Köln | Wenn „Ebasa der Meister“ Free Jazz Interpretationen am Ende des Jupp Schlösser Medley mit dem Alphorn zu „Sag ens Blootwoosch“ durch die Kneipe „“Zum Alten Brauhaus““ in der Severinstraße klingen lässt und die ganze Kneipe, die jede Zeile all der vielen kölschen Evergreens auswendig mitsingen kann, rhythmisch mitgeht, dann weiß man um die besondere Qualität dieser noch jungen Veranstaltung im kölschen Fasteloovend.

Fotos von der Premiere des Jeckespill 2013 >

Um es vorweg zu nehmen, gerade bei den kölsche Evergreens, sei es das „Müllemer Böötche“, ganz besonders bei den Liedern wie „De Hüüsjer bunt o´m Aldermaat“, „Kornblumenblau“ oder „Schau nicht auf die Uhr“ war man desorientiert. Hätte man die Augen geschlossen, hätte man nicht mehr gewusst, wo die Bühne ist, denn da war die ganze Kneipe Bühne und alle sangen so mit, dass man keinen Verstärker mehr brauchte. Damit man aber nicht völlig die Orientierung verliert, hatten die Organisatoren zwei Scheinwerfer auf die improvisierte Bühne ausgerichtet und einfach mitten zwischen die Biertische gestellt. Auf einer Tafel hinter der Bühne steht der Namen der Veranstaltung mit Kreide geschrieben. Äußerlichkeiten sind nicht wichtig, denn das Publikum und die Akteure sind bunt und phantasievoll, aber auch pragmatisch verkleidet.

Das rote Ringelshirt, ein kurzer Rock, bequeme Stadtstiefel, dazu ein Dreispitz gefüllt mit einem Blumenbeet aus Stoff- und Plastikblumen, ein bischen Rouge, an den Händen Glöckchen, damit es beim Klatschen besser klingt. Die Herren als Tünnes, als klassischer Huusmeester oder mit gepunkteter Kappe, man ist kölsch phantasievoll oder pragmatisch kostümiert. Wer den kölschen Fasteleer nicht kennt, wird sich schwer tun, nicht nur weil Kölsch hier Pflicht ist, wer ihn kennt, dem geht das Herz auf. Denn hier schunkelt nicht der organisierte Karneval zu Herrentorte, sondern die alten Jungen und die jungen jungen Jecken, die die kölsche Sprache lieben, sie lebendig halten, ein wenig das Ordinäre im Kölschen ohne fies zu sein und das Schlagfertige und verschmitzte.

Dafür spricht auch das Programm. Thomas Cüpper huldigte den doofen Witzen und erzählte aus Zeiten in denen es den Badetag mit Zinkwannen gab, führte kleine Dispute mit „Klugscheißern“ im Publikum, die über die Mehrzahl von „Drama“, ob „Dramas“ oder „Dramata“ richtig sei, mit ihm diskutierten. „Sie sind Deutschlehrerin“, rief Cüpper geistesgegenwärtig einer Frau zu und deklinierte ihr das Wort „Lama“ vor. Da wäre ja die Mehrzahl auch „Lamas“ und nicht „Lamata“, frozelte das Klimpermännchen, der anschließend noch mit „Ich bin ne kölsche Jung“ frei und sehr schön interpretiert, begeisterte. Die Frangenbergs boten „entschleunigten“ Karneval mit einem Kacklied ohne die beiden wichtigsten Worte, sondern als „Käue und däue“-Leed und „Un et Arnöldche fleut“ mit einer neuen zweiten Strophe, die als Huldigung an die letzte Generation großer Kölner und Karnevalisten, wie „Trude Herr“, Jean Jülich, die „Vier Botze“, „Karl Berbuer“, natürlich Millowitsch und Hans Knipp erinnerte.

„Knubbelefutz un Schmalbedach“ haben ein besonders schönes neues Stück, wo sie aus dem Smartphone ein „Schwaadfon“, machen und eine App sein wollen um dem Liebsten möglichst nahe zu sein. „Knubbelefutz un Schmalbedach“ bleiben sich treu und mit ihren Geschichten nahe am Leben. Die Lindenthaler Lappenmänner, Stefan Knittler und Philipp Oebel rundeten den ersten Abend des Jeckespill ab. Ein Highlight war Jupp Menth, der kölsche Schutzmann. Er ist der Meister der kölschen Rede, klar heraus, nicht lange um den heißen Brei herumredend, damit das Kölsch nicht zu warm wird.

Menth nimmt kein Blatt vor den Mund und ist aktuell ganz nahe dran. Natürlich bekommt Kardinal Meissner sein Fett war, den der kölsche Schutzmann ein Eigentor Gottes nennt oder Andrea Nahles, die er als „Schlüssel zum Giftschrank.“ auszeichnet. Menth bleibt Menth. Das Jeckespill ist für karnevalistische Enthusiasten mit guten kölschen Sprachkenntnissen, die Karneval jenseits der Regeln des Protokolls feiern und ganz viel singen wollen, eine Bereicherung.

Das „Jeckespill – De Weetschaffsitzung“ tourt in diesem Jahr durch fünf Kölner Kneipen.

Bei allen Sitzungen dabei sind das Orchester der Liebe, Philipp Oebel und Stefan Knittler. Sechs Mal gehören „ne kölsche Schutzmann“ Jupp Menth und Thomas Cüpper, vier Mal Knubbelefutz un Schmalbedach zum Ensemble. Außerdem in dieser Session beim ein oder anderen Termin dabei: Jürgen Becker, Volker Weininger, Jens Singer, Knubbelisch vum Klingelpötz, die Brücker Funken Feinripp, das Traditionskorps der Altstädter.

Die weiteren Termine: 17.1., 20 Uhr, Zum Alten Brauhaus; 21. und 22.1., 20 Uhr, Brücker Hähnche; 27.1., 18 Uhr, Consilium im Rathaus; 28.1., 20 Uhr, Wagenhalle der Comedia; 30.1., 20 Uhr, Osters Rudi, Hartwichstraße 26, Nippes. Für den letzten Termin in Nippes gibt es noch Karten.

Autor: ag
Foto: Helmut und Mica Frangenberg tragen das „Käue und däue“-Lied vor