Köln | „einFLUSSreich“ heißt die neue Sonderausstellung des Kölner Stadtarchivs am Heumarkt. Mit Dokumenten, historischen Fotos, Modellen und Filmen zeichnet sie Geschichte und Bedeutung des Rheins und der sechs Häfen nach, die Köln mit der Welt verbinden und der Stadt Wohlstand bringen. Es ist eine faktenreiche Ausstellung, die Bekanntes vertieft und vielen auch eine Überraschung bietet.

Aktuell sind es allerdings nur noch fünf Häfen. Der erste lag in der Römerzeit vor der heutigen Altstadt und versandete schon im 2. Jahrhundert n. Chr. Die Hafentätigkeit verlagerte sich auf eine Insel am Ostufer. Weil die Römer das Hafenbecken auch als Abfalleimer nutzten, finden Archäologen bei Ausgrabungen immer wieder Objekte, die uns heute zeigen, wie die Römer damals lebten – und zum Beispiel Austern vom Atlantik genossen. Mit diesem Exponat beginnt die Ausstellung.

Auf dem Boden der Halle findet sich eine Landkarte, die den Lauf des Rheins durch Köln mit den besonderen Orten an seinen Ufern nachzeichnet. Und hier findet sich sofort eine Überraschung: „Wasserflugzeughafen an St. Kunibert“ kann man da lesen – aufgelöst wird das „Rätsel“ erst fast am Schluss. Nach den Römern kommt chronologisch als nächstes wichtiges Ereignis die Verleihung des „Stapelprivilegs“ im Jahr 1259.

In der Adventszeit dürfen die Hafenprostituierte und der Gelegenheitsarbeiter in der Milieu-Krippe von St. Maria Lyskirchen mitwirken. © HAStK

Es zwang jeden, der seine Waren auf dem Rhein transportierte, diese in Köln auszuladen und den einheimischen Kaufleuten anzubieten. Was entscheidend zum Reichtum Kölns beitrug. Erst 1814 wurde das Stapelrecht auf dem Rhein aufgehoben. Den Kölnern aber gelang es, es für sich zu sichern. 1831 ließen sie es sich für fast eine Viertelmillion Taler abkaufen.

Der Warenumschlag geschag bis dahin vor allem an der der Altstadt vorgelagerten Kaimauer. Als dort der Platz knapp wurde, wurde der Rheinauhafen gegraben und 1898 eröffnet. Seine Nachbarschaft war bald übel beleumundet. Erst als sich in den 1960er Jahren Beschwerden von Geschäftsleuten über den ausufernden Straßenstrich beschwerten, wurde die allmähliche Schließung des Rheinauhafens bis in die 1990er Jahre beschlossen.

Der Krippenbauer von Maria Lyskirchen, der Kirche für die Rheinschiffer, hatte dagegen keine Berührungsängste vor den Menschen, die im Hafenviertel lebten und Geldverdienten: Er schuf für seine Milieukrippe die Porträtfuguren eines Gelegenheitsarbeiters – die Kölner nannten seinen Beruf „Ringroller“ – und einer Prostituierten. Beide wurden für diese Ausstellung ausgeliehen.

Ein Modell zeigt: So könnte in den 1920er Jahren der „Flugplatz“ am Rheinufer vor St. Kunibert ausgesehen haben. Foto: ehu

Weil auch der Rheinauhafen bald nicht mehr ausreichte, wurde schon 1907 im eingemeindeten Deutz ein weiterer Hafen gebaut. 1922 wurde mit dem Bau des Niehler Hafens begonnen – eine Idee von OB Konrad Adenauer 1922. Davon profitierte dann ab 1929 auch das nahe Ford-Werk. Bis heute ist er Kölns einziger Hafen, an dem Container umgeschlagen werden können. Ein Lego-Modell fängt die Betriebsamkeit auf. Zwei weitere Häfen hat Köln Eingemeindungen zu verdanken: 1914 kam Mülheim zu Köln, 1975 Rodenkirchen mit dem Godorfer Hafen. Dessen Erweiterung wird seit Jahren heftig diskutiert – Dokumente lassen dies nachvollziehen.

Schließlich die Aufklärung für das Rätsel „Wasserflugzeughafen“: In den 1920er und 1930er Jahren starteten tatsächlich mehr oder weniger regelmäßig Wasserflugzeuge von Köln aus. Um 1935 gab es sogar eine Lufthansa- Verbindung Köln-Frankfurt/Main. Wie der Lande- und Startplatz vor St. Kunibert in den 1920er Jahren ausgesehen hat, zeigt ein liebevoll gestaltetes Modell. Ein weiterer „Flugplatz“ lag im Niehler Hafen. Und vor dem Rheinpark startete 1932 der Flugpionier Hans Bertram mit einer Junkers W 33 nach Australien.

„einFLUSSreich – Köln und seine Häfen“ – bis 15. November 2018. Historisches Archiv, Heumarkt 14, 50667 Köln. Di-So 10-16.30 Uhr, Mi 10-19.30 Uhr. Eintritt frei

Autor: ehu
Foto: Reges Treiben im Rheinauhafen: 1907 wurden dort noch Schiffe be- und entladen. © Carl Scholz