Köln | Im Stadtbezirk Ehrenfeld werden 20 Einbahnstraßen für Fahrradfahrer in beide Richtungen geöffnet. Damit sollen für Radfahrer Parallelstrecken zu den vielbefahrenen Hauptverkehrslinien Venloer Straße, Subbelrather Straße und Vogelsanger Straße geschaffen und dadurch die Verkehrssituation für Radfahrer im Stadtbezirk mit der höchsten Radlerdichte Kölns verbessert werden.

Der Öffnung vorausgegangen war eine Überprüfung der Einbahnstraßen im Bezirk durch das Amt für Straßen und Verkehrstechnik. Kosten für die aktuelle Maßnahme in Ehrenfeld: rund 10.000 Euro. Darin enthalten sind die Anbringung von Schildern sowie das Auftragen von Piktogrammen auf der Fahrbahn an unübersichtlichen Stellen, wie etwa in einer Kurve im Bereich Christian-Schult-Straße/Stammstraße oder auch an der Hansemannstraße.

Die Bezirksvertretung Ehrenfeld hatte im Juni 2013 als erste der neun Bezirksvertretungen in Köln einen entsprechenden Beschluss gefasst und die Verwaltung aufgefordert, in diesem Sinne tätig zu werden. Die Verwaltung hatte allen Bezirksvertretungen im Frühjahr 2013 in einer Beschlussvorlage mitgeteilt, nach welchen Vorgaben die Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrer möglich ist. In sechs Bezirken soll diese Vorlage nun umgesetzt werden, in den Stadtbezirken Nippes, Chorweiler und Mülheim habe man sich für ein anderes Verfahren entschieden, so Jürgen Möllers, Fahrradbeauftragter der Stadt Köln vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik.

Ehrenfeld nimmt Vorreiterposition ein

Im Bezirk Ehrenfeld gibt es 323 Einbahnstraßenabschnitte. Davon sind laut Möllers mittlerweile 171 für den Radverkehr in Gegenfahrtrichtung geöffnet. 60 Einbahnstraßenabschnitte fallen unter die laut dem am 17. Juni 2013 verabschiedeten Konzept der Bezirksvertretung Ehrenfeld und sollen nun als erste Priorität geprüft werden sollen. Bei 31 steht diese Prüfung noch aus, aus den überprüften 29 wurden nun 20 umgesetzt. Grundvorraussetzung für die Öffnung ist laut Ewa Thrun-Stecki Sachgebietsleiterin „Verkehrsberuhigung“, Amt für Straßen und Verkehrstechnik, ein Tempolimit von 30 km/h sowie eine Mindestbreite der Straße von drei Metern, damit Ausweichmöglichkeiten bestünden. In Ehrenfeld sei der Verbesserungsbedarf für den Radverkehr am dringlichsten, weshalb man hier den Anfang mache, erklärt Möllers.

Köln ist Hauptstadt der Einbahnstraßen

„Köln ist die Hauptstadt der Einbahnstraßen“, umreißt Möllers die Kölner Situation. In keiner deutschen Stadt gebe es mehr Einbahnstraßen. Im gesamten Stadtgebiet zähle man etwa 2.600 Einbahnstraßen, rund 1.300 seien bereits für Radfahrer in Gegenrichtung geöffnet. Besonders in Ehrenfeld sei der Anteil der Radfahrer im Straßenverkehr mit 27 Prozent besonders hoch, liege sogar 2 Prozent über dem Anteil der Pkws. In den anderen Stadtbezirken nimmt der Radverkehr im Vergleich hierzu einen weit niedrigeren Anteil ein, liegt laut Amt für Straßen und Verkehrstechnik je nach Bezirk zwischen acht und 17 Prozent. Laut Amt kommen statistisch gesehen in Köln zwei Fahrräder auf ein zugelassenes Auto. Bei rund 488.000 zugelassenen Pkw bedeutet das also eine Million Fahrräder, verteilt auf das gesamte Stadtgebiet.

Laut Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Josef Wirges (SPD) stellt die aktuelle Maßnahme einen wichtigen Schritt in Richtung gleichberechtigte Verkehrssituation für alle Teilnehmer dar. Man habe damit bewusst etwas für die Radfahrenden Bürger Ehrenfelds getan. „Es entspricht dem Willen der Menschen hier“, fügte Wirges hinzu.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Ab sofort frei für Radfahrer in Gegenfahrtrichtung: die Christian-Schult-Straße in Köln-Ehrenfeld.