Köln | Auf dem Gelände des 2009 eingestürzten Historischen Archivs soll ein Schacht angelegt werden, um klären zu können, ob eine Beschädigung in der darunter liegenden Gleiswechselanlage für die Nord-Süd-Bahn Ursache für den Einsturz war. Beim Anlegen dieses Schachtes war es bei vorbereitenden Probebohrungen bis in rund 40 Meter Tiefe zu ersten Schwierigkeiten gekommen. Diese sollen nun mit einem modifizierten Bohrverfahren behoben werden.

Durch die aufgetretenen Schwierigkeiten kam es bereits zu Verzögerungen im Bauverlauf. Ob damit der angestrebte Fertigstellungstermin im Frühjahr 2014 gefährdet ist, lasse sich noch nicht abschließend sagen, so die Verantwortlichen. „Erst nach der anstehenden weiteren Probebohrung können wir Genaueres sagen.“, so Jörn Schwarze, zuständer Projektleiter der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB). Mit der Herstellung der Besichtigungsbaugrube wurde die Firma Max Bögl beauftragt. Nachdem die notwendigen Vorabmaßnahmen durchgeführt und die erforderlichen Bohrschablonen hergestellt waren, sei am 28. November 2012 damit begonnen worden, mit einem 142 Tonnen schweren Bohrpfahlgerät einen ersten Probebohrpfahl herzustellen.

Harter Untergrund macht den Maschinen zu schaffen

Im Verlauf der Bohrarbeiten ergaben sich nach Angaben der KVB Schwierigkeiten, die in dieser Form nicht zu erwarten gewesen seien. Die in etwa 34 Meter unter Geländeoberkante anstehende Erdschicht konnte nur mit größten Schwierigkeiten und bei mehrfacher Umstellung des Bohrverfahrens durchbohrt werden. Das Problem hierbei: durch die Dichte der Erdschicht muss wesentlich mehr Kraft aufgewendet werden als angenommen. Dadurch stünden die für das Errichten der Schachtmauer benötigten Kraftreserven für die Bohrmaschine nicht zur Verfügung. Zur Erklärung: Bei der zweiten Bohrung wird nicht nur durch das Erdreich, sondern zusätzlich durch die vorher erstellten 21 Pfeiler gebohrt. Durch anschließendes Verfüllen der zweiten Bohrungen soll so eine durchgängige Mauer für den eigentlichen Schacht entstehen.  

Die Bohrung des Probepfahls  sei aufgrund der Schwierigkeiten bei knapp 38 Metern zunächst abgebrochen worden, da die Bohrpfähle für das gerichtliche Beweissicherungsbauwerk mit größtmöglicher Genauigkeit hergestellt werden müssten. Derzeit arbeiten die Experten der KVB und der Firma Bögl an einer technischen Optimierung des Bohrverfahrens, um zeitnah die Bohrarbeiten ausführen zu können. Um keine Zeit zu verlieren, wurde beschlossen, zunächst einmal die Bohrungen für alle zu erstellenden 21 Bohrpfähle in der oberen, ca. 12 Meter mächtigen Schicht vorzunehmen. Diese Arbeiten seien bereits abgeschlossen, so Schwarze.

Unglücksursache muss abschließend geklärt werden

KVB und die Stadt Köln führen mit den Arbeiten ein vor dem Landgericht Köln ein gerichtliches Beweissicherungsverfahren insbesondere gegen die ARGE Los Süd durch, die das Gleiswechselbauwerk am Waidmarkt, das vermutlich zum Einsturz führte, errichtet hat. Das Landgericht Köln habe der KVB und der Stadt aufgegeben, eine sogenannte Beweissicherungsbaugrube am Waidmarkt herzustellen. Die sei dazu nötig, um die Einsturzursache klären zu können. KVB und Stadt Köln hätten vereinbart, dass die KVB die Bauherrenschaft für den rund fünf Meter breiten und zwölf Meter langen Schacht übernimmt, der an der östlichen Schlitzwand aus rund 38,70 Meter in die Tiefe reichenden Bohrpfählen aus Beton hergestellt wird. Die Schadstelle wird nach bisherigem Kenntnisstand in einer Tiefe von 26 bis 28 Metern an der Schlitzwand vermutet. Die Bohrungen werden deshalb in eine Tiefe von knapp 40 Meter vorangetrieben, um kontrollieren zu können, ob ein sogenannter hydraulischer Grundbruch in der tiefer liegenden Braunkohleschicht zum Einsturz geführt hat.

KVB und Stadt Köln gehen davon aus, dass das geänderte Bohrverfahren zur sicheren Herstellung der Bohrpfähle in den nächsten Tagen anhand eines weiteren Probepfahls getestet werden kann. Sollte dies gelingen, könnten unmittelbar anschließend die Bohrpfähle für die Beweissicherungsgrube ausgeführt werden.  Andernfalls beabsichtigen die Verantwortlichen die Umstellung auf ein sogenanntes Bentonit-gestütztes Bohrverfahren. Der Einsatz dieser stützenden, tonhaltigen Flüssigkeit habe sich bewährt, sei jedoch wesentlich aufwendiger und kostenintensiver.

Autor: Daniel Deininger
Foto: KVB-Projektleiter Jörn Schwarze hinter einem der insgesamt 21 anzulegenden Bohrlöcher. Momentane Tiefe: zwölf Meter. Zur Sicherheit sind die Löcher momentan mit lockerer Erde verfüllt.