Köln | Es ist die große Zeit der leisen Töne im kölschen Karneval, der Liedermacher und intimen Mitsingabende. Bei den Flittardern war Björn Heuser keine drei Sekunden im Säälchen der Narrenburg und alle schmetterten kölsche Evergreens, bei der Kölner Narren Zunft wollten die rund 150 Gäste Philipp Oebel gar nicht mehr von der Bühne lassen.

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Ohrenschreck und wiedergefundenes Thrönchen

Seit fünf Jahren beginnt die Kölner Narrenzunft (KNZ) am Messekreisel in Deutz ihre Session. Fünf Herren kamen allerdings zum ersten Mal in den Genuss, nicht mit dem scharfen Dolch, sondern von einem richtigen Schwert mit Namen „Ohrenschreck“ zum Senator geschlagen zu werden. Und Bannerhär Thomas Brauckmann, der vor Kurzem 50sten Geburtstag feierte, konnte richtig Hof halten. Denn die Gesellschaft schenkte ihm einen besonderen Stuhl. Es ist ein Elferratsstuhl aus der Zeit des ersten Weltkrieges, so datiert ihn die KNZ. Den Stuhl mit dem KNZ-Wappen hatte ein Fliesenleger aus Bergisch-Gladbach statt eines Honorars erhalten und der wollte erst ein hübsches Sümmchen. Das war man aber zunächst nicht bereit zu zahlen und so bot der Fliesenleger den Stuhl bei ebay an und bot fleißig selbst mit, wie man das halt so macht. Am Ende und nach wenig Erfolg bei der Internetauktion war der Handwerker verhandlungsreif. Die KNZ ließ den Stuhl aufwendig renovieren und der wird in Zukunft wieder seinen Platz am höchsten Ort im Elferrat der KNZ finden.

Warum heißt das Schwert „Ohrenschreck“? Thomas Brauckmann schlug bisher die Herren mit einem kleinen Dolch zu Senatoren. Der war auch sehr scharf und so ermahnte der Bannerhär die frisch ernannten Senatoren zu besonders gefälligem Karnevalistentum, da er sonst den Ohren nahe käme. Nun musste diese gute Tradition mit dem Schwert weitergehen und da es ja „Excalibur“ schon gab, war der Name schnell gefunden „Ohrenschreck“. Neben einem Festmahl mit Gänsen servierte sich die Gesellschaft neben Philipp Oebel, den Tuppes vom Land und zur Unterhaltung die Golden Boys mit einer überaus reizenden Sängerin.

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Goldene Maurerkellen und Dachziegeln bei den Flittardern

Die Flittarder sparen jetzt Energie, aber nicht um noch jecker zu feiern. Nein man hat die Narrenburg gedämmt, auch nicht weil die Damen und Herren so falsch singen. Ganz im Gegenteil, als Björn Heuser heute beim Ordensabend der Flittarder auftrat sang man aus voller Brust und in perfekt temperierten Tönen kölsche Evergreens. Siegfried Schäfer und Ralf Persy haben sich um die Renovierung der Narrenburg verdient gemacht und erhielten daher die goldene Maurerkelle und die goldene Dachziegel, denn neben der Dämmung, wurde auch das Dach erneuert. 10 Jubilare wurden geehrt und neben Björn Heuser, hatte man Jens Singer als „Ne Chauffeur“ engagiert. Der neue Sessionsorden beschäftigt sich mit dem Motto auf ganz eigene Art, mit den zwei Buchstaben „he“. Den Zockerhot kenne jeder auf der Welt, aber für die Flittarder ist „he“ Heimat. Und daher zeigt der kleine Ordensnarr auf „he“. Auf den Flittarder Telegraphenmast, die Kirche St. Hubertus, das Denkmal tausend Jahre Flittard und natürlich auf die ehemalige Schule und heutige Narrenburg.

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Die Blauen Funken ziehen virtuell ein

Die größte Veranstaltung des Abends feierten die Blauen Funken mit dem Ball Kristall. Über 1.000 Gäste, schnieke in der langen Abendrobe oder dunklem Smoking tanzten zu internationalen Hits vorgetragen von der Willi Ketzer Band oder freuten sich über die Abba Show und den Auftritt von Tommy Engel. Mit den blauen Funken feierte Karl Moik und Viola Klein, eine Unternehmerin aus Dresden, die dort die Hope-Gala zu Gunsten von Aids-Kranken in Afrika unterstützt. Gleich zu Beginn gab es einen besonderen visuellen Moment, den auf den großen digitalen Monitoren zog, zumindest virtuell die Wache der Blauen Funken ein. Denn der Ball Kristall ist die Elfter im Elften Veranstaltung des blau-weißen Korps.

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Die Römergarde mit Besuch vom Alt-Präsidenten

Mit Dr, Julius Utermannn hat die Römergarde Weiden seit Jahren wieder einen Präsidenten, der natürlich den Legionsappell der westlichen Karnevalisten leitete, vier neue Mitglieder begrüßen und neun Beförderungen aussprechen konnte. Ganz herzlich begrüßte man Volker Gröbe, der in den Jahren 1992 bis 1997 als Präsident die Garde leitete. Zu Gast auch der Kinderprinz des Kinderdreigestirns des Westens Sebastian Harnischmacher. Der Kinderbauer der letzen Session wurde verabschiedet. Vier Mitglieder wurden für 11 Jahre Mitgliedschaft mit der bronzenen Nadel ausgezeichnet. Der Prinzenführer des Kinderdreistirns des Westens Willi Hung, wurde besonders geehrt, denn er wurde zum Ehrentribun ernannt. Die Garde hat rund 80 Mitglieder. Zu Gast hatte man die Künstler Uli Teichmann und Fuhrmann & Kulik.

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Müllemer Junge mit Rekordbeteiligung bei der Elften im Elften Feier

Über 360 Gäste konnten die Müllemer Junge in der Stadthalle Mülheim zur Elften im Elften Feier begrüßen. Markus Gottschalk, Prinz der vergangenen Session wurde zum Leutnant der Reserve ernannt, denn Gottschalk ist seit sechs Jahren für die Gestaltung der Orden der Gesellschaft verantwortlich, auch wenn in diesem Jahr die Idee von Präsident Siegfried Schaarschmidt kam. Der Orden hat einen Bezug zum Sessionsmotto, aber widmet sich auch dem Jubiläum 25 Jahren Juniörchen, der Müllemer Junge. 20 neue aktive Mitglieder konnte man aufnehmen und 13 Mitglieder wurden für lange Mitgliedschaft geehrt. Iris Roth, die Trainerin der „Original Matrosen vum Müllemer Böötche“ wurde mit dem Treueabzeichen des Bund Deutscher Karneval für karnevalistischen Tanzsport in Gold und Brillianten ausgezeichnet. Acht weitere Tänzerinnen und Trainerin wurden zudem geehrt. In den Abend startete man mit Wilmas Pänz, Willi und Ernst, dem Tanz der Ehemaligen Tänzerinnen der Original Matrosen vum Müllemer Böötchen, dann die aktuellen Tänzerinnen und Tänzer, die den Vortrag von Wicky Junggeburth von der Bühne aus verfolgten. Mit Tino, dem kölschen Tenor und De Familich, ließ man den Abend ausklingen.

Autor: ag
Foto: Thomas Brauckmann im wiedergefundenen Thronsessel aus dem alten Elferratsgestühl