Erste Niederlage für Alexander Zverev im Doppel mit seinem Bruder Mischa

Köln | Wie absurd manche Corona-Regel ist, zeigte sich gestern Mittag beim ATP-Tennisturnier in der Kölner Arena. Dort traten die Brüder Alexander und Mischa Zverev im Doppel gegen den Südafrikaner Raven Klaasen und den Österreicher Oliver Marach an. Das Match fand vor dem Einlass der ersten Zuschauer auf dem Nebenplatz statt – Tennisfans waren dabei nicht vor Ort. Der Grund: Ein Doppel gilt anders als die Einzel als Teamsport-Wettbewerb und hier dürfen keine Zuschauer dabei sein.

Das bedeutet für die Fans, dass sie den ersten geplanten öffentlichen Auftritt beim Einzel nicht live vor Ort erleben können. Denn ab morgen wird das große Tennisevent zum Geisterturnier, weil die neue Verordnung, die nur noch maximal 250 Zuschauer bei Veranstaltungen im Innenraum zulässt, nun auch in Köln ihre Umsetzung findet. „Wir haben uns auf die Genehmigung der Stadt mit 800 Zuschauern verlassen. Dass es jetzt nur noch maximal 250 sind, ist bei einem tragfähigen Konzept, wie wir es in der Arena haben, für mich nicht nachvollziehbar. Ab morgen wären wir ausverkauft gewesen, jetzt müssen wir die Ticketkäufer wieder ausladen. Es macht keinen Sinn, nur 250 Gäste zuzulassen, wie sollen wir die auswählen. Wir können jetzt nur noch auf bessere Werte in der kommenden Woche warten“, sagt Arena-Chef Stefan Löcher.

Insgesamt sind die Regeln beim ersten großen, internationalen Tennisturnier in Köln seit gut 30 Jahren durch die Pandemie mit ihren steigenden Infektionszahlen ziemlich streng. So wird bei jedem Zuschauer, bevor er die Halle betritt, Fieber gemessen. Direkt im Anschluss geht es durch eine Desinfektionsschleuse. In der Halle muss auch am Platz Abstand gehalten und Maske getragen werden. Geholfen hat dieses Hygienekonzept, mit dem bislang 4000 Konzerte mit insgesamt 70.000 Zuschauern veranstaltet worden sind, der Arena nicht. „Dabei hatten wir keinen einzigen Corona-Fall nach den Konzerten“, sagt Löcher.

Für Turnierdirektorin Barbara Rittner ist der Weg zum Geisterturnier enttäuschend: „Es ist mehr als schade, dass die Entscheidung nicht nach einer individuelleren Betrachtung gefallen ist. Das Hygienekonzept war perfekt und es gibt kaum einen sicheren Ort, als hier in der Arena. Wir hätten in Köln eine wunderschöne Atmosphäre. Wenn Menschen klatschen und mitfiebern, ist das ganz anders als in einer leeren Halle zu spielen.“

Für die beiden Zevrev-Brüder lief der Auftakt in Köln alles andere als befriedigend. Sie verloren mit 6:2, 4:6 und 6:10 im Match-Tiebreak gegen das österreichisch-südafrikanische Duo. Dabei waren bei Alexander Zverev durchaus Gefühle im Spiel. Der Weltranglisten-Siebte fluchte lautstark und gleich zweimal landete sein Schläger krachend auf dem Hallenboden. Für ihn bleibt nun zu hoffen, dass es im Einzel am Donnerstagnachmittag besser läuft. Dort wird er gegen den Sieger der Begegnung vom dreifachen Grand-Slum-Champion Andy Murray aus Großbritannien und dem Spanier Fernando Verdasco seinen ersten Gegner finden – keine leichte Aufgabe für Deutschlands Nummer eins.

„Ich freue mich sehr, nach langer Zeit wieder in Deutschland zu spielen. Die Turnierleitung hat in Köln einen unglaublich guten Job gemacht und das bei sehr kurzfristigen Planung für die beiden Turniere. Heute hat man aber gesehen, das wir beide kaum gespielt haben“, sagt Alexander Zverev nach dem verlorenen Match. Sein Bruder Mischa hatte bereits sein erstes Erfolgserlebnis. Er konnte im ersten Einzel den Australier John Millman am Montag besiegen. „Ich freue mich sehr, dass mein Bruder wieder ein ATP-Turnier spielt. Das wird in Zukunft wieder häufiger für ihn kommen.“ Erfolgreich war auch der Kölner Oscar Otte, der sich gegen seinen favorisierten Landsmann Jan-Lennard Struff durchsetzte.

Auch für Daniel Altmaier aus Kempen, der bei den French-Open in Paris überraschend das Achtelfinale erreicht hatte, lief die erste Partie gegen den Schweizer Henri Laaksonen enttäuschend. Der 22-Jährige, der aktuell auf dem Rang 122 der Weltrandliste liegt, musste gegen den überraschend starken Qualifikanten eine Niederlage akzeptierte. Dabei zeigt er durchaus Kampfstärke, haderte aber auch immer wieder mit sich selbst. Schließlich musste sich der Mann vom Niederrhein im hart umkämpften dritten Satz mit 6:3, 4:6 und 6:7 (5:7) gegen den Schweizer knapp geschlagen geben.

Autor: Von Stephan Eppinger