Köln | Volker Weininger trat in der Type des Sitzungspräsidenten auf dem Vorstellabend der Kajuja zum ersten Mal vor einem größeren Kölner Publikum auf und erntete Standing Ovations. Report-k.de sprach mit dem Kabarettisten und Büttenredner.

Standing Ovations nach ihrem Auftritt bei der Kajuja. Rechnet man mit so etwas im Vorfeld?
Volker Weininger, alias „Der Sitzungspräsident“: Nein, es wäre sicher vermessen, mit so einer Reaktion zu rechnen. Ich habe natürlich gehofft, dass den Leuten die Rede gefällt. Die Erfahrungen beim Probeabend und bei der Generalprobe in Iversheim waren zwar positiv, aber dann im Tanzbrunnen vor 750 Zuschauern zu spielen, von denen ein Großteil auch noch „vom Fach“ war, ist dann doch noch mal was ganz Anderes, was ganz Besonderes. Da sind mir dann gleich mehrere Steine vom Herzen gefallen. Und ich bin der KAJUJA natürlich sehr dankbar, dass sie an mich geglaubt und mir diese Chance gegeben hat.

Wie fühlt man sich in diesem Augenblick in der Bütt?
Das ist ein großartiges Gefühl! Eigentlich mag man danach gar nicht mehr von der Bühne runter. Es ist einfach sehr schön, wenn man feststellt, dass die Leute bei dir sind und über das lachen, was du geschrieben hast. Und als die Zuschauer dann im Anschluss aufgestanden sind und Zugaben gefordert haben, das war schon sehr bewegend. Das waren Momente, die habe ich sehr genossen, na klar.

Nach Ihrer Rede sah man nicht nur einen Literaten aus dem Saal rennen. Sind Sie jetzt die nächste Session ausgebucht?
Das stimmt. Wir haben nach der Rede mit vielen Leuten gesprochen. Das waren aber nicht nur Literaten, sondern auch Kollegen und Zuschauer, die gratuliert oder ihr Feedback gegeben haben. Das war einfach sehr schön. Natürlich sind seitdem auch einige Buchungen eingegangen, über die ich mich sehr freue. Aber dass ich für die kommende Session ausgebucht wäre, das ist nicht so. Da sind schon noch ein paar Plätzchen frei.

Sie beschreiben in ihrer Rede ja sehr differenziert das Innenleben einer Karnevalsgesellschaft. Sind Sie selbst Präsident, also trägt die Rede autobiographische Züge?
(lacht) Wenn die Figur des Sitzungspräsidenten autobiographische Züge tragen würde, hätte ich wahrscheinlich um 22.30 Uhr nicht mehr auf der Bühne stehen können! Nein, ich war auch nie der Präsident einer klassischen Karnevalsgesellschaft. Allerdings haben wir im Koblenzer Café Hahn fünfzehn Jahre lang eine Karnevalsshow gemacht, die sich im Laufe der Jahre zu einer echten Kultveranstaltung entwickelt hat. Und da hatte ich die Ehre, diesen „Sitzungen“ als Präsident vorstehen zu dürfen. Das war ne wirklich schöne Zeit und währenddessen hat sich auch die Figur des Sitzungspräsidenten immer weiterentwickelt.
Außerdem habe ich meine ersten Schritte auf der Bühne bei der KG Schladern im Rhein-Sieg-Kreis gemacht, wo wir in den 90ern ein paar Jahre lang mit ein paar Freunden zusammen auf den Sitzungen aufgetreten sind.

Wie kommt man zu so intimen Beobachtungen und Kenntnissen? Werden Sie gecoacht?
Die Figur selber hat sich wie gesagt einfach im Laufe der Zeit immer weiterentwickelt. Das ging quasi ganz von selbst. Insofern ist der Präsident also schon so eine Art Alter Ego von mir. Den kenne ich in- und auswendig. Und für die intimen Beobachtungen und Kenntnisse muss man einfach nur abends in der Kneipe oder auch mal auf der ein oder anderen Sitzung die Augen und Ohren offen halten. Da hat das Coaching sozusagen im echten Leben stattgefunden. Für mein Kabarettprogramm „Euer Senf in meinem Leben“ habe ich allerdings mit Ralf Lohr zusammengearbeitet, einem erfahrenen Regisseur, der mich dann bei der Inszenierung unterstützt hat. Und im Karneval stehen mir Michael Gerhold und sein Team von der Agentur Ahrens in allen Fragen mit Rat und Tat zur Seite.

Sie mimen ja einen leicht angesäuselten Präsidenten. Wie schwierig ist es, neben der eigentlichen Rede diese schauspielerische Facette einzubringen?
Leicht angesäuselt ist nett ausgedrückt! Der Mann ist meiner Meinung nach ziemlich amtlich voll. Die eigentliche Schwierigkeit besteht dann eigentlich darin, die typische Sprechweise von jemandem zu treffen, der schon ein Bierchen zu viel drin hat und dabei trotzdem noch verständlich zu sein. Das ist immer eine Gratwanderung und da muss ich auch manchmal aufpassen, dass ich es nicht übertreibe. Und was Gestik und Mimik angeht, das läuft fast automatisch ab, da kommen die Befehle direkt aus dem Rückenmark.

Sie steigen in eine Bütt. Ist diese Voraussetzung für Ihren Vortrag?
Im Prinzip schon. Es muss aber nicht unbedingt die klassische Bütt sein, zumal viele Vereine mittlerweile auch gar keine mehr haben. Das war schon ein besonderer Service der KAJUJA, mir da extra eine aus dem Gürzenich zu besorgen! Ein Stehtisch tut es aber auch. Da kann man dann zur Not auch mal ein Kölsch drauf abstellen…

Warum nutzen sie wieder das Instrument Bütt?
Weil es so schön klassisch ist! Früher sind die meisten Redner in die Bütt gegangen, und weil der Sitzungspräsident sich als Gralshüter von Brauchtum und Tradition versteht, muss es schon die Bütt oder etwas Ähnliches sein. Außerdem kann man sich daran zur Not auch festhalten, wenn der Kreislauf mal zumacht.

Sie sind ja auch Kabarettist. Wo kann man sie demnächst erleben?
Von November bis Februar bin ich vor allem im Karneval unterwegs, aber mit meinem Solo-Programm bin ich in der Region am 4.11. im Matchboxtheater in Leverkusen-Hitdorf, am 9.11. im Zauberkasten in Bochum, am 14.11. in Venn’s Theater in Roetgen, am 15.12. im Schaustall in Langenfeld und am 16.12. im Pantheon Casino in Bonn zu sehen. Zuschauer sind herzlich willkommen!

Herr Weininger, vielen Dank für das Gespräch.

Autor: ag
Foto: Volker Weininger bei der Kajuja als der Sitzunggspräsident in der Bütt