Am letzten Januar-Wochenende wurde wieder in den Sälen gefeiert. Für Prinzenführer Rüdiger Schlott gab es eine Angel, für Bürgerwehr-Sitzungsleiter Didi Broicher das goldene Mikrofon. Bei der Römergarde waren edle Uniformen zu sehen, bei der Domsitzung gab es den globalen Karnevalsorden.

Mit dem „Verrückten C“ ist am Samstagabend Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bei der Kostümsitzung der Kölner CDU im Ballsaal des Maritim ausgezeichnet worden. Altmaier, der von sich selber sagt, dass er als Kind ein Indianerkostüm hatte, aber sehr viel lieber als Pirat unterwegs war, ist gebürtiger Saarländer. 2013 musste er sich vor dem „Hohen Grobgünstigen Stockacher Narrengericht von 1351“, einem der Höhepunkte der schwäbisch-alemanischen Fastnacht verantworten. Nicht zuletzt wegen seiner geschickten Verteidigungsstrategie – kein Wunder, Altmaier ist von Hause aus Jurist – kam er als „würdiger Beklagter“ verhältnismäßig glimpflich davon: die Richter verurteilten ihn zur zweitmildesten Strafe: einem Eimer Wein, was nach üblichen Mengen 60 Litern entspricht. Überreicht wurde die Auszeichnung auf der Bühne vom Kölner CDU-Chef Bernd Petelkau. Weitere Gäste im Saal waren der neue CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak, NRW-Innenminister Herbert Reul und NRW- Umweltministerin Ursula Heinen-Esser.

Eine besondere Überraschung gab es für Prinzenführer Rüdiger Schlott, der nach einer Rekordzeit von zwölf Sessionen aus dem Amt scheidet. Er wurde bei der Kostümsitzung der Greesberger im Theater am Tanzbrunnen von dem Mann begrüßt, der ihn einst zu seiner Prinzen-Garde gebracht hatte. Stefan Sürth und Rüdiger Schlott sind beim Bürgerschützenverein 1849 Grevenbroich Mitglied im selben Schützenzug. Beim Schützenfest 1990 hatte Sürth dem heutigen Prinzenführer aus einer Bierlaune heraus erzählt, dass er im kommenden Jahr in Köln in die Prinzen-Garde eintreten wird. Schlott hat dann spontan gesagt: „Da mache ich mit“. Auf der Bühne stand Sürth am Samstagabend in seiner Uniform als Schützenoberst im Elferrat und sorgte dafür, dass der Prinzenführer vor ihm erst mal Haltung annehmen musste, bevor er sein Abschiedsgeschenk für den karnevalistischen Ruhestand – ein Angel – überreicht bekam.

Geehrt wurde bei der Nippeser Bürgerwehr der langjährige Sitzungsleiter Dietmar „Didi“ Broicher. Er war Prinz der Session 2003, von 2010 bis 2014 führte er als Präsident die Nippeser Bürgerwehr an. Neben vielen Aufgaben im Hintergrund ist er stellvertretender Chef des Corps á la Suite und organisiert den Präsidentenwagen für den Rosenmontagszug. Broicher hat sich entschieden, nun in das zweite Glied zurückzutreten. Bei der Prunksitzung im Sartory wurde er kurz vor der Pause vom neuen Präsidenten Michael Gerhold abgelöst, der ab sofort die Sitzungen des Traditionskorps leiten wird. Zum Abschied bekam Broicher von seinem Nachfolger das „Goldene Mikrofon“ überreicht.

Imposant wirken die Mitglieder der Römergarde mit ihren prächtigen Uniformen. „Bei der Gründung 1962 wurde gerade das Römergrab in Weiden gefunden. Außerdem war die Welt im „Ben Hur“-Fieber. Die Schnittmuster für unsere Uniformen haben wir direkt von der Filmproduktion in Hollywood angefordert“, sagt Pressesprecher Stefan Drößereck. Nur mit dem Brustpanzer aus Metall gab es Probleme. „Der ist einem beim Sitzen direkt ans Kinn gestoßen, deshalb wurde er durch Goldbrokat ersetzt. Inzwischen haben wir auch drei Uniformen aus Leder für besondere Anlässe gekauft.“ Diese wurden in diesem Jahr von jungen Mitgliedern der Garde beim Römerschoppen getragen, der zum siebten Mal im Leonardo-Hotel mit 400 Besuchern stattfand.

Einen besonderen Sessionsorden gibt es in diesem Jahr bei der Domsitzung. Ganz gemäß des Mottos „Uns Sproch ist Heimat“ hat er die Form einer Weltkugel, auf der kleine Dömchen auf alle Kontinente verteilt sind und wo der Begriff Heimat in verschiedenen Sprachen zu lesen ist. „Unsere Dom es polyjlott – ävver uns Schweizer schwade Kölsch“ lautet die Antwort der Domsitzung auf die sich zunehmend globalisierende Welt. Der Erlös der 1996 ins Leben gerufenen Sitzung und der Spenden dient der Erstellung eines Tastmodells des Kölner Doms für stark sehbehinderte oder blinde Menschen. Unter den Gästen im Theater am Tanzbrunnen waren am Sonntagnachmittag unter anderem Dompropst Gerd Bachner, Dombaumeister Peter Füssenich und Domdechant Robert Kleine.

Autor: Von Stephan Eppinger