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Köln | Das Festkomitee Kölner Karneval stellte heute, einen Tag nachdem es Köln schon weiß, sein angeblich bestgehütetes Geheimnis, das Kölner Dreigestirn 2019 vor und der Boulevard titelte schon gestern „Faustdicke Überraschung“ oder spricht von „Coup“ und begründet dies damit, dass die drei Herren aus drei Gesellschaften kommen. Dabei hätten die Redakteure des Kölner Boulevardmediums „Express“ mal besser in den eigenen Archiven nachgesehen, denn so neu ist es nicht, dass ein Dreigestirn sich aus drei Gesellschaften zusammensetzt. Ausgerechnet das Dreigestirn des Jahres 1955 bei dem der verstorbene Herausgeber Alfred Neven DuMont des „Express“ den Prinzen mimte, setzte sich schon aus drei Gesellschaften zusammen. Im Interview mit Andi Goral erzählen die neuen drei Oberjecken Kölns wie sie zusammenfanden, in bewegenden Worten wie lange Kölner Familien bis zur UrUr-Generation im Kölner Karneval verwurzelt sind, warum man am besten Kölner Bauer wird, wenn man aus einem wenige 100-Seelen Dorf in der Eifel kommt und den Namen als Jungfrau mit einer ganz besonderen Erinnerung an einen geliebten Menschen verbindet.

Ein kurzer Blick in die Geschichte

Wer die Liste der Dreigestirne durchkämmt findet immer wieder Beispiele in denen die drei Figuren Prinz, Bauer und Jungfrau aus unterschiedlichen Gesellschaften stammten. 1955 war dies Alfred Neven DuMont, den die Ehrengarde aufstellte, der Bauer Hans Borgel kam aus der KG Schäl Sick und die Jungfrau Günther Balve von den Blauen Funken. Seit der Session 1990 allerdings stammten die Dreigestirne nun lange Jahre aus einer Gesellschaft. Das letzte gemischte Dreigestirn der jüngeren Zeit war 1989 ins Rennen geschickt worden, als die Fidelen Zunftbrüder mit Peter Valder den Prinz und Josef Beck die Jungfrau und die Ehrengarde mit Franz Schmitz den Bauern stellte.

Auch 1973 gab es ein gemischtes Dreigestirn mit Jungfrau Klaus Ulonska und Rudolf Paffrath als Bauer und Claus Kegelberg als Prinz von der Ehrengarde. Vor allem in den Jahren nach dem Krieg waren die gemischten Dreigestirne bis weit in die 1950 er Jahre hinein verbreitet. Auch das erste Dreigestirn nach dem Zweiten Weltkrieg stammte aus drei Gesellschaften. Die Große Kölner stellte mit Theo Röhrig den Prinz, die Lyskircher Junge mit Andreas Müller den Bauern und die Ehrengarde mit Fred Reulen die Jungfrau. Wer in die Chronik der Dreigestirne blickt sieht, dass es immer wieder auch in den Jahren davor immer wieder gemischte Dreigestirne gab.

Das vorab enthüllte bestgehütete Geheimnis

In der kommenden Session 2019 sollen nun Marc Michelske von den Schlenderhaner Lumpe als Prinz, Markus Meyer als Bauer von der Große Allgemeine von 1900 und Michael Ebermann von der Lesegesellschaft zu Köln von 1872 als Jungfrau das Kölner Dreigestirn stellen. Auf dem Weg dorthin liegt zunächst der Elfte im Elften vor dem zukünftigen Trifolium. Dann werden sie im Senatssaal des Historischen Rathauses den Vertrag mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker unterzeichnen und sich anschließend auf dem Kölner Heumarkt dem jecken Publikum präsentieren. Dann sind sie designiert, aber noch nicht proklamiert. Dies findet im Rahmen der Prinzenproklamation im Kölner Gürzenich statt. Einer Veranstaltung zu der nur geladene Gäste des Festkomitees zugelassen sind. Dort erhalten die Drei dann die Insignien ihrer jecken Macht aus den Händen von Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Die Pritsche für den Prinzen, der Stadtschlüssel für den Kölner Bauern und den Spiegel für die Jungfrau.

Wer sind die Drei aus Drei?

Marc Michelske will in der Session 2019 als „Prinz Marc I.“ durch die Säle touren, die ihm, zumindest zum Teil, schon als Sitzungsleiter der Schlenderhaner Lumpe bekannt sind. Seine Ururgroßeltern haben die Lesegesellschaft von 1872 mitgegründet, ein besonderer Verein, der sich auch dem Kölner Karneval seit jeher sehr verbunden fühlt. Seine Familie ist jeck hoch Drei, wenn man sich die Gesellschaften anhört in denen sie aktiv waren und sind. Sein Großvater und Vater standen als Präsidenten der Lesegesellschaft vor. Im nicht jecken Leben ist Michelske Jurist in eigener Kanzlei, verheiratet und Vater von drei Kindern. Die Kölner Haie zählen zu seinen Hobbys genauso wie das Lesen und Training mit dem Tanzcorps Colonia Rut-Wiess. Dort verschafft er sich jeden Montag auch die entsprechende Fitness für die kommende Session.

Markus Meyer übernimmt mit der kommenden Session viele neue Ämter. Im April wurde er zum Präsidenten der Große Allgemeine gewählt und wird in der kommenden Session auch in sein Amt eingeführt. Der Eifeler wird Kölner Bauer 2019. Meyer ist aktiver Springreiter und spielt Saxophon in einem Musikverein. Er ist verheiratet und hat ein Kind.

Michael Everwand hat bereits Erfahrung darin, wie man Jecke weckt und anführt. In den Sessionen 2017 und 2018 war er der Bellejeck der Großen Allgemeinen und zog Weiberfastnacht in aller Hergottsfrühe durch Köln. Der Solinger lebt mittlerweile in Köln, fährt gerne Rennrad und spricht vier, bald fünf Sprachen.

Lange Session

In 181 Tagen von heute an ist Aschermittwoch. Der liegt am 6. März 2019 und damit eine lange Session vor den Jecken, bevor wieder alles vorbei ist. Am 4. März werden die drei jecken Herrscher dann am Rosenmontag im Triumphzug durch Köln ziehen und Kamelle und Strüßjer werfen. Zuvor werden sie hunderte Auftritte auf den Karnevalsbühnen Kölns oder für karitative Zwecke absolvieren.

Autor: Andi Goral