Köln | Köln nimmt langsam Abstand vom Ideal der autogerechten Stadt, nach dem das Verkehrsnetz in der Nachkriegszeit ausgerichtet wurde. Seitdem hat sich das Mobilitätsverhalten gravierend geändert – und auch aus Gründen des Klimaschutzes beschloss der Rat 2016 ein „Radverkehrskonzept Innenstadt“. Jetzt stellte die Verwaltung erste Ergebnisse vor.

Ein zentrales Thema: Die Verbesserung der Situation für Radfahrer auf den Ringen. Erste Maßnahmen wurden hier schon umgesetzt. So Radfahrstreifen auf Hansa- und Hohenzollernring. Wobei bei Letzterem der Radweg auf dem Gehweg beibehalten wurde – der auch fleißig weiter benutzt wird.

Umbau zwischen Zülpicher Platz und Lindenstraße als Pilotprojekt

Nun steht zwischen Zülpicher Platz und Lindenstraße/Schaafenstraße eine tiefer eingreifende, zum Pilotprojekt erklärte Maßnahme bevor: Statt zwei nur noch eine Fahrspur für Autos mit Tempo 30, dafür ein breiter Fahrradstreifen auf der Straße, durch eine dichte Kette von Piktogrammen gekennzeichnet, dazu erweiterte Ladezonen und Parkplätze nur noch nachts für Anwohner. Zwischen 3.000 und 4.000 Radfahrer werden hier täglich gezählt.

Auch hier werden zunächst die Radwege auf dem Bürgersteig beibehalten. Ein wissenschaftliche „Überwachung“ soll klären, wie diese Änderung von den Radfahrern angenommen wird, ob sich Autofahrer an ihre Spur halten und das Verbot des Parkens in der 2. Reihe beachten. Mögliche Schwachstellen könnten so erkannt und verbessert werden.


Foto/Illustration: Stadt Köln

Amtsleiter: Wegfall von Parkplätzen ist kein Problem

Den befürchteten Wegfall der Parkplätze für Kurzeitparker sieht Klaus Harzendorf, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik weniger problematisch: „Sie sollen in die Parkhäuser fahren.“. Auch für die Anwohner sei der Wegfall nicht kritisch, schließlich hätte in der Innenstadt nur jeder vierte Bewohner ein Auto. Insgesamt, so die Schätzung fielen hier – also innerhalb der Ringe – durch diese und ähnliche Maßnahmen insgesamt nur rund 200 Parkplätze weg.

Umgesetzt soll die Umwandlung dieses Ringe-Abschnitts im nächsten Jahr geschehen. „Da keine größeren Baumaßnahmen nötig sind, können wir dies kurzfristig umsetzen“, erklärt Harzendorf. Verantwortlich dafür ist auch die Aufstockung der Mitarbeiter bei Fahrradbeauftragten der Stadt: 18 sind es – doppelt so viele wie noch vor einem Jahr. Kostenpunkt: „Einige hunderttausend Euro“, so Harzendorf. Und Fahrradbeauftragter Jürgen Möllers ergänzt: „Am teuersten sind die neuen Ampelanlagen.“

Bei Erfolg des Pilotprojekts wird auch der Rest der Ringe fahrradfreundlich

Wenn das Pilotprojekt funktioniert – unklar ist noch die „Versuchsdauer“ – soll es auf die anderen Ringabschnitte zwischen Ebertplatz und Salierring übertragen werden. Beim Theodor-Heuß-Ring im Norden und vom Salierring über Chlodwigplatz bis zum Rhein sieht man die Sache unproblematisch: Hier herrscht weniger Verkehr und die Straßen sind breit genug, um zwischen Auto- und Radfahrern aufgeteilt zu werden.

Das Radkonzept wurde in drei öffentlichen Bürgerveranstaltungen diskutiert und zweimal nicht-öffentlich im Facharbeitskreis, dem neben Verwaltung und Politik auch Vertreter von Bürgerinteressen wie ADFC oder „Ring frei“ angehören. 166 Maßnahmen wurden dabei beschlossen, rund 60 – darunter auch die schon genannten – stehen kurz vor der Verwirklichung oder sind in der engeren Planung.


Foto/Illustration: Stadt Köln

Als nächstes stehen an: Ulrichsgasse, Wälle und Christophstraße

Schon in Angriff genommen wurde der Umbau der Ulrichsgasse – auch hier wird es zugunsten breiter Fahrradstreifen weniger Fahrspuren für Autos geben. In der kurzfristigen Planung sind die Wälle sowie als Teil einer Nord–Süd-Verbindung der Straßenzug Am Weidenbach-Griechenmarkt-Fleischmengergasse zum Neumarkt.

Ebenso die Christophstraße. Hier gilt es, einen typisch-kölschen Schlendrian zu beseitigen: Obwohl auf der stadteinwärtsführenden linken Seite nur Längsparken erlaubt ist, wird hier seit Jahren ohne Konsequenzen schräg abgestellt. Das wird nun endlich abgestellt – und die Christophstraße ist wieder breit genug, dass hier Radfahrer künftig auch stadtauswärts fahren können. Auch rund 20 weitere Einbahnstraßen werden hierfür überprüft. 2019 steht auch die Riehler Straße an: neue Fahrbahndecke, neue Ampeln – und breite Radwege.

Langfristiges Ziel des Radverkehrskonzepts Innenstadt ist es, den Anteil des Individual-Autoverkehrs auf etwa ein Drittel des Gesamtverkehrsaufkommens zu senken. Dazu gehört auch der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs – „Doch Verbesserungen für Radfahrer sind schneller und preisgünstiger umsetzbar“, so Harzendorf.

Autor: ehu | Foto/Illustration: Stadt Köln