Köln | Auf dem großen Parkplatz am Charles-de-Gaulle-Platz in Köln-Deutz haben die Verantwortlichen von Stadt Köln, KVB und dem Carsharing-Anbieter Cambio am heutigen Dienstag die erste große Mobilitätsstation eingeweiht. Erstmals können KVB-Kunden in fußläufiger Entfernung auf Kfz, E-Autos, E-Bikes und Leihräder umsteigen.

Für die Stadt Köln ist damit ein wichtiger Meilenstein erreicht, schließlich ging das mit insgesamt rund 25 Millionen Euro geförderte Projekt bereits vor rund drei Jahren offiziell an den Start. Die Fördergelder verteilen sich auf drei Städte, neben Köln auch Kölns Partnerstadt Barcelona und Stockholm. Köln erhält rund 7,3 Millionen Euro an Fördergeldern.

Ziel des EU-Projekts ist es, besonders im urbanen Raum die Luftqualität zu verbessern, die Feinstaubbelastung und den Energieverbrauch zu senken, sowie einen Beitrag zu einer nachhaltigen Mobilität zu leisten und damit aktiv zur Erreichung der Klimaschutzziele der EU beizutragen. Neben der Entwicklung eines nachhaltigeren und ökologischeren Europas geht es auch darum, bis zu 1.500 neue Arbeitsplätze zu schaffen, so die Zielvorstellung vor drei Jahren.

Zumindest im Bereich Mobilität gibt es nun einen ersten Pilotstandort. Vor allem die Angestellten der RTL Mediengruppe und des Versicherungskonzerns HDI dürfte das freuen, befindet sich der neue Standort doch direkt vor deren Haupteingang. Aber auch über die angrenzenden Stationen der Deutschen Bahn (Nah- und Fernverkehr) und die U-Bahnen ist der Standort gut erreichbar. Letztere müssen jedoch zunächst durch eine dunkle Unterführung, bevor sie die Mobilstation erreichen.

Ausbau vor allem im Rechtsrheinischen

Die Beteiligten zeigten sich bei der heutigen Eröffnung dennoch voller Zuversicht. „Mit der Strategie „Köln mobil 2025“ existiert eine anerkannte Grundlage zur Sicherung der Mobilität sowie zur Realisierung des Umwelt- und Klimaschutzes. Es gilt, diese Strategie durch zahlreiche Maßnahmen erfolgreich umzusetzen“, betonte KVB-Vorstandschef Jürgen Fenske. Dazu gehöre auch, dass die stadtnahe Verkehrsgesellschaft kein Dogma gegen einen bestimmten Verkehrsträger aufbauen wolle, wie sein Pressesprecher Stephan Anemüller ergänzte.

E-Mobile, E-Bikes oder Leihrad. Am Charles-de-Gaulle-Platz gibt es seit heute die erste große Mobilstation in Köln.

Der Ausbau des Umweltverbundes durch die effektive Verknüpfung nachhaltiger Mobilitätsangebote mit Bus, Bahn, Fahrrad, CarSharing, Taxi und zu Fuß gehen ist eine wesentliche Säule dieser Strategie. Bis 2025/2030 sollen die Verkehrsmittel des Umweltverbundes 67 Prozent am Personenverkehr Kölns ausmachen. 2006 waren es noch 57 Prozent.

Dabei nimmt Köln mit den Mobilitätsstationen auch eine Vorbildfunktion ein. Dass bei der Einrichtung des ersten großen Standorts im direkten Umfeld nur recht wenige Wohnungen erschlossen werden, wird durch die Eigenschaft als zentraler Verkehrsknoten aufgewogen. Immerhin entstehen derzeit auf dem Gelände der MesseCity neue Wohnungen. Die nächsten Wohngebiete sind jedoch schon einige Hundert Meter entfernt. So wie am Charles-de-Gaulle-Platz existieren am Bahnhof Mülheim und in der Stegerwaldsiedlung voll ausgebaute Stationen. An sieben weiteren Standorten, vor allem im Stadtbezirk Mülheim, bestehen kleinere Stationsvarianten.

Kommunikation als zentraler Aspekt

„Gemeinsam mit Stockholm und Barcelona machen wir als sogenannte „Lighthouse City“ der EU unter anderem den zeitgemäßen Umweltverbund konkret erlebbar. Ziel ist es, funktionierende Lösungen aus dem Projekt in der eigenen Stadt zu verbreiten und in andere europäische Städte zu übertragen“, betonte die Klimaschutzbeauftragte der Stadt Köln, Dr. Barbara Mühlendick. In regelmäßigen Abständen treffe man sich sowohl intern mit den verschiedenen Beteiligten wie KVB, Rheinenergie und anderen Projektpartnern sowie in etwas größeren Abständen mit den Verantwortlichen der anderen beiden Standorte.

Die Stadt Köln ist dabei selbst nicht mit eigenen Investitionen dabei, übernimmt dafür aber die verschiedenen Aufgaben der Koordinierung, Abrechnung und des Projektmanagements im Rahmen des EU-Programms. Und damit die EU-Förderung nicht einfach in die Erneuerung des Fuhrparks investiert wird, gibt es strenge Auflagen. Möhlendick spricht deshalb bei Fragen zur Förderung von „anrechenbaren Kosten“. Heißt konkret: Die EU zahlt nur dann, wenn die Investitionen den derzeitigen Standard übertreffen.

Rückgriff auf bewährte Partner

Ein weiterer wichtiger Partner ist das Carsharing-Unternehmen Cambio. 1992 in Köln als „Stadtauto“ gegründet und anfangs mit drei Wagen, zehn Teilnehmern und einem gemeinsamen Fahrtenbuch auf den Weg gebracht, gehört heute mit rund 550 Fahrzeugen in 21 deutschen und 32 belgischen Städten zu den großen Anbietern. Seit rund 20 Jahren gibt es bereits eine Kooperation mit der KVB und so war es wenig verwunderlich, dass Cambio bei der Einrichtung und Ausrüstung der ersten Mobilstation die Fahrzeuge beisteuerte.

Dank entsprechender Ladestationen können sich hier KVB-Stammkunden über das neue E-Ticket auch ein Elektroauto ausleihen. Der Cambio-Fuhrpark umfasst derzeit rund acht Prozent Elektroautos, vor allem angesichts zunehmender Regulation des Stadtverkehrs ein gutes Argument für die Teilnahme an einem Klimaschutzprojekt. „Außerdem bieten wir allen KVB-Kunden zehn Prozent Rabatt auf alle Tarife“, betonte Tanya Bullmann, Managing Director.

In den kommenden Wochen liegt der Ball vor allem bei der Stadt Köln. „Nach dem Piloten folgt das Roll-Out“, erläuterte Möhlendick das weitere Vorgehen. Dazu gehören vor allem stadtweite Mobilstationen in drei verschiedenen Größen. Nicht an allen wird es sämtliche Verkehrsträger geben. Außerdem plant die Stadt zusammen mit dem Zweckverband Nahverkehr Rheinland NVR Mobilstationen für Pendler. Die sollen eher an den Rändern der Millionenstadt entstehen.

Neben der Förderung der Mobilität steht in Mülheim vor allem die energetische Sanierung der Stegerwald-Siedlung an. Ein wichtiger Baustein ist dabei die Ausstattung aller Wohnungen mit so genannten „SmartMetern“. Die ermöglichen den Wohnungsinhabern einen genauen Überblick über den aktuellen Stromverbrauch. Die Stadt Köln und ihre Projektpartner wollen gerade in Mülheim eine Blaupause entwickeln, wie Sanierung und Erschließung gemeinsam effektiven Klimaschutz ermöglichen können.

Das Konsortium besteht aus der Stadt Köln (Koordinationsstelle Klimaschutz im Dezernat für Soziales, Integration und Umwelt) und den Partnern Rheinenergie AG, Deutsche Wohnungsbaugesellschaft mbH, Kölner Verkehrsbetriebe AG KVB, Urban Institut, Stattauto Köln Gesellschaft für Car Sharing MbH (Cambio), Ampido GmbH, AGT Group GmbH und Microsoft.

Die Stadt Köln hatte sich in enger Zusammenarbeit mit der städtischen Tochtergesellschaft Rheinenergie AG mit den Städten Stockholm und Barcelona sowie 37 weiteren Partnern aus Industrie- und Wissenschaft mit dem EU Projekt „GrowSmarter“ im Rahmen des Forschungsprogramms „Horizon 2020“ um Fördermittel der Europäischen Union beworben. Im Oktober vergangenen Jahres hatte die Stadt Köln den Zuschlag erhalten. „Horizon 2020“ ist das neue Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Förderperiode 2014 bis 2020.

Autor: rk
Foto: v.l.n.r.: Jürgen Fenske, Tanya Bullmann und Dr. Barbara Möhlendick bei der heutigen Vorstellung der ersten Mobilstation im Rahmen des Eu-Förderprojekts „Grow Smarter“.