Frankfurt/Main | aktualisiert | Wegen des erneuten Streiks der Pilotengewerkschaft Cockpit hat die Lufthansa mehr als die Hälfte ihrer Langstreckenflüge für den Donnerstag gestrichen. 37 der geplanten 72 Abflüge in Frankfurt und München könnten voraussichtlich nicht stattfinden, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Auch mehrere Frachtflüge fielen aus.

Kurz- und Mittelstreckenflüge seien nicht betroffen. Die Vereinigung Cockpit hatte kurz vor dem Ende ihres zweitägigen Streiks am Dienstag deutschlandweit für den Donnerstag von 03:00 Uhr bis 23:59 Uhr zum Arbeitskampf auf Fracht- und Langstreckenflügen aufgerufen. Unterdessen bot die Lufthansa der Vereinigung Cockpit eine Schlichtung an.

Bisher liegt jedoch noch keine Antwort der Pilotengewerkschaft vor. Die Piloten wehren sich gegen eine Anhebung der Altersgrenze für die Übergangsversorgung, die es Piloten erlaubt, ab dem Alter von 55 Jahren in den bezahlten Frühruhestand zu gehen.

Pilotengewerkschaft schließt neue Streiks nicht aus

Die Vereinigung Cockpit (VC) schließt weitere Streiks auch nach dem neuen Schlichtungsangebot der Lufthansa zur Frage der Übergangsversorgung nicht aus. „Tarifkommission und Vorstand werden in der nächsten Woche über das Schlichtungsangebot beraten“, sagte VC-Tarifexperte Ingolf Schumacher der „Bild-Zeitung“ (Donnerstag). „Die Lufthansa wird von uns im Laufe der Woche eine Antwort bekommen.“

Weitere Streiks könne man jedoch nicht ausschließen, da kein kein verbessertes Tarif-Angebot vorliege. Im Tarifstreit hatte die Lufthansa der streikenden Gewerkschaft am Mittwoch eine Schlichtung angeboten. Es bleibe aber dabei, dass das Unternehmen keine allein arbeitgeberfinanzierte Übergangsrente für Piloten wolle, die jetzt in den Beruf eintreten, sagte Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens.

Lufthansa schlägt Schlichtung zur Übergangsversorgung vor

Lufthansa schlägt der Vereinigung Cockpit (VC) eine Schlichtung für die Verhandlungen zum Tarifvertrag Übergangsversorgung vor. Vor dem Hintergrund des von der VC erklärten Scheiterns und in Anbetracht der wiederholten Streikmaßnahmen sehe das Unternehmen derzeit keine Möglichkeit, im Rahmen weiterer Gespräche zu einer Einigung zu kommen, heißt es in einer schriftlichen Erklärung. Die Tarifgespräche zu den neuen Wings-Plattformen erklärt Lufthansa für gescheitert.

„Bei der Frage einer Neuregelung der Übergangsversorgung für heutige Piloten haben wir uns zuletzt deutlich angenähert. Allerdings ist die Frage, ob es auch für zukünftige Pilotengenerationen eine rein arbeitgeberfinanzierte Übergangsversorgung geben soll, weiterhin strittig. Wir sind überzeugt, dass wir mit der Hilfe eines neutralen Dritten zu einer Lösung kommen können und haben der VC daher die Schlichtung vorgeschlagen“, wird Bettina Volkens, Vorstand Personal und Recht der Deutschen Lufthansa in dem Schreiben zitiert. „Wir wollen so weiteren Schaden von unseren Kunden und vom Unternehmen abwenden und den Mitarbeitern schnellstmöglich Klarheit bei dieser für sie wichtigen Frage schaffen“, so Volkens weiter.

Lufthansa hat die VC darüber hinaus zu Gesprächen zum Tarifvertrag Altersversorgung aufgefordert. Das Unternehmen hätte, so die Erklärung, dem Wunsch der VC entsprochen, die beiden Versorgungstarifverträge Altersversorgung und Übergangsversorgung getrennt voneinander zu verhandeln und die Verhandlungen zur betrieblichen Altersversorgung erst nach den Verhandlungen zur Übergangsversorgung zu führen. Nach dem Scheitern der Verhandlungen zur Übergangsversorgung, fordert Lufthansa die VC nun auf, die Gespräche zur betrieblichen Altersversorgung kurzfristig wieder aufzunehmen.

Die Tarifgespräche zu den neuen Wings-Plattformen erklärt Lufthansa für gescheitert. Lufthansa habe die VC umfassend und frühzeitig über ihre Pläne zu Wings informiert, heißt es vonseiten des Unternehmens. „Unser Ziel war immer ein Konsens. Allerdings kann dieser keine weitere Beschränkung unserer unternehmerischen Freiheit darstellen. In den letzten Monaten haben wir erneut erfahren müssen, wie schnell und dramatisch sich der Markt verändert. Wir müssen mit neuen Plattformen nachhaltig am Markt orientiert und schnell wettbewerbsfähig agieren können“, so Volkens. „Leider ist es uns trotz intensiver Gespräche, gerade auch in den letzten Wochen, nicht gelungen ein gemeinsames Verständnis zu finden. Vor diesem Hintergrund bedauern wir, dass wir die Verhandlungen und Gespräche zu den Wings-Plattformen als gescheitert ansehen müssen. Selbstverständlich sind wir jederzeit zu Gesprächen bereit“, so Volkens weiter.
 

Autor: dts, dd
Foto: Symbolfoto