Köln | Die gebürtige Niederländerin Nanette Jacomijn Snoep wird zum 1. Januar 2019 neue Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums – Kulturen der Welt. Am heutigen Donnerstag stellte sie ihre Leitlinien vor.

Die 47-jährige Anthropologin und Kulturmanagerin kommt mit reichlich Vorschusslorbeeren an den Rhein. Sowohl Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker wie auch Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach waren voll des Lobes über die neue Direktorin des RJM. Laugwitz-Aulbach nannte sie eine „Weltenwandlerin“, die für ihre Arbeit als Leiterin der Ethnographischen Sammlungen Sachsens, zu der gleich drei Museen in Sachsen gehören, auch international viel Lob erhielt.

„Sie haben diese Museen für neue Zielgruppen geöffnet“, legte Reker in Sachen Lob nach. Tatsächlich dreht sich bei der designierten neuen RJM-Direktorin viel um den Begriff Lebendigkeit. Dabei weiß sie aus mehr als drei Jahren an der Spitze dreier Museen in Dresden und Leipzig, wie schwer es Museen haben, die für die Vielfalt, für offene Türen und für Begegnung eintreten. „Museen wie in Dresden, Leipzig und auch in Köln sind eine Einladung an alle, sich mit Themen wie Vielfalt auseinanderzusetzen. Das bedeutet mitunter, Konflikte ins Museum zu holen“, so Snoep bei der heutigen Vorstellung.

Große Verantwortung als RJM-Direktorin

Es sei eine „riesengroße Verantwortung“, die sie da mit dem Posten übernehme, erklärte Snoep weiter. Schließlich gehört das Rautenstrauch-Joest-Museums zu den größten und renommiertesten in ganz Europa. 1906 gegründet umfasst die Sammlung derzeit einen Bestand von mehr als 65.000 Objekten aus allen vier außereuropäischen Kontinenten. Nach dem frühen Tod des Völkerkundlers Wilhelm Joest schenkte dessen Schwester Adele Rautenstrauch rund 3400 Objekte aus der Sammlung des Bruders der Stadt. 1906 wurde mit finanzieller Unterstützung der Familie Rautenstrauch das damalige Museum am Ubierring eröffnet.

Das Rautenstrauch-Joest-Museum ist seit 2010 im neuen Kulturzentrum am Neumarkt ansässig.

Snoep, die eigentlich die längste Zeit ihres Lebens in Paris gelebt und gewirkt hat, ist ein richtiger Fan des RJM, nicht nur aufgrund des 2012 verliehenen Museumspreises des Europarats. Auch die Stadt selbst habe es ihr angetan. „Ich fühle mich sehr vertraut mit dieser Stadt. Köln ist die schönste Stadt Deutschlands“, bekannte die 47-Jährige, die derzeit noch in Dresden lebt.

Weniger Dauerausstellung – mehr flexible Sammlungspräsentation

Noch deutlicher wird Snoep, wenn es um die konkrete Kuratorenarbeit geht. Hier deutet sich ein Paradigmenwechsel an, der auch über das RJM hinaus wirken könnte. „Ich bin kein Anhänger von Dauerausstellungen. Wir sollten dieses Konzept hinter uns lassen und die Museumsbestände stattdessen modular aufbauen, zu flexiblen Sammlungspräsentationen“, konkretisiert die 47-Jährige eine Vorstellung ihrer zukünftigen Arbeit.

Das habe nach Ansicht der angehenden Frau an der Spitze des RJM noch einen angenehmen Nebeneffekt, man könne damit sogar Kosten sparen. Inhaltlich sieht sie das RJM gut aufgestellt, sowohl in Fragen der Kooperationen als auch in Sachen Digitalisierung. Sie habe bereits zahlreiche Gratulationen erhalten für ihre bevorstehende Arbeit in diesem „wunderbaren Haus“.

Und auch thematisch stehe das Museum besser da, als es viele glauben. „Manche Themen, für die ich in Sachsen kämpfen musste, sind hier bereits seit acht Jahren ausgestellt“, so Snoep. Ihr Leitfaden orientiert sich daran, wie „lebendig“ ein Museum sein kann. „Freiräume geben, offene Türen für alle und ich möchte, dass sie offen bleiben“, beschreibt Snoep ihr Leitbild abschließend.

Autor: bfl
Foto: Nanette Jacomijn Snoep (Mitte) und ihre beiden Vorgesetzten, Kulturdezernentin Laugwitz-Aulbach und Oberbürgermeisterin Henriette Reker (l.) bei der heutigen Vorstellung.