Köln | Karnevalssamstag in Köln ist tanzen, grooven und flirten bis zum Umfallen. Vor den Kneipen Schlangen als gäbe es Freibier und in den großen Sälen der Stadt rauschende Feste mit tausenden Jecken. In den Vororten Parties in den Festzelten und ein Trend weniger Sitzungen. Mit report-k.de vom Brücker Festzelt bis zur Rote Funken Megasause ins Hotel Maritim.

Die Fototour durch die jecken Ballsäle und Festzelte am Karnevalssamstag >

Die familiäre Üle-Party

Beginnen wir die jecke Rundreise in der Aula einer Schule. In der Gesamtschule Holweide haben die Uhu´s zum zweiten Mal zur jecken Sause geladen und spürten jedes einzelne Körperhärchen, als 130 Musiker der „Domstädter“, ihrer englischen und schottischen Freunde Highland Cathedral intonierten. Der Dirigent stand dabei stilecht auf einem Schultisch vor dem Riesenaufgebot an Musikern. Wem da kein Schauer den jecken Rücken hinunterläuft, der ist kalt wie ein Fisch. Die „Domstädter“ geben übrigens am heutigen Sonntagabend im Gloria-Theater an der Apostelnstraße ab 19:30 Uhr ein kleines Konzert, bevor sie morgen mit dem Rosenmontagszug durch die Stadt laufen. Der Saal bei den Uhu´s böte noch Platz für mehr Jecke, die Spaß am entspannten und etwas ruhigeren gemeinsamen Feiern im Veedel haben. Die Uhus, die mit der Session sehr zufrieden sind, haben in den letzten Tagen ein Mammutprogramm absolviert und noch vor sich. Am Freitag stand die Jugendfete der Juhu´s, Jecke bis 21 Jahre auf dem Programm, tagsüber Samstag die Straßensitzung auf dem Hof der Grundschule Turnerstraße mit über 500 Jecken, dann Party und last but not least Rosenmontagszug mit dem Pussy Riot-Persiflagewagen und Dienstag Umzug in Dellbrück. Wer familiär mit netten Menschen im Veedel feiern will und nicht unbedingt die großen Bands braucht, sondern gute Musik, wie die der „Labbesse“ schätzt, der ist Karnevalssamstag bei den Uhu´s in Dellbrück genau richtig.

Festzelt in Brück: Hier tanzt die Jugend zu „Weekend for Everybody“

Die „Domstürmer“ rockten das Festzelt in Brück und am liebsten – auch zu Recht – wollten die rund 600 jungen Jeckinnen und Jecken die Band gar nicht mehr von der Bühne lassen. Lautstark forderten sie eine Zugabe nach der anderen. Das Zelt war bis auf einige Tische an der Seite und eine witzige Stehtheke vor der Bühne leergeräumt. Hier wurde richtig Party gemacht und anders als noch in den Vorjahren blieben alle noch auch nach den Programmnummern auf der Bühne und tanzten bis in die frühen Morgenstunden. Und dass obwohl am heutigen Sonntag in Brück Veedelszug angesagt ist. Neben den Domstürmern schickten die Löstigen Brücker Müüs, die für das Programm verantwortlich zeichneten, auch die Krageknöpp, Linus und die Kölschen Bengels auf die Bühne. Das dieser Abend möglich ist, verdankt Brück auch 14 Geschäftsleuten, die sich als Sponsoren zusammengeschlossen haben und im Veedel den Karneval leben lassen und den Löstigen Brücker Müss, die diese unterstützen und damit die Liedzeilen des Veedelklassikers „…Et Schönste, wat m’r han, schon all die lange Johr, es unser Veedel, denn he hält m’r zosamme ejal, wat och passeet, …“ einfach tatkräftig umsetzen. Am Freitag feierte die Brücker Jugend „Em Hähnche“ eine Jugendfete mit DJ.

Allemannsjeck: Wenn Kölsche das Theater am Tanzbrunnen rocken

„Ich mag Sessionen, die kurz und knackig sind“, sprach Markus Wallpott, Präsident der Bürgergarde „blau-gold“, der am Vormittag noch beim Rote Funken Biwak mit seinen Präsidentenkollegen wibbelte, ging auf die Bühne und sagte „Halleluja“. Nur auf dieses kleine Wörtchen ging ein Aufschrei durch die jecke bunte Masse, der auf die Bühne brandete und die teils berockten und in Schottenmuster gekleideten Musiker von Brings empfing. Das muss man sich so ähnlich vorstellen wie bei einem Dampfdruckkessel. Erst kommen leichte Schwaden von Disconebel, dann die ersten Töne – natürlich pfeift Brings nicht – sondern singt nur die eine Zeile „Dat is jeil“ und schon kocht der Saal. Allemannsjeck ist das was der Titel verspricht mit einem sehr kölschen und textsicheren Publikum. Wer kölsche Party will, muss einmal auf Allemannsjeck gewesen sein.

Rote Funken: Ist das noch ein Hotel oder schon eine Partyinsel

Es ist der Megaball im Kölner Karneval, wenn die Roten Funken ihre beiden leicht dicklich geratenen luftgefüllten Kameraden vor dem Maritim Hotel aufstellen. Wenn die sexy Polizistin neben dem stolzen Römer mit Speer (wie kann man da tanzen – wenn man immer eine Lanze in der Hand hält? – ein bescheuertes Kostüm), die Teufelin neben der Nonne, der Cowboy im Bonanza Stil mit dem Hippiemädel schunkelt und das tausendfach, dann ist Kostümball der Roten Funken. Das das Maritim Hotel, dann noch ein Hotel ist, merkt man nicht mehr wirklich. Auf mehreren Bühnen gibt es gleichzeitig Programm – auf der Hauptbühne im Saal stehen die Höhner – Henning Krautmacher ruft dem Publikum zu „alle seid ihr da, nur der Sauerstoff nicht mehr“ und im Foyer strebt die Stattgarde zum Auftritt… Wer hier nicht feiert, flirtet oder bützt ist selbst schuld. Loben muss man die Roten Funken auch für die Betreuung der vielen Gäste von weit her. Das merkt man daran, dass nicht alle bei den kölschen Songs, selbst der Höhner textsicher sind. Klar bei „Wenn nicht jetzt, wann dann…“ oder „Viva Colonia“ braucht keiner mehr ein Textheft, aber schon beim „Pizzalied“ – jedem Kölschen so bekannt wie das Müllemer Böötche müssen einige passen. Aber gerade für ihre in jeder Hinsicht integrativen Fähigkeiten sind die weitgereisten Roten Funken ja bekannt. Sie wollen wissen, was ein richtig abgefahrener Kostümball ist, dann müssen sie am besten heute noch Karten für die Session 2014 bestellen.

Mummenschanz der Ehrengarde: Top-Gruppen-Auflauf

Die Jungen auf dem Mummenschanz machen zu House, Elektro, den aktuellen Charts-Krachern und kölschen Hits gymnastische Übungen, die landläufig Tanzen genannt werden, in dem von einem Redner als Turnhalle bezeichneten Ostermannsaal des Sartory. Der ist mit 3.400 Jecken am Samstag Abend gefüllt. Das Erfolgsrezept ist einfach und klar. Auf der Bühne des großen Sartorysaals geben sich die Top Gruppen des Kölner Karnevals den Stecker für ihre Verstärker in die Hand. Da sitzen dann schon mal Brings hinter den Höhnern auf der Bühne und schauen ihren Kollegen zu, wie sie das Publikum in Schwingung versetzen. Höhner, Brings, Bläck Fööss, Paveier, Räuber, kölsches Hätz was willste mehr. Wir haben Stammgäste in den ersten zehn Reihen, die wir alle persönlich kennen, erläutert der scheidende Sprecher der Ehrengarde Manfred Damaschke. Und für noch einen war es die letzte Veranstaltung, die er moderierte Frank Remagen, den Präsidenten der Ehrengarde, der nach dieser Session zwar nicht mit dem Karneval feiern, aber mit den karnevalistischen Ämtern abschließt.

Diese Auswahl an Bällen sind bei weitem nicht alle Veranstaltungen. In der Wolkenburg servierte Alt Köln, den Paprikaball, im Lindner Hotel der Treue Husar seinen Kostümball, die große Junkersdorfer feierte in der Mehrzweckhalle, die Große Braunsfelder in ihrem Casino in der Eupener Straße, das Kölschfest ausverkauft und und und… An Karnevalssamstag ist Köln einfach nur raderdoll.

Zur klassischen Sitzung hatte die Stromlose Ader gemeinsam mit Blau-Rot in den Congress-Saal geladen. Nach der Jubiläumssession habe man eine ruhige aber intensive Session gefeiert, so Hans-Peter Limburg, der Sprecher der Stromlosen Ader. Zum vierten Mal veranstaltet man gemeinsam mit Blau-Rot die Sitzung. Die Kooperation beider Karnevalsgesellschaften funktioniere hervorragend. Die war geboren, als man vor vier Jahren die Flora wegen der Umbauarbeiten mit der Messe getauscht hatte. Jetzt ist man in der Messe sehr zufrieden. Zum einen lobt man die hervorragende Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln, aber auch, dass es Parkplätze in ausreichender Zahl gebe. Für auswärtige Gäste hat man auch eine gelungene Zusammenarbeit mit dem nahegelegenen Radisson Blu Hotel gefunden.

Autor: ag
Foto: Hier rocken die Domstürmer das Festzelt in Brück