Köln | Die Paveier feiern in diesem Jahr 30-jähriges Bühnenjubiläum. Grund genug einmal nachzufragen, was sich in dreißig Jahren verändert hat und wie man sich so lange mit an der Spitze der kölschen Musikgruppen hält. Ein Interview mit Klaus Lückerath von den Paveiern.

Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu 30 Jahren Paveier. Wie fühlt man sich nach dreißig Jahren auf allen Bühnen in dieser Stadt, frisch, gereift oder überreif?
Auf jeden Fall gereift, auf keinen Fall überreif. Letztens hat jemand gesagt, wir wären erwachsener geworden.

Am 4.1. haben Sie auf der Prinzenproklamation (Pripro) gespielt. Ist das noch ein Highlight nach so vielen Jahren und wissen Sie noch wann Sie das erste Mal auf der Pripro gespielt haben?
An das erste Mal kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Es ist auf jeden Fall  jedes Mal eine Herausforderung. Es ist das erste große gesellschaftliche Karnevalsereignis im neuen Jahr und da sind wir stets gespannt, wie die neuen Lieder ankommen.

Ändert sich die Vorbereitung oder das Lampenfieber nach so vielen Jahren?
Die Vorbereitung wird immer intensiver. Die Konkurrenz schläft nicht und wir wollen top vorbereitet sein. Lampenfieber haben wir nicht unbedingt, aber eine gewisse Spannung oder Anspannung.

Die Band hat sich gewandelt, nicht zu Letzt gerade in den letzten beiden Jahren. Wie erlebt man diese Transformationen und haben diese die Band immer vorangebracht?
Die Band hat sich ja personell verjüngt, dazu der Fortgang von Micky Brühl. Wir sind auf einem Prüfstand gekommen und da haben wir drauf reagiert. Wir haben fleißig gearbeitet wie noch nie zuvor, haben uns auf die Fahne geschrieben, mit Elan, Spielfreude und guten Songs zu überraschen. Das ist uns gelungen. Die Session 2012/13 ist einfach ein riesiger Erfolg.
Natürlich sind wir auch musikalisch moderner geworden. Da macht sich der Einfluß unserer Youngster sehr bemerkbar.

Wenn man auf 30 Jahre zurückblickt, was war der emotionalste und was der schrecklichste Moment an den man sich erinnert?
Der schrecklichste Moment: unser Toningenieur Jürgen Krämer ist vor vielen Jahren an Krebs verstorben. Das war mitten in der Karnevalssession. Wir hatten es an einem Sonntagmorgen erfahren und mußten dann in die Säle. Da hat jeder von uns mit den Tränen gekämpft.
Der emotionalste  Moment: Im letzten Jahr haben wir das Konzert für „Julia“ gespielt. Sie war Tänzerin bei der GMKG und hat mit 16 einen Schlaganfall erlitten. Wir haben alle selbst Kinder und wenn du dann das Mädchen im Rollstuhl siehst, das bewegt jeden von uns sehr stark. Wir haben sie in dieser Session oft bei der GMKG im Publikum gesehen und sehen ihre positive Entwicklung. Da sind wir Stolz, durch unseren Einsatz mitgeholfen zu haben.

Sie haben mit Pavement Records parallel auch ein eigenes Label sehr erfolgreich etabliert. War das wichtig für den Erfolg der Band?
Die Gründung von Pavement ging zunächst nur durch den Erfolg der Paveier. Aber die Paveier sind Künstler wie die anderen auch und müssen sich Kritik gefallen lassen, wenn es nicht läuft. Wir wollen uns auch nicht nachsagen lassen, die Paveier bekämen eine Extrawurst gebraten. In den letzten dreißig Jahren hat sich das Musikbusiness und die Technik rasant verändert.

Das Wort Cassette zeichnet bei den meisten Menschen ein mildes Lächeln auf die Lippen, Vinyl, CD und jetzt MP3 im Netz. wie sehen Sie die Entwicklung im regionalen Bereich und die Möglichkeiten auch in Zukunft erfolgreich mit Musik sein Leben bestreiten zu können?
In Amerika wird die CD schon totgesagt. Es wird auf dem CD Markt immer schwieriger, Umsätze zu fahren. Die Tendenz ist leider rückläufig. Obwohl, ein super Titel kann diesen Trend auch stoppen. Wenn ein Titel richtig begeistert, dann wird er auch gekauft. Die TV-und Radiolandschaft ist auch für den regionalen Markt sehr schwierig geworden. Bis auf die Karnevalssitzungen in der ARD oder im ZDF findet dort kaum noch etwas statt. Es bleibt das Livegeschäft. Das ist nach wie vor gut.

Was raten Sie jungen Bands, die heute bei Ihnen nach Rat fragen?
Fleißig sein. Der Erfolg läßt sich nicht konstruieren. Nicht auf die ganzen Dummschwätzer hören. An sein eigenes Ding glauben.

Vielen Dank für das Gespräch.

Autor: ag
Foto: Die Paveier auf der Prinzenproklamation 2013