Köln | Großer Sartory, Sonntag, 7. Oktober und das Orchester Helmut Blödgen schmettert den Trizonesien Song. Das Transparent „Literaterarische Komitee – Die Akademie stellt sich vor“ schwebt über der großen Bühne des Sartory. Der Saal gut gefüllt, wenn auch nicht bis zum letzten Platz. 12 Programmnummern präsentierte Karl Becker, der beim Festkomitee für die Akademie verantwortlich zeichnet.

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Jung, frisch, fröhlich – Jugendband mit Krokodil im Logo

Mit den Crocodiles präsentierte die Akademie eine Jugendband. Die gemischte Gruppe aus Mädchen und Jungen ist zwischen 13 und 15 Jahren jung. Mit einem Song zum Motto des letzten Jahres startete man, zwar ein wenig nervös, aber dann mit jugendlicher Power. Also jedem „Jeck sing Pappnas“, bevor man einen Song über Großvaters Garagenleidenschaft besang, den Rollator-Jupp-Song. Eine Story frisch interpretiert über Opas Leidenschaft den Rollator zu reparieren. Die Jugendlichen bringen ihre Frische gut über die Bühne. Gecoacht wird die Band von einem Dozenten der offenen Jazzhausschule.

Geschichten vom Bauernhof auf eiflerisch

Wo sich Fuchs und Hahn gut Nacht sagen, da kommt ein Zwiegespräch von. Zwei Brüder sind das Duo „Eifelschnüss“. Touristen werden gerupft, Muttern schläft in der Badewanne ein und trinkt dabei die Wanne leer. Geschichten vom Bauernhof und von Touristen aus der Eifel. Peter und Daniel Schmitz sind 15 und 19 Jahre alt. Sie beherrschen perfekt das Rheinische mit all den Idiomen die es so besonders macht. Inhaltlich wünscht man sich mehr Geschichten von Jugendlichen aus der jugendlichen Perspektive, als nur das aneinanderreihen von Witzchen und Kalauern.

Neun Jahre und neunmalklug

„Et schlaue Pitterche“ ist ein neun Jahre alter Pimpf der Geschichten aus seiner Familie vorträgt und bei denen jeder sein Fett weg bekommt. Da ist der Opa, der mit seinen Hühneraugen liest, oder wer seine Fußnägel schneidet ohne seine Socken auszuziehen, der bekommt von Wirths attestiert, das er einen Schuss weg hat. Astreines Kölsch spricht der junge Mann, Jan Arne Wirths, der mit Kappe frech verkehrt herum aufgesetzt, auftritt. Er besucht die vierte Klasse in der katholischen Grundschule Dellbrück. Dort trat er schon als Sechsjähriger auf der Schulsitzung auf.

Et Kehrmännchen – ist die Rosenmontags Kehr-Force One

Für Georg Lenzen, der die Figur entwickelt hat ist alles Orange und AWB und die können natürlich kehren. Georg Lenzen ist ein Kalauerist. Er reiht kleine Geschichten aneinander, die zumindest beim Vorstellabendpublikum nicht wirklich zu Begeisterungsstürmen führte. Von der Müllabfuhr gelangt er mühelos zu Bestattungsthemen und wieder zurück. Ein wenig vermisst man einen roten Faden. Lenzen ist Mitglied in der Rednerschule des Literarischen Komitees.

Die Domstadtbande – ruhig starten und schneller werden

ist eine gute Laune Kapelle, die spielerisch mit musikalischen Formaten umgeht. Da beginnt man schon mal a Capella, schnippt dazu und legt dann los. Langsam und leise zu beginnen und dann richtig durchzugrooven haben die Domstadtbande ein wenig zumindest bei den ersten beiden Songs zum Prinzip erklärt. Das erinnert ein wenig an den Aufbau eines Sirtakis, das ist nicht schlecht gemacht. Beim Schunkelsong, den man als dritte Weise in den Saal spielte geht das natürlich nicht. Dafür schwebte romantisch ein Trockeneiswölkchen durch den Saal. Die Domstadtbande tritt professionell und durchgestyled auf, musikalisch mehr dem Kölschpop als dem Rock verbunden.

Dä Schofför vun dä Bundeskanzlerin – kurven zwischen Bundes- und Kommunalpolitik

Der Schofför der Kanzlerin kennt auch den Kölner Oberbürgermeister und sich mit Problemen der Kölner Lokalpolitik wie den Brückensanierungen aus. Jens Singer ist der Schofför und zieht durchaus frech über die Kölner Kommunalpolitik her, etwa wie man ein Pöstchen bei der Stadt ergattert. Dabei changiert er zwischen Bundes-, Lokal- und Stammtischpolitik. Nicht alle Scherze landeten zu Beginn mitten im Schwarzen, je später der Vortrag aber umso besser kam er an und zum Höhepunkt gab es Standing Ovations aus den Reihen des Publikums. Der Schofför scheidet jetzt aus dem Literarischen Komitee aus, denn er vollendet sein drittes Jahr in der Akademie. Bei den Präsidenten und Literaten kam er gut an. Mit seiner Type besetzt er eine Fehlstelle im Kölner Karneval und wenn er sie so konsequent weiterentwickelt, wie in den letzten drei Jahren, dürfte er sich einen festen Platz im Kölner Karneval sichern.

Philipp Öbel – der Krätzchen-Renovierer

Philipp Öbel gibt als Beruf Krätzchenssänger an und startet mit einem Liedchen der Pudelbande, dem Rentenlied. Philipp Öbel interpretiert alte Krätzchen frisch und neu. Das macht er ganz fantastisch, entstaubt die Diamanten des Kölschen Liedgutes, ergänzt sie und begeistert. Für Säle mit kölschen Fasteleerkennern sicher eine nicht nur sichere Nummer, sondern garantiert eine Top-Nummern. Denn man kann sogar mitsingen und das macht der Kölsche ja gerne. Und er schafft es den Saal mucksmäuschenstil zu bekommen und alle hören gespannt zu. Große Nummer, die sich auch musikalisch aus dem Polka-Einheitsbrei, abhebt.

„Willi und Ernst“ – sind noch am Leben und megawitzig

so kündigt Akademieleiter Becker die beiden Jungs an, die Rentner mimen. In dieser Session entführen sie Ihr Publikum über Melaten, Moorbäder und in die Herbertstraße nach Hamburg um dort die Glaspreise für Doppelverglasung zu eruieren. Und dann wurde es interaktiv, das Publikum eingebunden und man mochte kaum glauben wie schnell ein Rentner zwischen Bühne und Saal hin und her rennen kann. Dann folgte eine Märchenstunde der Extraklasse, der Saal tobte und als sie dann noch eine Modern Talking Persiflage auf den Kultschlager des Kölschen Fasteleer „Mer losse den Dom in Kölle“ brachten, kochte die Stimmung im Saal über. Kommentare wie „Das war ja der Hammer…“ machten die Runde an den Tischen der Entscheider des Kölschen Fasteleer. „Willi und Ernst“ sind Markus Kirschbaum und Dirk Zimmer.

„Hastenraths Will“ hat Angst vor Neidern

und noch einer vom Land, der in der Sauna lieber die Badehose an behält, um andere nicht neidisch zu machen und seine Gummistiefel aus Müffelgründen lieber nicht auszieht. „Will“ hat pfiffige Kumpels, die Asiatinnen im Netz finden und erklärt warum ein bestimmtes Eis blind machen kann, sofern man seiner Großmutter glaubt. Seine Type baut auf der Figur eines Landwirts und Ortsvorstehers auf.

Papallapap – sehr gefühlvoll

Mit ihrem ersten Titel zeigen sie, dass sie lieber heute als Morgen leben und das diese Nacht zum Leben ist. Die Band hat sich musikalisch weiterentwickelt und macht solide Kölsche Tön. Auch im zweiten Titel, einer balladigen Nummer, zeigt man die gesamte Bandbreite des musikalischen Schaffens. Pappallapap hat sich auch verändert. Benjamin Brings hat die Band verlassen und mit den Blootsbrödern eine neue Heimat gefunden.

„Die 2 Nachbarn“ – neu auf der karnevalistischen Bühne

Andreas Etienne und Michael Müller sind ein Zwiegespräch, bei dem der Name Programm ist und wieder nicht. Zwar mimt man einen Nachbarstreit zu Beginn und wechselt dann in allgemeine Themen, wie den Kölner U-Bahn-Bau oder streift den Düsseldorfer Finanzminister um dann wieder in den heimischen Garten abzubiegen. Es fehlt der rote Faden, die Rede wirkt zerstückelt. In der Rolle der Nachbarn sind sie stärker, als wenn sie sich aufs Glatteis kölscher Lokalthemen wagen. Dies war auch deutlich beim Publikum zu spüren.

„BOB“ – die Band immer noch ohne Bart

Seit 2008 ist man auf den Kölner Bühnen unterwegs, das Markenzeichen ist, dass man keinen Bart, insbesondere Schnäuzer trägt. „BOB“ macht kölsche Tön.

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Autor: ag
Foto: Willi und Ernst begeisterten das Publikum im Sartory