Köln | 1992 beschloss der Rat, dass Köln bis 2030 seinen CO2-Ausstoß halbiert. Doch vor allem die Zunahme des Autoverkehrs droht dieses Ziel zu torpedieren. Helfen sollen die Radfahrer – je mehr davon, um so besser. Zum Umsteigen mobilisieren soll der Wettbewerb „Stadtradeln“: Er beginnt am 17. Juni und dauert drei Wochen.

Die Radfahrer selber haben davon zunächst nichts. Wohl aber die Gewinnerstadt, die sich mit einem Titel schmücken darf. Darum geht es: Legt ein Auto einen Kilometer zurück, stößt es – im statistischen Durchschnitt berechnet – 142 Gramm des gefährlichen Klimakillers Kohlendioxid (CO2) aus. Ein Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt, erspart diese Menge. Und je mehr Kilometer immer mehr Radfahrer fahren, um so höher die eingesparte Menge CO2. Und wo am Ende die höchste Zahl steht – die Stadt gewinnt.

Bei der ersten „Stadtradel“-Teilnahme landete Köln auf Platz 14

Den „Stadtradeln“-Wettbewerb gibt es schon seit 2008, 23 deutsche Kommunen nahmen damals daran teil. Köln stieg im Vorjahr zum ersten Mal ein, landete am Ende auf Platz 14 bei 496 Kommunen – dank 2.300 registrierten und aktiven Radfahrern, 517.000 geradelten Kilometern und damit fast 74.000 gesparten Tonnen CO2.

Der Wettbewerb dauert jeweils drei Wochen, den Zeitraum kann jede Stadt selber festlegen. Im Vorjahr hatte die Stadt die semesterfreie Zeit gewählt. Jetzt entschied man sich für den 17. Juni bis zum 7. Juli und rechnet fest mit vielen Studenten. Aber nicht nur: unter www.stadtradeln.de kann sich jede und jeder zur Teilnahme registrieren lassen. Man kann sich auch zusammenschließen und dann seine tägliche Kilometerleistung per App, online oder schriftlich durchgeben. Ehrlichkeit ist Ehrensache, denn eine Kontrolle findet nicht statt.

Zückerchen für registrierte Radfahrer: die Kummer-Plattform „RADar!“

Für die registrierten Teilnehmer wird auch die Kummer-Plattform „RADar!“ freigeschaltet: Hier können sie der Stadt alles melden, was ihnen als Störung für den Radverkehr auffällt. 1.325 solcher Störmeldungen erreichten die Stadtverwaltung im letzten Jahr, rund die Hälfte davon betrafen die Innenstadt. 57 konnten „positiv“ erledigt werden, 376 sind noch in Arbeit. „Wenn eine Bodenplatte los ist, können wir das oft an einem Tag beseitigen“, verspricht Klaus Harzendorf, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik. Manches aber – wie zu hohe Bordsteine – bedürfe auch langfristiger Planung.

Die Bedeutung des Radverkehrs im Kampf gegen den Klimawandel erläutert der neue Umweltdezernent Harald Rau, der wegen seiner Andeutung eines Fahrverbots für Dieselautos schon von seiner Vorgesetzten zusammengefaltet wurde. So nahm der CO2-Ausstoß in Köln im Vorjahr gegenüber 2015 sogar um 4 Millionen auf 906 Millionen Tonnen zu, etwa 20 Prozent dafür kommen aus dem Verkehr. Wesentlich verantwortlich macht Rau dafür die Zunahme des motorisierten Individualverkehrs in der wachsenden Stadt Köln. Wenn hier ein Umstieg aufs Rad gefördert werde, sei dies ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas.

Autorennstrecke Ulrichsgasse wird bald radfahrfreundlicher

Damit dies gelingt, muss aber die Infrastruktur deutlich verbessert werden. Gleiches gilt für die Kooperation mit Betroffenen. Der Ausstieg des Aktionsbündnisses „Ring frei“, das die Kölner Ringe fußgänger- und radfahrerfreundlicher gestalten will, aus der Zusammenarbeit mit der Stadt zeigt, dass da Einiges im Argen liegt. Immerhin zeigte die neue Verkehrsdezernentin Andrea Blome bei der Vorstellung von Stadtradeln leichte Einsicht und versprach Besserung.

Schon in Kürze soll die Ausfallstraße Ulrichsgasse durch die Wegnahme je einer Richtungsfahrspur für Autos zugunsten eines Radstreifens radfreundlicher werden. Ähnlich soll auch die Gladbacher Stra0e umgebaut werden. Die zuständige Planungsabteilung wird dafür um fünf Stellen erweitert, von denen schon vier besetzt sind. Acht weitere Stellen sind geplant.

Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Mit dem Wettbewerb „Stadtradeln“ will die Stadt Fahrräder und ihre Benutzer aus dem Dornröschenschlaf wecken – und einen Titel gewinnen. | Foto: ehu