Köln | Jahrelange Versäumnisse beim Unterhalt der Kölner Straßen, Brücken und Tunnels rächen sich: In den nächsten Jahren werden vor allem Autofahrer über zahlreiche Großbaustellen fluchen. Über 30 sind in und um Köln geplant, einige davon stehen kurz vor dem Abschluss. Andrea Blome, Kölns neue Verkehrsdezernentin, stellte sie jetzt vor.

Die seit Jahren bestehenden Aufbrüche auf den Fußgängerrampen zur Zoobrücke – hier an der Deutz-Mülheimer Straße – hat die Stadt „im Blick“. Wann sie repariert werden, ist unklar. Foto: ehu

Damit die Störungen für den Straßenverkehr nicht zu groß werden, versucht die Stadt seit rund vier Jahren die Großbauvorhaben – auch in Absprache mit Deutscher Bahn und dem Land – besser zu koordinieren. Denn mehr als 20 könne man nicht parallel organisieren, erklärte Klaus Harzendorf, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik.

Gleichzeitig soll als Ausgleich das Angebot für Fußgänger, Radfahrer und Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs, insbesondere der KVB, ausgebaut werden. Der Kauf eines neuen Verkehrsrechners steht kurz vor dem Abschluss, in spätestens einem Jahr soll er einsatzbereit sein, kündigte Blome an. Außerdem will sie eine neue Stelle zur Vernetzung der verschiedenen Verkehrsarten und für das Baustellenmanagement einrichten.

Neun Großvorhaben beginnen 2017

Neun Großvorhaben beginnen in diesem Jahr. Dazu gehört unter anderem die Sanierung der Fahrbahndecke auf der Zoobrücke. Anfang dieses Monats haben die Vorarbeiten begonnen. Da der Aufbau einer kompletten Fahrbahn witterungsbedingt ist, wird bis Oktober 2017 weitgehend in zwei Schichten gearbeitet. Fußgänger müssen sich ab sofort den Gehweg mit Radfahrern teilen. Der Radweg wird aufgehoben, damit Platz für drei Autospuren in jeder Richtung bleibt.

Dafür wird mit 6,2 Millionen Euro gerechnet. Weitere 3,4 Millionen kostet die Erneuerung der Asphaltdecke auf der Ost- und Westzufahrt. Da hier die Schäden nicht so tief reichen, ist die Reparatur schneller und einfacher möglich. „Fräsen und asphaltieren in einem Rutsch“, erklärt Gerd Neweling, Amtsleiter für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau, das Vorgehen.

Auf dem Programm für dieses Jahr steht weiter die Neugestaltung der Germaniastraße. Hier ist mit dem Wegfall von Parkplätzen zu rechnen, um den Baumbestand zu erhalten. Die KVB-Linie 3 wird nach Mengenich verlängert, die Sanierung der Mülheimer Brücke wird beginnen. Auf der Luxemburger Straße werden zwischen Trierer Straße und Scherfginstraße nacheinander 20 Ampelanlagen ausgewechselt. Dies geschieht tagsüber in den verkehrsarmen Zeiten, an den Wochenenden und nachts. Ende 2019 soll die Umrüstung komplett sein.

Neue Sicherheitsbestimmungen verlangen eine Generalsanierung des Tunnels unter dem Bahndamm an der Philharmonie. Damit wird 2018 begonnen, ebenso mit Sanierung und Umgestaltung von Oskar-Jäger-Straße und Kalker Hauptstraße. Langfristig müssen zahlreiche Eisenbahnbrücken erneuert werden, etwa über die Venloer, die Deutz-Mülheimer und die Zülpicher Straße. „Ein hochkomplexer Vorgang“, so Harzdorf. Er rechnet mit zehn bis zwölf Jahren, ehe hier ein Ende abzusehen ist.

Doch es gibt auch einige gute Nachrichten. So wurde kürzlich die Brücke über den Deutzer Ring freigegeben werden. Etwas länger – nämlich bis Jahresende – wird es dauern, bis der Kalker Tunnel und die Brücke über die Tel-Aviv-Straße fertig sind. Im ersten Fall führten Baumängel zu Verzögerungen: Im unteren Tunnel hatte sich Brandschutzmörtel von der Wand gelöst. Mit der Baufirma wurde ein „einvernehmliches Beweissicherungsverfahren“ vereinbart. Das Gutachten liegt seit Kurzem vor, über den Inhalt will ein „relativ entspannter“ Neweling aber noch nichts sagen.

Auch bei der Brücke Tel-Aviv-Straße sind zahlreiche „überraschend gefundene“ Baumängel schuld an der Verzögerung. „Hier wurde nicht nach den uns vorliegenden Bauplänen gebaut“, erklärt Neweling. Die Schäden hätten nicht durch Voruntersuchung erkannt werden können.

Die Kölner Autobahnen

Bleibt die Situation auf dem Kölner Autobahnring. Im Mittelpunkt steht hier der Neubau der maroden Leverkusener Rheinbrücke. Zwar sorgt auch hier ein Bürgereinspruch für Verzögerung, doch könne schon mit der Verlegung von Leitungen durch die Versorgungsunternehmen auf beiden Rheinseiten begonnen werden, beschreibt Andreas Zenz von Straßen.NRW die aktuelle Lage. Geplanter Baubeginn ist in diesem Jahr, Bauende 2020.

Schon seit einigen Jahren wird der Autobahnring so umgebaut, dass er den während des Brückenbaus umgeleiteten Verkehr aufnehmen kann. Schon fertig gestellt ist der vierspurige Ausbau der A 3 zwischen Köln-Mülheim und Leverkusen Richtung Oberhausen, Richtung Frankfurt soll noch in diesem Mai folgen. Der Umbau der Autobahnkreuze Köln-Süd und Köln-Nord soll bis Ende 2017 beendet sein, Köln-Nord wird bis 2019 dauern. Vor dem Abschluss steht auch die Lärmschutzsanierung bei Rath-Heumar. Um das Fahrverbot für Autos über 3.5 Tonnen auf der Leverkusener Brücke durchzusetzen, werden n der Anschlussstelle Niehl weitere Kontrollpunkte eingerichtet. Insgesamt wird das Land rund 900 Millionen Euro verbauen.

Autor: dts | Foto: ehu
Foto: Die Schilder stehen schon: Radfahrer und Fußgänger müssen sich demnächst den bisherigen Gehweg teilen, damit für die Autos weiter sechs Spuren zur Verfügung stehen.