Am 11. September gibt es den „Tag der Wohnungslosen“ in Köln.

Köln | Nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe waren 2017 in Deutschland rund 650.000 Menschen wohnungslos. In Köln hatten fast 6000 Menschen keine Wohnung und mussten in Notunterkünften oder in Angeboten der Träger der Wohnungslosenhilfe untergebracht werden. Rund 250 Menschen nehmen diese Notunterkünfte aus verschiedenen Gründen nicht in Anspruch und leben auf der Straße.

Wohnungslosigkeit ist die extremste Form der Armut und Hilfsbedürftigkeit und geht einher mit sozialer Ausgrenzung und einem Ausschluss aus der Gesellschaft. Wohnungslos werden kann jeder unabhängig von beruflicher Bildung und sozialer Herkunft. „Wohnungslose gehören in unserer Gesellschaft zu denen, die besonders leise sind und die nur sehr schwer Gehör finden. Sie haben eine bessere Lobby verdient, weil sie in großer Not sind. Und es geht nicht nur darum, ihnen aus einer Position der Stärke zu helfen. Es ist wichtig diese Menschen mit Ehre und Würde zu versehen. Da können und müssen wir mehr tun“, sagt Sozialdezernent Harald Rau.

Am 11. September gibt es den bundesweiten Tag der Wohnungslosen, an dem sich in diesem Jahr Köln erstmals mit Aktionen beteiligen wird. Angeboten werden diese vom Sozialamt in Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) und den Trägern der Wohnungslosenhilfe. Der Aktionstag startet ab 11 Uhr mit einem Stand in der Schildergasse auf Höhe des Brunnens vor der Galeria Kaufhof.

Dort möchte man mit den Bürgern ins Gespräch kommen, um zu erfahren, wie diese die Situation der Wohnungslosen in Köln sehen. Es geht um Aufklärungsarbeit, um individuelle Schicksale, um die Entstehung von Wohnungslosigkeit und deren verschiedene Formen. Auch die schwierige Suche nach bezahlbaren Wohnraum in der Großstadt soll thematisiert werden. Insgesamt erhofft man sich so mehr Akzeptanz für Wohnungslose in der Stadt.

 

Dazu kommt bis in die frühen Abendstunden ein „Tag der offenen Türen“ bei den verschiedenen Angeboten für Wohnungslose. Dazu gehören Kontakt- und Beratungsstellen genauso wie Notschlafstellen und betreutes Wohnen. Vor Ort werden wohnungslose Menschen über ihr persönliches Schicksal den Gästen berichten.

Um 19 Uhr bieten Streetworker einen etwa einstündigen Abendspaziergang zu Örtlichkeiten an, die von Obdachlosen häufig zum Übernachten auf der Straße aufgesucht werden, wie zum Beispiel die direkte Umgebung des Doms und des Hauptbahnhofs. Bei dem Rundgang gibt es auch Hintergrundinformationen über die schwierigen Lebensbedingungen auf der Straße. „Es geht aber nicht darum Menschen vorzuführen, weshalb wir zu einer frühen Zeit starten, wo die Schlafstellen noch nicht aufgesucht werden. Es geht darum, das Leben auf der Straße zu beschreiben – mit dem Lärm und den Gefahren, denen sich Menschen aussetzen müssen“, sagt Dirk Schumacher vom Sozialamt. Der Abendspaziergang beginnt an der Überdachung des U-Bahneingangs am Breslauer Platz.

Im Sozialamt setzt man sich auf ganz verschiedene Art und Weise dafür ein, um Wohnungslosigkeit zu verhindern und um Wohnungslosen gemeinsam mit der Wohnungslosenhilfe und dem LVR zu helfen. Dazu gehört es schon, bei einem drohenden Räumungsverfahren einzugreifen, um den Verlust der Wohnung noch zu verhindern.

Dazu kommen Angebote wie die Notschlafstellen, die in der Regel nur für eine Nacht genutzt werden können. Danach muss die Räumlichkeit wieder verlassen werden. „Das ist kein Wohnen. Hier gibt es keine Privatsphäre und keinen Schrank für die eigenen Sachen. Bei Einzelpersonen versuchen wir als kurzfristige Lösung auch Mehrfachzimmer in einfachen Hotels anzubieten. Dazu kommen Angebote des betreuten Wohnens und Angebote für Familien“, erklärt Schumacher. Wichtig ist es Menschen auch, wieder die Chance zu eröffnen, eine neue, eigene Mietwohnung zu finden und ein normales Leben zu leben, was auf dem angespannten Kölner Wohnungsmarkt eine große Herausforderung darstellt.

Autor: Von Stephan Eppinger
Foto: Obdachloser in Köln (Archivbild)