Köln | Die Große Kölner hatte am Sonntag Abend schwer mit ihrem Programm zu kämpfen, denn gleich mehrere Künstler unter anderem „Brings“ und „Klaus und Willy“ mussten krankheitsbedingt absagen. Die Gäste merkten davon herzlich wenig, besser gesagt bekamen einen Ersatz mit dem wohl niemand gerechnet hatte, der aber umso frenetischer gefeiert wurde: Hans Süper.

Dr. Joachim Wüst, Präsident der Großen Kölner, ernannte Süper zum Ehrensenator und erfüllte sich selbst einen lang gehegten Traum, er sang im Duett mit Süper „Mir han Fraue“ – das Publikum johlte vor Vergnügen. Wie gut die ersten drei Nummern ankamen, vor Süper traten die „Goldenen Lyskircher Hellige Knäächte un Mägde“ und Dr. Jens Singer, der „Schofför der Bundeskanzlerin“ auf, mag daran ersehen, dass kein einziger Gast aus dem Publikum den Sitzungssaal verlassen hatte. Bei allen Dreien gab es Standing Ovations, nicht weil das Publikum so unkritisch war, sondern weil die Nummern einfach gut waren.

Dr. Jens Singer, der regulär gebucht war, bekam im Foyer höchstes Lob aus berufenem Mund, denn Hans Süper zollte Respekt: „Dat häste jot jemaat, Jung“. Singer legt Wert auf die Feststellung „Ich bin Karnevalist, kein Künstler und lege Wert auf persönlichen Kontakt: Agenturanfragen zwecklos! Der Karneval ist schon kommerziell genug!“ und hat da mit Hans Süper etwas gemein, der auch bis heute die Bezeichnung Künstler negiert. Singer ist ein Redner, der gerade seine intensivierte Warmlaufphase im Literarischen Komitee absolviert und dort weitergebildet wird. Wie wichtig diese Vorbereitung, aber auch die Tipps sind, merkt man erst, wenn man auf die wirklich großen Säle kommt und auf denen ein Künstler anders agieren muss. Singer: „Du musst viel langsamer sprechen im Gürzenich als in einem kleinen Pfarrsaal, weil Du einfach auch weiter von den Menschen weg bist“. Gelernt hat er auch, dass ihm der eigentlich wieder gerne aus der Bütt redet um sich von Comedians zu unterscheiden, die Bütt im Gürzenich einfach zu hoch ist. Da spräche man fast wie von einer Kanzel aus und ist zu weit weg vom Publikum. Zudem will er sich nicht verheizen lassen und erinnert daran, dass in früheren Jahren die besten Redner nur auf rund 100 Auftritte in einer Session kamen. So 30 bis 50 gute Auftritte wären, neben dem Hauptberuf, schließlich arbeitet Singer im Bundestag, gut. Gedanken die nach den Ausfällen von Marc Metzger und Willibert Pauels, beide übrigens bei Künstleragenturen, nachdenklich stimmen. Seine Rede, die zwischen Berliner und lokaler Politik changierte, kam beim Publikum der „Großen Kölner“ exzellent an. Es gab Standing Ovations, Balsam für die Karnevalistenseele.

Und dann kam Hans Süper. Kurz und schmerzlos die Ehrung. Mütze, goldene Anstecknadel durch Senatspräsident Mies und Foto. Präsident Wüst moderierte ihn an und Süper witzelte „Der hät a Loch im Programm“. Man kann sich sicher sein, dass das Publikum über das was dann kam noch lange sprechen wird und aus einem Loch der Höhepunkt des Abends wurde. Hans Süper brillierte zunächst solo, erzählte kleine Geschichten über Norderney und die Kur und warum man sein Geld verleben sollte. Und wenn man keines mehr habe auch noch weiter wunderbar auf Pump leben könne. Dann nahm er das Publikum mit in die 50er Jahre und griff tief in die kölsche Seele hinein als er ein Lied über das zerstörte Köln sang, als nur noch der Dom stand. Eine Dame flüsterte ihrem Tischnachbarn zu: „Man kann eine Stecknadel fallen hören“. Am Ende dann das Duett mit Joachim Wüst, Ausschnitte kann man sich hier im Filmbeitrag ansehen. Minutenlang bekam Hans Süper Standing Ovations, verdient. Knacki Deuser kam für „Klaus und Willy“ und für die Programmorganisation war dieser Abend Jonglage mit mehreren Mobiltelefonen auf einmal.

Autor: ag
Foto: Dr. Joachim Wüst, Hans Süper und Senatspräsident Dr. Heribert Mies der Großen Kölner Karnevalsgesellschaft