Köln | Stadtbahnen fahren bereits mit Strom. Nun sollen und wollen die großen Städte und Metropolen ihren Busverkehr ebenfalls auf alternative Energiequellen umstellen.Köln sieht sich als Vorreiter, nicht nur weil die Stadt nach London 2016 in diesem Jahr Austragungsort der Zero-Emission-Bus-Conference ist. Am heutigen Dienstagmittag überreichte Oberbürgermeisterin Henriette Reker eine unterzeichnete Absichtserklärung der Stadt Köln.

Darin drückt die Stadt Köln ihre Absicht aus, den flächendeckenden Einsatz sauberer, alternativ angetriebener Busse zu fördern. „Es gibt keine Alternative zum Übergang zu emissionsarmer Mobilität“, heißt es gleich in Punkt 1 des zehn Punkte umfassenden Dokuments. Empfänger war die stellvertretende Generaldirektorin der Abteilung Mobilität und Verkehr der EU-Kommission, Maja Bakran. „Gesundheit ist das wichtigste Gut unserer Einwohnerinnen und Einwohner, Gesundheitsschutz unsere oberste Priorität“, kommentierte Reker die Absichtserklärung. Köln gehört damit zu einem Netzwerk von inzwischen mehr als 100 Städten europaweit, die sich derart verpflichtet haben, entgegnete Bakran.

Auch vonseiten der Landesregierung gab es hohes Lob für die Austragung am Standort Köln. „Mit der Zero-Emission-Bus-Conference findet der wichtigste europäische Wissens- und Erfahrungsaustausch in der nordrhein-westfälischen Großstadt statt, die am weitesten mit der Umstellung von Nahverkehrsbussen auf emissionsfreie Antriebe ist. Die Wahl des Konferenzortes ist Ergebnis des Engagements der Stadt Köln und ihrer Partner“, betonte der Staatssekretär im Wirtschafts- und Digitalministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Christoph Dammermann.

Besondere Rolle des öffentlichen Busverkehrs

Die zweitägige Fachkonferenz mit rund 300 hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern von Verkehrsunternehmen, Fahrzeugherstellern und der Politik war am heutigen Dienstagmorgen von Oberbürgermeisterin Reker, die zugleich als Schirmherrin der Veranstaltung fungierte, eröffnet worden. Nicht nur die jüngsten Urteil deutscher Verwaltungsgerichte zu Diesel-Fahrverboten haben die Notwendigkeit einer Verkehrswende auch im ÖPNV-Bereich forciert.

Der RVK setzt auf die Brennstoffzellen-Technologie. Hier wie bei der KVB soll die Zahl alternativ betriebener Busse deutlich erhöht werden.

„Eine der großen Herausforderungen ist die Sicherstellung einer vollumfänglichen, leistungsfähigen, für alle Bürgerinnen und Bürger zugänglichen und zugleich umweltverträglichen urbanen Mobilitätsinfrastruktur. Dem öffentlichen Personennahverkehr und dem Busnetz kommet dabei eine bedeutsame Rolle und Vorbildfunktion zu“, erläuterte Reker.

Auch in Köln ist die Verkehrswende eingeleitet

Mit seinen ambitionierten Planungen, die Busflotte der KVB bis zum 2030 vollständig auf elektrobetriebene Fahrzeuge umzustellen, mache Köln zur „Hauptstadt“ der Ansinnens der EU-weiten Initiative Clean Bus Deployment. Bakran kündigte zugleich an, entsprechende Förderinstrumente bereitzustellen, um die Umrüstung bzw. die Neuanschaffung emissionsarmer bzw. emissionsfreier Fahrzeuge zu fördern. Während die KVB für das Kölner Busnetz auf batterieelektrische Antriebe setzt, treibt der Regionalverkehr Köln RVK als regionale Verkehrsgesellschaft die Umrüstung auf Brennstoffzellen-Technologie als Antrieb an.

Kurzfristig investiert die Stadt mehr als 40 Millionen Euro in die Elektromobilität, um beispielsweise Radlader, Gabelstapler sowie den Fuhrpark der Kehrmaschinen umzurüsten. Mittelfristig plant die KVB die Anschaffung von mehr als 100 Elektro-Bussen. Weitere rund 120 bereits angeschaffte Busse sind für die Dieselumrüstung vorgesehen.

Die RVK plant parallel die Anschaffung von rund mehreren Dutzend weiteren Bussen mit Brennstoffzellen-Hybrid-Antrieb, seit 2014 hat das Unternehmen zwei dieser Busse im Linienbetrieb. Die Neuanschaffung von alternativ angetriebenen Bussen ist nicht so ohne Weiteres möglich, da es derzeit im Bereich Batteriebetriebene lediglich drei Hersteller gibt. Die Anschaffung und Umrüstung auch der KVB-Busflotte wird sich demnach über einige Jahre hinziehen, wie ein KVB-Sprecher ausführte. Bis 2021 will die KVB neben der Buslinie 133 (mit acht E-Bussen), die seit Dezember 2016 mit E-Bussen bedient wird, 50 weitere E-Busse auf sechs Linien einsetzen. 2030 sollen dann nur noch E-Busse fahren, so die Perspektive.

Veranstaltet wird die Fachkonferenz, die noch bis zum morgigen Mittwochnachmittag andauern wird, von „Hydrogen Europe“, dem Wasserstoff- und Brennstoffzellenverband. Neben mehr als 100 Industrieunternehmen sind hier auch 68 Forschungsorganisationen sowie elf nationale Verbände organisiert. Auch das Land NRW ist Teil dieses Verbundes. Das Netzwerk Brennstoffzelle und Wasserstoff, Elektromobilität der EnergieAgentur.NRW nimmt als fachlicher Kompetenzpartner an der „Zero Emission Bus Conference 2018″ teil.

Autor: Ralph Kruppa
Foto: Henriette Reker (links) und Maja Bakran bei der heutigen Unterzeichnung. Köln verpflichtet sich, die Wende zu alternativen Antrieben bei öffentlichen Bussen zu forcieren.