Köln | 12 Nummern präsentierte die Kajuja Köln heute. Die Hälfte davon zum ersten Mal. Darunter auch Blootsbröder und Der Sitzungspräsident. Der brachte es als Einziger zu „Zugabe, Zugabe“-Rufen, Jubelstürmen und langanhaltenden Standing Ovations und das als klassischer Büttenredner. Alle Fotos vom Vorstellabend der Kajuja gibt es auf der Facebook-Seite von report-k.de.

Black & Blonde: Die „Domhätzjer“

Zwei Damen, eine blond, eine schwarz wie Schneewittchen, Chantalle und Nadine brachen das Eis für den Kajuja-Vorstellabend 2012. Die Musik kam vom Band und machten damit die Saalkapelle arbeitslos. Fünf eigene Nummern hat man mittlerweile eingesungen und produziert. Es ist klassischer eingängiger Sound wie man ihn von kölschen Mädchenbands kennt, nur in diesem Fall als Duo-Vortrag. Das Bützen in Köln ist „zockersöss“, der „Mond“ balladig interpretiert und ein Walzer ist auch dabei. Nadine Fiegen ist 25, Chantal Kursch 23. Das Management teilt mit, dass Hans Süper und Marita Köllner die Patenschaft übernommen haben.

Lach und Tiergeschichten von den Lena & Niklas

Lena ist sieben, Niklas bereits 12 Jahre. Gemeinsam stehen sie als „Geschwister Duo“ auf der Bühne. Mit Klatschmarsch geht es auf und runter von der Bühne. Hier stehen zwei auf der Bühne die den Karneval kennen und gut gecoacht werden. Dabei hat ihnen aber keiner einen Erwachsenentext vorgeschrieben, sondern die Texte kommen authentisch, passen zum Alter. Dazu würzt man Klassiker wie „Ene Besuch im Zoo…“, singt diese a Capella und andere mit Musik.

Piraten und Partyband: Kasalla

Das zweite Jahr im Karneval beginnt für Kasalla. Eine Band die in Köln schon im ersten Jahr auf allen Bühnen stand. Kasalla präsentiert sich perfekt, vom Aufbau, der Sprung vom Schlagzeug beim letzten Takt, bis zur Fotoformation. Kasalla lässt den Saal grooven, ohne Zweifel. Wo Kasalla auftritt ist Party und die rockigere Variante des Kölschpop angesagt. Sind jüngere Semester im Saal, kann man davon ausgehen, dass die Mädels kreischen, denn auch der Look und das Outfit stimmen. Das dieser Erfolg so schnell klappt, liegt sicher auch am Support, nicht zu Letzt durch die Familienbande. Sicher dürfte sein, dass der Kölner Karneval auch in diesem häufig den „Pirate“-Song singen wird.

Stereopuppenspieler: Gérard mit Dino & Freddy

Schwarz-Gelb sind die Stofftiere von Gérard und der redet auch mit dem Bauch. Gérard beschäftigt sich in diesem Jahr mit seiner eigenen Zunft, dem Bauchreden. Das macht er gut und auch mit einigen witzigen jeck-intellektuellen Wendungen. Dann streut er Gags ein die mancher im Saal als recycelt empfindet. Dies stört aber nicht, denn schließlich ist das Programm ja nicht für ein fachkundiges Publikum gedacht, sondern für ein bunt und vielfältiges Publikum.

Neun Jahre und lässt den Schimpfwortkalender alt aussehen

Stefan Dahm ist neun Jahre und eines kann er. Er kann Kölsch sprechen, mit dem richtigen Slang und optimaler Betonung. „Ich bin ne kleene Stinker“, „Einfach Kölsch“ und „Kölsche Explizier“ singt der Junge. Erwachsene haben die Texte geschrieben, die ein jetzt Kind vorträgt. Beim „Explizier“ wird, zumindest entsteht der Eindruck, kein kölsches Schimpfwort ausgelassen, auch Begriffe wie Finsternöll eingebaut. Das gefällt den Erwachsenen im Saal, man juchzt, ist begeistert und feiert den Neunjährigen mit Standing Ovations. Authentisch ist die Interpretation der Sprache, das macht der Junge perfekt, aber inhaltlich ist es mehr als fragwürdig ob ein Neunjähriger Begriffe wie „Fisternöll“ und eine Litanei an kölschen Schimpfwörtern vortragen muss, damit Erwachsene sich wiederum daran delektieren.

Kölsche Dillendöpcher: Zwischen Dom und Zockerhot

Mini-Lappenclowns in den Farben grün-weiß und rot, mit Trömmelchen, eine dicke Trumm, Tafeln mit Dom und Jesusfigur vom Zuckerhut, brasilianische Kostüme und klassische kölsche Tön und Tänze mixt die Kindertanzgruppe der Altstädter zu einem feinen Potpourri zusammen. Die Dillendöpscher sind gut arrangiert und harmonisch eingespielt.

Dä Knubbelisch – lacht gerne über das Kölsche

Kölschplädoyer aus Ossendorf vum Knubbelisch vum Klingelpütz und vum Ihrefeld. Kölsche Geschichten, alle mit einem echten „J“ deklamiert und weil es so schön ist können sie blöder als blöd nicht sein. Ach ja der Mann trägt eine Uniform und sprengselt Jeschichten hinter Jttern ein und kommt selbst manchmal zwischen Hochdeutsch und Kölsch zwischeneinander und jault auf. Jute Jeschichten hat Knubbelich im Jepäck für die Session 2013 und kam beim Publikum gut an. Gute Rede für die kommende Session. Sein Plädoyer fürs Kölsche goldrichtig.

Cat Ballou – Reifer und Besser

Neu für einen Vorstellabend spielte Cat Ballou erst einmal die großen Hits in einem Medley an, Achterbahn und das Lied mit dem Gebot. Wie lange kölsche Nächte gehen können, wenn man Südstadt, Brüsseler Platz und all die hippen Locations aufsucht, besingt man frisch und poppig. Musikalisch hat sich Cat Ballou wesentlich weiterentwickelt, hat einen chilligen, poppigen Sound entwickelt und garniert dies mit coolen und frechen Gitarreneinsprengseln. Dazu pressen die Jungs ihren Sound mit viel Druck in den Saal. Dazu gibt es gute und frische Texte aus dem modernen Köln, so dass die Liebeserklärung an die Stadt am Rhein nicht plump daherkommen.

Edno Bommel – Ganz großes Sprachkino

Isch, die Kajuschja, das ZDF und Scherze über das Abschneiden einer Fußballmannschaft aus Köln in den neuen Ländern und das der neue Osten in Duisburg ist. Edno Bommel ist ein starker Comedian mit scharfzüngigen Witzen, am aktuellen Geschehen orientiert. Bommel kalauert auch ohne Ende, aber er ist kreativ und alles andere als ein Witzerecycler. Seine Witze sind Unikate und bei seiner Qualität hat er es selbstverständlich nicht nötig sich mit „derblecken“ des Publikums zu profilieren. Zu erleben – allerdings nicht als Edno Bommel auf Deine Sitzung. Edno Bommel ist ganz großes Sprachkino.

Blootsbröder – eine Neuvorstellung der Kajuja mit bekannten Namen

Vier Musiker haben sich zusammengefunden. Namen mit denen man in Köln Musik verbindet. Benjamin Brings, Ilja Engel, Pete Haaser und Hanz Thodam. Ja da ist Hanak, Brings und im Hintergrund andere große Namen mit dabei. Blootsbröder ist Musik in einer neuen Zusammenstellung, Kölsch, bodenständig, rockig.

Der Sitzungspräsident – volljecktrunken zu Standing Ovations

Volker Weininger ist eigentlich Kabarettist. In der Bütt gibt er sich als „Der Sitzungspräsident“ als ein Verfechter der Tradition. Besser kann man es nicht machen. Die Nummer muss man gesehen haben. Ach ja und gehört haben. Spitzenklasse, Kölsch und eine extrem scharf geschliffene Zunge. Standing Ovations, Zustimmungspfiffe das einem die Ohren dröhnen ließen, Zugabe Rufe und Klatschmarsch. Besser kann ein erster Auftritt auf einem Vorstellabend nicht laufen. Vielleicht müsste man, vor allem bei der Mikrofontechnik noch an einer besseren Verständlichkeit arbeiten.

Kuhl un de Gäng – Fetter Sound mit Bläsern

Ein Cover Song auf den Bläck Fööss Titel Die Mama kriegt schon widder a Kind läuft nicht ganz so gut, wie die eigenen Stücken von Kuhl un de Gäng. Neun Musiker haben sich zusammengetan und knietschbunt angezogen. Eine Art Blues Brother in Papageifarben und mit kölschen Texten.

Autor: ag
Foto: Standing Ovations für den Newcomer auf der großen Kölner Karnevalsbühne „Der Sitzungspräsident“— — — Fotos vom Abend bei der Kajuja: www.facebook.de/Reportk