dies sei kein Kniefall vor den Forderungen von Tierschutzorganisationen sondern weil er die Tiere liebe und weil der Zirkus mit immer weniger Platz und immer weniger Grün auf seinen Tourneen auskommen müsse. Dafür hat Paul zwei Oldtimer gekauft, die zwar noch „roncallisiert“ werden müssen, aber einem geänderten Snackverhalten der Besucher Rechnung tragen. So wird es in Zukunft bei Roncalli auch vegane und vegetarische Gerichte geben.

Der „Boulevard der Broken Dreams“

Das Zirkusmuseum wächst und gedeiht in der Vorstellung von Bernhard Paul. Paul ist nicht nur Zirkusdirektor mit Visionen sondern auch ein passionierter Sammler. Mehr als 10.000 Zirkusplakate befinden sich in seinem Fundus, ein komplettes Wiener Cafehaus und viele Stücke der Alltagskultur. Rund 40 Kaufmannsläden mit Waren und Fassaden, vom Tante Emma-Laden bis zum Friseursalon. Alte Schaustellergeschäfte und ein Fundus von mehr als 5.000 Kostümen. So soll in Mülheim nicht nur ein Zirkusmuseum entstehen, sondern auch eine Hall of Fame. Etwa Marlene Dietrichs letztes Filmkostüm aus „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ einem mehr als zweistündigen filmischen Drama aus dem Jahr 1978. In diesem Film spielte David Bowie den Paul Ambrosius von Przygodski. Und da Paul auch eine Gitarre von Bowie in seiner Sammlung hat, würde er dies kombinieren: Das Kostüm der Dietrich mit der Gitarre von Bowie. Aus seiner großen Beatles-Sammlung an Original-Instrumenten sollen Stücke zu sehen sein. Das Museum solle über den Tellerrand des Zirkus hinausblicken, auch wenn er Sgt. Pepper von den Beatles für ein Zirkusmusical hält. Auf dem Gelände soll eine kleine Eventhalle entstehen, wo mit Kindern etwa bei einem Clownsworkshop gearbeitet werden kann

Paul erinnerte an die Historie des heutigen Winterquartiers des Circus Roncalli. Carola Williams hatte das Gelände als Winterquartier für ihren Zirkus ertüchtigt. Es gab Pferdeställe, aber auch Häuser für die Exoten, wie das Elefantenhaus. Williams ist vielen älteren Kölnern noch ein Begriff. Die Althoff-Tochter betrieb im Grüngürtel nähe des Aachener Weihers den Williamsbau nach dem Krieg. Ein feststehender Zirkusbau in dem Filme mit Hans Albers gedreht wurden. Der aber nebem dem Zirkus vor allem auch den Karnevalisten nach den ersten Kriegsjahren als Veranstaltungsort diente, bevor der Gürzenich wieder aufgebaut war. Dann musste der Williamsbau weichen

Carola Williams war eine kreative Frau. Sie schenkte dem 1. FC Köln den ersten Ziegenbock Hennes I. Der dann auch im Wappen des Fußballclubs aufgenommen wurde. Paul witzelte heute, er werde dem FC den neunten Hennes schenken, denn aktuell amtiert Hennes VIII mit Wohnsitz auf dem Clemenshof im Kölner Zoo. 1983 erwarb Roncalli-Gründer Paul das ehemalige Gelände des Cirkus Carola Williams. Der Österreicher Paul erklärte Köln-Mülheim heute zu seiner Heimat in der er bleiben möchte. 1975 gründete er den berühmten Circus Roncalli, der 2016 mit der Reise zum Regenbogen sein 40-jähriges Bestehen feierte. Auf sein Zirkusmuseum darf man schon heute gespannt sein, wenn der die Gattung Museum roncallisieren wird.

Autor: Andi Goral
Foto: Der Köln-Mülheimer Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs, Bernhard Paul Gründer des Circus Roncalli und Markus Strobl, Sprecher des Circus Roncalli