Köln | aktualisiert | Heute wurden die Ergebnisse des Fahrradklima-Test 2014 veröffentlicht, die der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club jährlich durchführt. Mit einem ernüchternden Ergebnis für Köln, das in der NRW-Wertung die drittschlechteste Bewertung in seiner Stadtgrößenklasse erfuhr. Aus der Kölner Politik gibt es erste Reaktionen: so verlangen die Grünen im Kölner Rat größere Investitionen seitens der Stadt, während die Kölner Linken im Rat eine radikale Verkehrswende einfordern.

Köln landete in NRW auf Platz 13 von 15, sowie auf Platz 36 von 39 im bundesweiten Vergleich in der Stadtgrößenklasse der Städte mit einer Größe von mehr als 200.000 Einwohnern. Gesamtbewertung nach Schulnoten: 4,30 – also „noch ausreichend“. Den ersten Rang in NRW sowie bundesweit belegte Münster, mit einer Bewertung von 2,5. Der Schnitt liegt bei 3,80. 1642 Teilnehmer beteiligten sich in Köln an der Umfrage zur Fahrradfreundlichkeit ihrer Stadt. Im Vergleich zu ähnlichen Städten schnitt dabei besonders schlecht die Breite und Beschaffenheit der Radwege sowie die Fahrradförderung in jüngster Zeit ab.

Sven Bersch vom Kölner-Fahrrad-Netzwerk sagt dazu: „Köln hat sich um 5 Plätze verschlechtert. Das ist auch verständlich. Die Infrastruktur in Köln ist miserabel. Die Zählstellen für Fahrräder hatten 16 Prozent mehr Räder gezählt als 2013, zum Glück sind die Unfallzahlen nicht um 16 Prozent bei Fahrrädern gestiegen was bei der Infrastruktur erstaunlich ist.“ Die Investition in den Radverkehr sei in Köln „auf einem Kreisliga-Niveau“, so Bersch. London investiere eine Milliarde Pfund in den Radverkehr, Köln im Jahr rund 2 Millionen Euro.

Beim ADFC-Fahrradklima-Test 2014 haben insgesamt 468 Städte und Gemeinden die Mindestteilnehmerzahl erreicht und sind so in die offizielle Wertung gekommen (2012 waren es 332); davon 137 in NRW (2012 waren es 71). Um in die Auswertung beim Fahrradklima-Test 2014 zu gelangen war eine Mindestteilnehmerzahl nötig. Städte und Gemeinden bis 100.000 Einwohner brauchten mindestens 50 Teilnehmer, bei bis zu 200.000 Einwohnern waren es 75 und bei mehr als 200.000 Einwohnern waren 100 Teilnehmer notwendig. 2012 kamen 332 Städte und Gemeinden in die Bewertung.

Kölner Linke fordert radikale Verkehrswende

Die Kölner Linke will als Reaktion auf das aktuelle Ergebnis überdimensionierte Autostraßen zurückbauen und Autoparkflächen am Straßenrand zu Gunsten von Radlern und Fußgängern umwandeln. Das betreffe beispielsweise die Ringe, die Nord-Süd-Fahrt, die Innere Kanalstraße oder den Clevischen Ring, so der Kölner Fraktionsgeschäftsführer der Linken, Michael Weisenstein.

2025 sollen zwei Drittel aller Wege mit dem Fahrrad, Bussen und Bahnen oder zu Fuß bewältigt werden, so der Leitgedanke im städtischen Mobilitätskonzept „Köln mobil 2025“. Um dieses selbstgesteckte Ziel Kölns zu erreichen, hält Michael Weisenstein auch den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs für absolut notwendig: „Die wichtigsten Projekte sind zunächst der Ausbau der Linie 13 bis zum Rheinufer und rechtsrheinisch eine oberirdische Stadtbahn, die Mülheim, Kalk und Porz verbindet.

Aber der öffentliche Nahverkehr soll nicht nur von guter Qualität sein. Fahrten mit der KVB müssten sich auch alle leisten können. Deswegen wolle die Linke ihn langfristig über eine sozial gestaffelte Nahverkehrsumlage finanzieren. Alle Kölnerinnen und Kölner würden fahrscheinlos fahren können, so viel sie möchten und dafür pauschal nicht mehr als 30 Euro im Monat bezahlen, so der Vorschlag der Linken. Menschen mit geringem Einkommen zahlten entsprechend weniger, Industrie und Handel müssten auch einen Beitrag leisten. Eine Befragung während des Kommunalwahlkampfes 2014 habe ergeben, so Weisenstein, dass eine Mehrheit der Kölnerinnen und Kölner diese Forderung der Linken befürworte.

Kölner Grüne: Stadt muss deutlich mehr in die Radinfrastruktur investieren

Der neue Fahrradklimatest des ADFC mache deutlich: Köln müsse sich der steigenden Nachfrage nach einer guten Fahrradinfrastruktur stellen und dafür brauche es Geld und Personal, so Andreas Wolter, Bürgermeister der Stadt Köln. „Der Ausbau einer guten Fahrradinfrastruktur kommt schließlich allen Verkehrsteilnehmenden zu Gute. Jede Fahrt mit dem Rad entlastet die vollen Straßen, spart Parkraum und schont die Umwelt. Dazu geht eine fahrradfreundliche Planung schnell und kostet im Vergleich zu anderen Investitionen nur einen Bruchteil.“

Vor allem den Kritikpunkten „Breite und Oberfläche der Radwege“ könne einfach begegnet werden: Radfahrende gehörten konsequent auf die Straße. „Köln liegt bei 15 % Fahrradanteil im Mobilitätsmix, das ist schon gut – aber hier ist noch mehr drin. Gerade wenn die Ziele von KölnMobil2025 erreicht werden sollen, muss die Attraktivität der Fahrradinfrastruktur deutlich gesteigert werden.“, so Andreas Wolter und Lino Hammer, verkehrspolitscher Sprecher der Grünen.

Autor: dd
Foto: Radfahrerin im Feierabendverkehr auf der Venloer Straße.