Köln | Wer baut, der muss ins Interim. Das gilt nicht nur für die Kölner Oper und das Schauspielhaus sondern auch für die Roten Funken. Die wollen ab 2019 an der Ulrepforte bauen und suchen jetzt eine Interimsunterkunft bis zur Fertigstellung im Herbst 2020. Die Stadt spendete großzügig und überlässt das Gebäude dem Traditionskorps bis 2133 für einen Euro Pacht pro Jahr. Der Funkendoktor, also Tanzoffizier Pascal Solscheid, tanzt seine letzte Session, der Orden hat Kreidetäfelchen und bald wollen die Funken mit einem Passeer-Sching ausschwärmen, um in Köln für Arme zu sammeln. Bei den Sitzungsformaten der Roten Funken gibt es zudem Neuigkeiten.

Rund um die Ulrepforte wird gebaut

Uli Schlüter, der Burgvogt der Ulrepforte, erinnerte noch einmal an den 24.9.1955, als die Roten Funken nach dem Zweiten Weltkrieg die Ulrepforte entschutteten. Jetzt, 63 Jahre später, gab es den Spatenstich für die Erweiterung an der südlichen Seite. Zudem haben die Roten Funken nach über 100 Jahren wieder den Eingang zur Pforte geöffnet, der noch mit einer gläsernen Tür versehen werden muss. Mit rund zwei Millionen Euro an Baukosten rechnen die Roten Funken. Bisher sammelten sie schon 1,1 Millionen Euro ein. Die Stadt Köln als Eigentümerin spendete 250.000 Euro aus den Mitteln der Kulturförderabgabe. Zudem rechnen die Roten Funken mit einer Zuwendung der Aktion Mensch von rund 110.000 Euro und einer NRW Stiftung von rund 250.000 Euro. Damit so Schlüter, sei die Finanzierung gesichert.

Der bisher gültige Erbpachtvertrag bis 2034 ist bis ins Jahr 2133 verlängert worden. Zu Beginn in den 1950er Jahren zahlten die Roten Funken 1 Deutsche Mark und danach einen Euro pro Jahr. Das bleibt auch so bestehen. Noch sei man bei den Planungen in der Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt und der Denkmalpflege, aber der Zeitplan für die Um- und Anbauarbeiten steht. Die Vergabe der Tiefbauarbeiten soll noch im Januar 2019 erfolgen. Dann kommt erst einmal die Bodendenkmalpflege und das Gelände wird auf Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht. Vier Monate sollen die Rohbauarbeiten dauern und im September 2019 will man Richtfest feiern. Im Herbst 2020 soll dann alles fertig sein. Ab April müssen die Roten Funken aber zunächst einmal ausziehen und suchen daher nach Räumlichkeiten für ein Interim, in dem auch die Session 2019/20 bewältigt werden kann.

Passeer-Sching-Aktion

Im Archiv der Roten Funken fand sich ein Bild auf dem der damalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer Geld in eine Sammelbüchse in den 1920er Jahren wirft. Die hält ein Roter Funk in der Hand. Seit 1929 bis 1939 und später nach dem Zweiten Weltkrieg sammelten die Roten Funken an der Hahnentorburg Geld für bedürftige Kölnerinnen und Kölner. Dabei schwärmten sie aus und übergaben den Spendern einen Passeer-Sching. Auch nach dem Krieg fand die Sammelaktion von 1948 bis Mitte der 1950er Jahre statt, ausdrücklich begrüßt vom damaligen Kölner Oberbürgermeister Hermann Pünder, der von der britischen Militärregierung eingesetzt worden war. In den Archiven der Roten Funken finden sich noch Dankesschreiben der Kommunistischen Partei Deutschlands, die sich für die Liebesgaben an bedürftige Kommunisten in Köln bedanken. Auf dem Passeer-Sching nach dem Krieg stand der Spruch „Hätt Funkewaach passeet – un för Ärme jet speendet“. Aktuell liegt der Entwurf einer „Kötterbüchs“ vor, man wird also sehen, wann die Roten Funken ausschwärmen, nicht um zu bützen sondern zu kötten, also für die Bedürftigen in der Stadt zu betteln.

Neuer Tanzoffizier gesucht

Pascal Solscheid tanzte 13 Jahren für die Roten Funken und wirbelte dabei sechs Mariechen durch die Luft, wenn es am Aschermittwoch 2019 für ihn heißt, dann ist alles vorbei. Vanessa Schönen, Martina Pourrier, Jacqueline Denise Melcher, Tanja Wolters, Andrea Schug und aktuell Judith Gerwin tanzten gemeinsam mit Solscheid in vorderster Reihe der Roten Funken. Nach Abschluss dieser Session ist nun Schluss für Solscheid und die Roten Funken suchen einen neuen Tanzoffizier. Wer es dann endgültig wird, das ermittlen die Roten Funken in einem Casting nach Aschermittwoch 2019, nehmen aber ab sofort Bewerbungen an.

Neues Veranstaltungsformat

Die Roten Funken legen ein neues Veranstaltungsformat auf. Im Alten Wartesaal, wo sie jahrelang erfolgreich die Wibble-Dance-Party veranstalteten. Die zieht ins Henkelmännchen um, weil die Nachfrage nach Karten so groß ist. Im Alten Wartesaal wird es nun das Format „Funke und Fründe“ geben. Ein Konzentrat: Die Roten Funken und bei der Premiere die Band Kasalla, nicht mehr und nicht weniger. An dem Abend gibt es nicht nur Musik sondern auch Talk mit Hintergründigem und Spaß und Spiel. Zudem legen die Roten Funken wegen der hohen Kartennachfrage eine zweite Echt-Kölsch-Sitzung auf. Am 10. Dezember zeigen die Roten Funken ihren Film ihrer Reise nach Cuba und die USA im Santos.

Die Funken-Preziose 2019

Das aktuelle Motto der Session lautet „Uns Sproch es Heimat“. Dazu gibt es von den Roten Funken einen ganz besonderen Orden: Mit Schiefertafeln, auf die etwas geschrieben werden kann. Also die kann man etwa selbst bekritzeln, der Orden hat einen Stift inklusive, oder der Nutzer kann die vorgefertigten Tafeln mit Begriffen die bereits notiert sind einsetzen, wie etwa „Tütenügel“, was übersetzt Weichei bedeutet. Und es gab im Rheinischen Karneval sogar mal einen Redner, der sich diesen Namen gab. Auf dem Damenorden steht natürlich „Leevche“.

Autor: Andi Goral