Beim Richtfest des Rosenmontagszuges werden die neuen Persiflagewagen erstmals öffentlich präsentiert.

Köln | Beim Richtfest des Rosenmontagszugs am Maarweg treffen sich die Spitzen des Karnevals und der Stadt, um die neuen Persiflagewagen erstmals in Augenschein zu nehmen. „Wir haben die AfD im Rosenmontagszug lange ignoriert, um keine Plattform für diese Partei zu bieten. Aber jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, wo das nicht mehr möglich ist. Wer an den Grundfesten der Demokratie rüttelt, wird von den Karnevalisten abgestraft“, sagt Zugleiter Holger Kirsch. Und Bürgermeisterin Elfi Scho-Anterwerpes betont, dass das Festkomitee nun der AfD die rote Karte gezeigt habe. Auch die Forderung von Peter Brings mit „Kein Kölsch für Nazis“ im kommenden Jahr ein klar politisches Sessionsmotto zu wählen, nahm Kirsch auf: „Wir würden das dann aber keine Kamelle für Nazis nennen.“

Gemeinsam mit dem Kommando Kritzelköpp erklärte er in einem Krätzje, die nicht immer einfache Arbeit der Kreativen humorvoll und sehr zur Freude des Publikums. Von seinem Vorgänger Alexander Dieper bekam der neue Zugleiter mit einem Jahr Verspätung noch seine Insignien – die Manschettenknöpfe des Zugleiters – überreicht. Nachdem der Zug in seinen Persiflagewagen das Veedelsmotto der Seesion sowie das 50-jährige Bestehen der Bläck Fööss mit ihrer Veedelshymne aufgenommen hatte, trat Elfi Scho-Antwerpes bei ihrer Rede im Fööss-Look auf – mit Karohemd, Jeans und natürlich barfuß.

Neben dem AfD-Wagen, bei dem Alexander Gauland und Thomas Kemmerich auf dem Rücken eines Hundes mit dem Konterfei des AFD-Rechtsaußen Björn Höcke reiten, der von Hass und Hetze angetrieben am Grundgesetz rüttelt, wird auch die internationale Politik aufs Korn genommen. Das gilt für Mächtige wie Putin oder Trump, die als die größten Pappnasen die Streichhölzer in einer hochexplosiven Weltlage in der Hand haben. US-Präsident Donald Trump ist auch als Horrorclown mit dunklen Geheimnissen im Zug unterwegs. Dazu kommt ein monströser chinesischer Reissack, der, wenn er umfällt, nicht nur Hong Kong bedroht.

Bei der Bundespolitik ist ein Rollenwechsel angesagt. Da stehen die Frauen an der Theke und die Männer treffen sich zum Kaffeeklatsch. Bei den Damen sind dies Ursula von der Leyen, Annegret Kramp-Karrenbauer und Angela Merkel als feierndes Dreigestirn und bei den Herren die Kanzlerkandidaten Armin Laschet, Olaf Scholz und Robert Habeck. Der smarte Grünen-Politiker wird auch gezeigt, wie er auf der Erfolgswelle von Klimaaktivistin Greta Thunberg reitet. Und natürlich darf auch die „Umweltsau“ nicht fehlen, bei der aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird.

Auch lokalen Themen wie die Wohnungsnot in Köln, die auch Hänneschen und Bärbelchen obdachlos werden lässt, oder die Wut der Bezirksbürgermeister, die kein Gehör bei den Politikern im Rat finden, werden aufgegriffen. Im Fokus der Karnevalisten findet sich auch OB Henriette Reker, die als Wetterhähnlein sich bei ihren Entscheidungen zur Erweiterung des FC-Geländes vom Wind lenken lässt, der als pustender Geißbock Hennes dargestellt wird.

Autor: Von Stephan Eppinger
Foto: Reker und die Gleueler Wiese