Köln | Seit mehr als 60 Jahren veranstaltet der Verein „Fest in Gold“ einen Ordenswettbewerb für Auszubildende und junge Gesellen aus dem Gold- und Silberschmiedehandwerk in Köln. Die Teilnehmer fertigen in mehrwöchiger Arbeit je einen Karnevalsorden an, der thematisch meistens mit dem aktuellen Sessionsmotto in Verbindung steht. Die Unikate gehören laut Verein zu den wertvollsten und begehrtesten Orden des Kölner Karnevals. Anschließend kürt eine Jury die besten Stücke in zwei Kategorien. Beim „Fest in Gold“ werden schließlich Anfang nächsten Jahres die Orden an Kölner Persönlichkeiten verliehen, die das Handwerk in der Region besonders gefördert haben. Report-k besuchte einen der Teilnehmer in seinem Betrieb und sprach mit ihm über die Arbeit an seinem Orden und die besondere Herausforderung des Wettbewerbs.

Fotoreportage: Besuch bei der Goldschmiede Rheinbastion

Marvin Mistel hat noch einen Tag Zeit. Morgen, am 30. November, ist Abgabe. Aber noch liegen auf seinem Arbeitsplatz nur die Einzelteile des Ordens. „Der Abgabetermin ist in diesem Jahr sehr spät. Durch das Weihnachtsgeschäft war es schwierig, genügend Zeit für die Fertigstellung des Ordens zu finden.“, so der Auszubildende der Slabohm & Mertens Goldschmiede Rheinbastion. Sein Orden orientiert sich an dem diesjährigen Sessionsmotto „Fastelovend em Blot – he un am Zuckerhot“. Er besteht im Wesentlichen aus einer Samba-Rassel und einer Trillerpfeife. Die Pfeife ist aus 925er Sterling Silber gefertigt, die Kugel der Rassel besteht aus Messing. Aus Ebenholz hat Mistel einen Griff für die Rassel gedrechselt. Nach Fertigstellung soll der Orden auch tatsächlich Musik machen können. „Ich finde es schön, wenn Orden nicht nur zum Umhängen da sind, sondern auch eine Funktion haben. Mit dem hier kann man ein wenig den Ton angeben.“, so Mistel.

Wettbewerb als Fördermaßnahme für die Lehrlinge

Als der Lehrling erfuhr, dass der diesjährige Mottoschal ebenfalls mit Rassel und Trillerpfeife daherkommt, war er überrascht. „Die Idee kam mir spontan, nachdem der Verein uns über das Motto informiert hatte. Ich dachte sofort an Samba. Mit dem Mottoschal hat es aber nichts zu tun.“, erklärte Mistel. Insgesamt hat Mistel bereits drei Wochen an dem Orden gearbeitet, etwa sechs Stunden pro Tag. Nebenher musste er noch einige alltägliche Aufgaben erledigen. Grundsätzlich ist der Auszubildende aber für die Arbeit am Orden freigestellt. Auch das benötigte Material stellte ihm sein Betrieb zur Verfügung. „Im Grunde ist das Ganze eine Fördermaßnahme für die Auszubildenden, die durch den Wettbewerb auch mal eigene Ideen entwickeln und umsetzten könne, was während der Ausbildung eher selten der Fall ist.“, erklärte Petra Mertens, die die Goldschmiede Rheinbastion zusammen mit Andreas Slabohm betreibt.

Neue Erfahrung für den Auszubildenden

Für den Lehrling war die Arbeit am Orden dementsprechend eine neue Erfahrung. „Es ist etwas komplett anderes, als Schmuck herzustellen. Allein schon die Größe der einzelnen Teile hat mich mit neuen Herausforderungen konfrontiert, über die ich erst einmal nachdenken musste.“, so Mistel. Die Wettbewerbsorden dürfen bis zu 15 mal 15 Zentimeter groß sein und bewegen sich daher in einer anderen Dimension als etwa Eheringe. Die Arbeit am Orden begann bereits mit der Materialbeschaffung. Aus Silberresten schmolz Mistel das Material für die Trillerpfeife zusammen, für die Rassel walzte der Lehrling Messing und schnitt es in passende Stücke. Mit dem Schmiedehammer formte er die Messingplatten zu Halbkugeln, die Spuren des Werkzeugs sind auf dem noch ungeschliffenen Messing deutlich zu erkennen. „Man braucht für diesen Beruf vor allem Geduld. Aber mir bereitet die Arbeit keine Probleme.“, erklärte der Lehrling.

Wenn die Kugel geschliffen ist, will Mistel sie mit Sand befüllen und verlöten. Dann wird er Griff und Trillerpfeife daran befestigen. Vorher muss der Auszubildende allerdings beim Verein „Fest in Gold“ anrufen und um ein paar Tage Aufschub bitten. Anfang nächsten Jahres werden die Orden einer Jury vorgelegt und in der Kreissparkasse Köln am Neumarkt ausgestellt. Die besten drei Exemplare werden schließlich beim „Fest in Gold“ in der Handwerkskammer an Kölner Persönlichkeiten, wie etwa das Dreigestirn, überreicht.

Autor: Christian Bauer
Foto: Marvin Mistel beim Schleifen der Messing-Rassel.