Köln | Die Swinging Funfares sind mutig. Sie performten einen besonderen Coversong, den Toten Hosen Hit „An Tagen wie diesen“, den Düsseldofer Kirmesweg-Song. Rund 24 Düsseldorfer standen auf, tanzten an den Tischen und outeten sich. Versöhnt wurde die kölsche Seele durch den nahtlosen Übergang zur kölschen Hymne „In unserem Veedel“. 16 Programmnummern brachte der Klub Kölner Karnevalisten auf die große Bühne des Maritim-Hotels. Alle Musik-Nummern zeigten höchstes Niveau, auch wenn man spürt, dass der Schlagerpop immer mehr Eingang in den kölschen Fasteleer findet.

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Die Eröffnung des Abends feierte man mit einem Opener aus verschiedenen Tanzgruppen und den Jungen Trompetern. Die Erdnuss, die 3 Colonias und Achnes Kasulke bestritten das erste Drittel des Abends bevor die Rabaue auf die Bühne gingen. Die 3 Colonias zeigten sich in einer neuen Formation und das zum ersten Mal seit 35 Jahren. Dieter Steudter ist in die zweite Reihe zurückgetreten und hat das Management übernommen. Marcus Schmitter und Robert Lennerts sind der Colonias-Nachwuchs. Frank Morawa steht für Kontinuität. Mit dem Song „Ich han en Mötz, ich ben jetz Präsident“ präsentieren die 3 Colonias einen neuen Song. Natürlich gibt es weiter den Fröschelche- oder Dampfeisenbahn-Titel.

Die Rabaue lieferten nicht nur seriös in bester Qualität ab, sondern begeisterten den Saal und machten vergessen, dass es zwischen Pappnase- und Zockerhot-Session auch noch Zeiten in Bikini und Badehose gab. Den Rabaue gelingt es auf besondere Art Schlager mit kölschem Seelentiefgang zu verbinden und sich dabei Fasteloovends-Authenzität zu bewahren.

Schiebermütze, Paraplüs und eine Rote Funken-Persiflage: Grazil und zartgliedrig präsentierte das Boore Schnäuzer Ballett der KG UHU seine Tänze. Klassischer und Kölscher kann man seinen Tanzreigen als Männertanzgruppe nicht beginnen, als mit einer Persiflage auf die staatsen Kerls der Roten Funken, auch wenn man sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass die UHU´s aus Dellbrück wesentlich disziplinierter agierten, als die Hacke-Spitze-Experten aus der Kölner Südstadt. Das die Dellbrücker auch aus Pferden Zebras machen und darstellen können schätzen Kölns Karnevalisten ja schon länger. Mit Mütze und Hymne an die Stadt gab es zum Ende der Vorstellung auch noch richtiges Ratpack-Feeling.

Schäng – Kölscher Schlagerpop mit hohem Flirtfaktor: Erst einmal tat es einen Schlag und dann ging gar nichts mehr. So etwas nennt man Worst Case-Szenario. Aber Kölsche stört das nicht, denn singen macht Spaß und überbrückt auch herrlich eine kleine technisch verursachte Pause. Die Gruppe Schäng brachte dies aber nicht aus dem Takt. Obwohl zum ersten Mal auf einem Vorstellabend des KKK begeisterte die neue Gruppe das Publikum. Mit hoher musikalischer Professionalität und einer schönen kölschen Tonlage schafft die Gruppe Schäng flirtigen Domstadtpop. Die Bandmusiker haben alle eine bewegte Vergangenheit und große Namen aus der Neuen Deutschen Welle-Szene oder dem kölschen Karneval in der Referenzliste.

Feuerwehrmann Kresse trägt das Emblem der freiwilligen Feuerwehr Niddegen mit Stolz auf dem Ärmel. Tatü, ta…, .. genau das kann man gut ergänzen und der Saal macht sofort mit. Derbe Scherze hat der Mann mit Helm und rotem Licht in der Feuerwehr-Witzespritze, die auch mal ins Frauenfeindliche abgleiten können. Klassisch lachen dann die Damen im Saal am Lautesten. Seine Frau, so erzählt Kresse etwa, macht jetzt übrigens Kratzer beim Putzen ins Parkett, weil sie sich piercen hat lassen. Aber Herr Kresse, nimmt die Dame seines Herzens auch mit in die Hornstraße. Die Scherze rund um die ausgelassene Feuerwehrfete ernteten eher dürftige Lacher.

Die Rheinländer heizen dem Publikum mit Leuchtstab ein. „Humba he“ – „alles klor“, bei den Rheinländern schon. Denn die trecken los mit „Trumm und Tröt“ und danach kann jeder im Saal den Refrain, Humba, Humba Humba…. Gute Performance, auch wenn die Rheinländer eher die Klassiker wie „Op die Welt“ auf dem Vorstellabend dabei hatten. Auf CCAA Colonia sangen die Rheinländer am Ende eine Hymne – gemeint ist die Namenspatronin der Stadt am Rhein. Der Song ist eine gefühlvolle Liebeserklärung an die Stadt am Rhing. Ideal um seine Partnerin auf einer Sitzung in den Arm zu nehmen und ihr eine kleine Liebeserklärung ins Ohr zu hauchen, bevor der Song am Ende noch einmal richtig Fahrt aufnimmt.

Das Tanzcorps Colonia Rut Wiess der Schlenderhaner Lumpe wächst an und hat mittlerweile 17 Paare. Man zeigte sich gut vorbereitet auch wenn der letzte Feinschliff noch fehlt. Aber dafür sind ja auch noch zwei Monate Zeit. Das Tanzcorps mit den vielen jungen und hübschen kölschen Jungen und Mädchen ist eine echte Augenweide.

Kölsche sind tolerant – Tote Hosen Kirmesweg-Hymne. Die Swinging Funfares sind eine Coverband im BigBand-Style. Man präsentiert sich modern bunt in Blau, Rot, Grün und Weiß. Kölsche Cover sind kein Problem. Düsseldorfer auch. Denn die Swinging Funfares sangen die Kirmesweg-Hymne der Toten Hosen an einem fast so heilgen Ort, wie dem Kölner Gürzenich. Rund 24 Düsseldorfer standen sofort auf und jubelten der Band auf der Bühne zu. „An Tagen wie diesen“… Der Rest der Gesichter im Saal spiegelte eher gemischte Gefühle, man gab sich aber versöhnt, nachdem der nächste Song bei „Uns im Veedel“ hieß.

Werbesprüche, chinesische Grüße und Multilingual. Klaus und Willy sind schon jetzt in Hochform, aber waren sie je außer der Form? Vom FC, kölsche Musik, Werbesprüche bis nach China, also einmal von der Kaffebud rund um die Welt. Auch Englisch können sie. Klaus und Willy haben die ultimative Erklärung warum Frauen Migräne bekommen, freuen Sie sich drauf. Die KKK Sitzung spendete Standing Ovations. Klaus und Willi gehören zum Besten, was der Kölner Karneval zu bieten hat.

DE Boore – Hüttn, Bierzelt oder Malle. Wer Stimmung braucht, der macht mit den Boore nichts falsch. Ob das Karneval ist, darüber kann man sich streiten. Lederhose und all die Gewürze die man normalerweise für populären Alpenland-Mallorca-Sound braucht mixen die Boore zusammen und richteten die Texte in Kölsch an. Da wird gepfiffen, Polka, Drum und Bass darunter und zwischenjodeln. Der erste Song mit dem Titel „Rosemarie“ kommt druckvoll in den Saal zugegeben, aber man könnte den Zwischentext auch auf Schwedisch singen. Die Boore sind sicher eine klasse Ganzjahres-Stimmungsband. Überall dort wo Spaß auf teutonisch angesagt ist, sind die Boore eine sichere Bank. Mit dem Song „Fastelovend am Strand“ gelingt dann allerdings eine kölsche Mischung, dazu Limbo aus der Maschine und der Sidekick-Reim „Kölsch in der Hand“, das wird ein Hit. Allerdings mangelt es der Band insgesamt an echter kölscher Authentizität.

Die Schlehbuscher tanzen auf einem höheren Niveau. Die Schlehbuscher haben sich weiterentwickelt, werden aktuell von Biggi Fahnenschreiber trainiert. Man merkt, dass Harmonie, Tanz und Akrobatik als Eins begriffen werden. Dabei gefällt, dass die jungen Leute alle ungefähr ein Alter sind und mit viel jugendlicher Frische ihre Freude am Tanz auf die Bühne bringen.

Die Bobbin Baboons sind eine klassische Coverband, dafür aber vielfältig, wenn man auf Evergreens und nostalgische Songs steht. Da kann man twisten oder Songs zuhören wo die Band singt, „haben sie nicht ne Braut für mich…“. Wer den Style der 50er des letzten Jahrhunderts sucht, der findet in den Bobbin Baboons eine gute Lösung, auch wenn der direkte Fasteloovendsbezug fehlt.

Autor: Andi Goral
Foto: Spitzenkarneval auf dem Vorstellabend des KKK: Klaus und Willy