Köln | „Die Vorfälle der Silvesternacht haben natürlich insbesondere Polizei und die Stadt noch einmal zusätzlich sensibilisiert. Jedoch ist der Rosenmontagszug im Gegensatz zum Beispiel des Silvesterabends ein geplantes und organisiertes Terminereignis“, betont Zugleiter Christoph Kuckelkorn bei der Vorstellung der Entwürfe für den Zoch.

Das Festkomitee sei für die reibungslose Durchführung des Zuges verantwortlich, alle anderen Sicherheitsfragen würden in den Bereich der Ordnungsbehörden fallen. „Wir vertrauen zu 100 Prozent auf die Zusammenarbeit mit Polizei, Ordnungsamt und den Hilfsorganisationen.“ Neu ist in diesem Jahr ein noch intensivere Vernetzung der Kommunikation im 7,5 Kilometer langen Zoch. So gibt es 100 zusätzliche Kontaktpunkte auf den Tribünen und allen Bagagewagen mit Mobilfunk und Funk.

Thematisiert werden auf den Persiflagewagen im Zug unter dem Motto „Du pisst Kölle“ zum Beispiel die Wildpinkler am Dom. Ein Wagen widmet sich dem ersten Kölner Klüngelkongress, einer Disziplin, wo die Kölner Weltmeister sind. Auf Sand gebaut ist der neue Landeplatz für die Rettungshubschrauber in Kalk, da schlagen die Jecken vor, dort einfach eine tiefergelegte U-Bahnstadt zu bauen. Mutter Colonia hat es derzeit nicht leicht, wurde doch gerade ihre rosarote Brille zerstört und ihre kölsche Welt entzaubert. Schuld daran könnten auch die Heinzelmessies sein, die statt fleißig alles aufzubauen in Köln nur noch Zerstörung anrichten.

Beklagt wird auch die Entfernung der Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke. „Dä hät ming Hätz jekläut“ klagt eine Verliebte der Polizei ihr Leid. Unter dem Leitspruch „Schäl Sick is schick“ wird nun auch der Dom von einem Kran auf die rechte Rheinseite verpflanzt. Zurück bleibt nur noch die ungeliebte Kreuzblume. „Jetzt weed opjerümp“ sagt die neue OB Henriette Reker und stellt das Rathaus auf den Kopf. So sollen zumindest der Amtsschimmel und der Filz entfernt werden. Nicht immer einfach für die Jecken ist das aktuelle Motto. So muss die Marie ihren dicken Tanzoffizier in die Luft stemmen und auch das Reiterkorps trägt die Pferde auf Händen.

Auch deutsche und internationale Themen werden von den Jecken ins Visier genommen. So bei den Scheinheiligen, wo Putin als Rambo verkleidet den Heiligenschein über den Friedensengel Assad hält, der sich für den Friedensnobelpreis bereit macht. Harte Nüsse hat Angela „Wir schaffen das“ Merkel als Nussknacker zu knacken – dazu gehört auf jeden Fall auch die Flüchtlingspolitik. Ein anderer Wagen zeigt die tief melancholische Kanzlerin, die in Sachen Europa desillusioniert ist. Alles auf den Kopf gestellt wird in Griechenland, wo der dortige Staatschef die deutsche Kanzlerin aus der Drachme wirft.

Gefährlich ist auch die aggressive rechte Krake, die die Demokratie umschlingt. Die kölsche Willkommenskultur gilt dagegen auch für die VW-Manager, die nach Köln zur „Ford“-Bildung empfangen werden. Bei seinem fiesen Handspiel verweigert Fifa-Boss Blatter den Videobeweis und hält weiter die Hand auf – am Ende bekommt er aber trotzdem seine gerechte Strafe. Auch das Kaufverhalten der Online-Fans kommt auf einem Wagen. Während diese aus dem PC ihre Waren bekommen, müssen die armen Einzelhändler in der Stadt ihre Läden schließen. Nach schlimmer trifft es Peking mit Smog und Feinstaub – da wird bei „Atemlos durch Peking“ selbst der chinesische Drache krank.

Autor: Stephan Eppinger