Köln | Die Chefin des Hamburg-Köln-Express (HKX), Eva Kreienkamp, greift die Bahn an: „Wir wollen die Deutsche Bahn im Preis-Leistungsverhältnis und im Service schlagen“, sagte Kreienkamp der Nachrichtenagentur dapd. „Dazu gehört, dass jeder Reisende ohne Aufpreis einen festen Sitzplatz und Service am Platz bekommt.“ Die neue Privatbahn bricht planmäßig Montag ab 6.35 Uhr in Hamburg-Altona zu ihrer Jungfernfahrt nach Köln auf.

Die Mathematikerin erklärte: „Wir bieten Preise ab 5 Cent pro Kilometer an. Damit sind wir so attraktiv, dass viele lieber mit uns als mit dem deutlich teureren Mitbewerber fahren.“ Die zurzeit erhältlichen Tickets für 20 Euro auf der Strecke von Hamburg nach Köln seien aber lediglich ein Eröffnungsangebot. „Langfristig werden wir den Preis der Nachfrage anpassen. Wir wollen aber günstiger bleiben als die Deutsche Bahn“, sagte Kreienkamp. Der realistische Preis soll bei maximal 60 Euro pro Strecke liegen.

Während der Einführungsphase sei der Zug am Freitagnachmittag teurer als am Dienstagmorgen. „Später gilt, wer zuerst bucht, bucht zu einem günstigeren Preis“, sagte Kreienkamp.

Die Verzögerung des ursprünglich bereits im August 2010 geplanten Starts erklärte sie damit, dass die Trassen fehlten. Sie kritisierte die Deutsche Bahn, der Schienennetz und Bahnhöfe gehören: „Der Infrastrukturanbieter hat uns die Trassen leider nicht zum gewünschten Zeitpunkt zur Verfügung gestellt.“

Umsatz von bis zu drei Millionen Euro pro Jahr erwartet

Den Start mit gemieteten Rheingold-Waggons der Siebzigerjahre begründete Kreienkamp mit den zu hohen Anschaffungskosten für neue Züge. Im kommenden Jahr sollen 18 Wagen, die früher in Österreich fuhren und modernisiert werden, in Betrieb genommen werden. Die Investoren rund um den vorwiegend im amerikanischen Schienengüterverkehr aktiven Hauptinvestor Railroad Development Corporation (RDC) steckten bislang rund 16 Millionen Euro in das Projekt.

In diesem Jahr erwartet Kreienkamp einen Umsatz von bis zu drei Millionen Euro. „Wir rechnen zu Beginn mit 40- bis 50-prozentiger Auslastung der Züge. Mittelfristig wollen wir auf 70 bis 80 Prozent Auslastung kommen“, sagte sie. Wann das Unternehmen schwarze Zahlen schreiben will, wollte die ehemalige Managerin in der Finanzbranche noch nicht sagen: „Es gibt viele Unwägbarkeiten. Alle Businesspläne sind bislang über den Haufen geworfen worden. Deswegen starten wir jetzt und schauen, dass HKX profitabel wird.“ Die Privatbahn hätte eher den unternehmerischen Mut als den Businessplan in den Vordergrund gestellt.

Sieben Daten zum Hamburg-Köln-Express

– Der vorwiegend im amerikanischen Schienengüterverkehr aktive US-Gesellschafter Railroad Development Cooperation (RDC) investierte nach HKX-Angaben bislang 16 Millionen Euro in das Unternehmen

– Mit der Betriebsführung beauftragte HKX den französischen Mischkonzern Véolia Verkehr, der unter anderem die Lokomotiven und die Zugführer stellt

– HKX startet mit gemieteten Rheingold-Waggons aus den 70er Jahren

– Von Hamburg nach Köln fährt der HKX einmal täglich von Montag bis Mittwoch, von Donnerstag bis Sonntag bis zu dreimal täglich

– Informationen zum gesamten Fahrplan gibt es im Internet unter: http://url.dapd.de/ebKSRs

– Tickets können im Internet unter https://www.hkx.de/de/, unter der Telefonnummer 0180-3459459 oder an Bord gekauft werden

– Nach dem Interconnex, der von Leipzig nach Warnemünde fährt, ist der HKX der zweite privatwirtschaftliche Fernzug in Deutschland

Autor: dapd | Foto: Patrick Sinkel/dapd
Foto: Die Geschaeftsführerin des Hamburg-Köln-Expresses GmbH (HKX), Eva Kreienkamp