Köln | Manche Radfahrer haben es immer noch nicht gemerkt: Die Zülpicher Straße zwischen Universitätsstraße und Alphons-Silbermann-Weg gehört jetzt ihnen! Die etwa 400 Meter lange Strecke ist jetzt offiziell eine Fahrradstraße. Bisher waren ihnen schon knapp 50 Meter reserviert, die mussten sie sich nur mit der KVB-Straßenbahnlinie 9 teilen.

Schon seit April 2016 ist die Zülpicher Straße in diesem Bereich für den Auto-Durchgangsverkehr gesperrt. Anfangs gab es noch Schwierigkeiten, immer wieder übersahen vor allem LKWs – auf der Zülpicher Straße stadteinwärts kommend – die Verbotsschilder und mussten sich dann durch enge Wilhelm-Waldeyer-Straße zurück quälen.

Die Sperrung hat sich inzwischen herumgesprochen, auch weil die Stadt inzwischen die Betreiber von Navigationsgeräten darüber informiert hat, dass dies keine vorübergehende Maßnahme ist. Jetzt weisen an jedem Ende „Fahrradstraße“-Schilder die Verkehrsteilnehmer auf die geänderte Situation hin. Hinzu kommen große Piktogramme auf dem Boden: weißes Fahrrad auf blauem Grund.

Statt holprigem Kopfsteinpflaster jetzt glatter Asphalt

Neben der Beschilderung wurde das Kopfsteinpflaster asphaltiert. Die rot gefärbten Radwege auf den vor allem im Bereich der KVB-Haltestelle Universitätsstraße engen Gehwegen wurden grau gestrichen, um die Radfahrer auf die Straße zu leiten. Die Ampelanlage am Knotenpunkt Zülpicher/Kerpener und Universitätsstraße wurde den neuen Bedingungen angepasst, auf der Kerpener Straße haben die Radfahrer jetzt vor der Ampel eine eigene Wartezone. Auf der Universitätsstraße gilt in diesem Bereich jetzt Tempo 50 statt 70.

Auf der Zülpicher Straße mussten aus Sicherheitsgründen einige Parkplätze entfallen. Auf der Kerpener konnte kurz vor dem Grüngürtel einige zusätzliche für Anwohner eingerichtet werden. Statt Kopfsteinpflaster können sich die Radfahrer auf der Zülpicher Straße über Asphalt freuen. 130.000 Euro kostete die Umwandlung, fünf Wochen hat sie gedauert.

Sperrung für den Durchgangsverkehr hat sich bewährt

Nach der Sperrung gab es Befürchtungen, dass sich der Verkehr von täglich etwa 6.000 Autos übermäßig auf andere Straßen verlagert. Dies hat sich – so Christin Dörkes vom

Verkehrsplanungsamt – nicht bestätigt, auf den möglichen Ausweichstrecken nahm der Verkehr lediglich um zehn Prozent zu. So fiel es den zuständigen Gremien – die Bezirksvertretungen Innenstadt und Lindenthal, dem Verkehrsausschuss und dem Rat – relativ leicht, nach der Sperrung der Umwandlung in eine Fahrradstraße zuzustimmen. Die Entscheidung im Rat fiel in diesem Januar.

Jetzt laufen Überlegungen, ob und wie die Zülpicher Straße stadteinwärts bis zur Kreuzung Dassel-/Moselstraße in eine Straße ohne Durchgangsverkehr umgewandelt werden kann. Hierfür muss mit der Deutschen Bahn – ihr gehören Brücke und Zugang zum Bahnhof Köln – und der KVB verhandelt werden. Angedacht ist eine Verlegung der dort in einer Engstelle gelegenen KVB-Haltestelle.

1993 gab’s die erste Fahrradstraße in Köln – danach kam lange nichts

Die erste Fahrradstraße in Köln wurde bereits 1993 angeordnet. Inzwischen sind es rund 20, das Radverkehrskonzept sieht 83 weitere insbesondere parallel zu den Ringen vor. Sie können dort eingerichtet werden, wo der Radverkehr „dominant“ ist – auf der Zülpicher Straße wurden vor der Sperrung täglich bis zu 7.000 Radler gezählt.

Auf einer Fahrradstraße genießen die Radfahrer Vorrang. Sie müssen zwar rechts fahren, dürfen aber nebeneinander fahren. Autos und Motorräder dürfen die Straße nur befahren, wenn ein Zusatzzeichen dies erlaubt – etwa für Anlieger. Außerdem gilt grundsätzlich Tempo 30.

Lindenthals Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker jedenfalls freut sich nicht nur über die neue Fahrradstraße und als Radfahrerin über den glatten Asphalt. Sie sieht auch den inneren Grüngürtel, der hier gequert wird, aufgewertet.

Autor: ehu
Foto: Kerpener Straße stadtauswärts, vor der Kreuzung Universitätsstraße: Das Piktogramm auf der Straße zeigt, dass Radfahrer jetzt da fahren dürfen, wo es bislang nur Autos erlaubt war.