Köln | Man nehme: 1 schrullige alte Konditorin, 3 Ex-Bankräuber, die sich um die Beute streiten, 1 netten Kriegsflüchtling, 2 Tote, 1 Weihnachtsmann, 1 Familienzerwürfnis, 1 zerstrittenen Weihnachtsmarkt-Verein, jede Menge Plätzchen (je mehr, desto besser). Heraus kommt Elke Pistors neuer schmackhafter Krimi „Makrönchen, Mord & Mandelduft“.

Im Mittelpunkt steht Annemie Engel, eine Konditorin, die seit Jahrzehnten ihr Haus nicht mehr verlassen hat, aber immer noch Plätzchen bäckt und verkauft. Mit der Außenwelt verkehrt sie nur durch ihren Bruder. Ein rein geschäftlicher Kontakt – denn seit der mit zwei Kumpanen einen Bankraub begangen hat und deswegen im Gefängnis saß, hat sie mit ihm gebrochen.

Der Krimi kommt ins Rollen: Der Bruder stirbt nach einer Gasexplosion und wird des Mordes am zweiten Todesopfer dieser Katastrophe verdächtigt. Das möchte die 63-Jährige nicht auf ihm sitzenlassen und macht sich auf die Suche nach dem wahren Schuldigen – und nach dem Verbleib der Beute von damals. Was ihr – das sei verraten – natürlich besser gelingt als der Polizei. Doch schafft sie es nicht allein. Drei Menschen, die sie jetzt erst kennenlernt, helfen ihr dabei.

Neben dem Kriminalfall entwickelt sich noch eine liebevolle Psycho-Studie

Locker und leicht erzählt, liest sich das Buch mit einem hohen Unterhaltungswert in einem Rutsch. Subkutan gibt’s noch eine Dosis Gesellschaftskritik in Sachen Flüchtlingspolitik. Eine wichtige Rolle spielt naturgemäß der Mordfall, zu dem sich noch eine umfangreiche dubiose Sachbeschädigung gesellt. Doch mindestens genauso wichtig ist Annemie Engels Wiederentdeckung der Welt, ihr Wandel von der mürrischen, verbitterten Einzelgängerin in eine Frau mit sozialen Gefühlen.

So wird parallel zum Krimi eine liebevolle Psycho-Studie ausgebreitet, die an die Bekehrung des hartherzigen Earls in der Geschichte vom „Kleinen Lord“ erinnert. Was da Weihnachten ist, ist hier der Weihnachtsmarkt – weshalb das ganze vom Verlag auch als „Weihnachtskrimi“ vermarktet wird. Nun ja, das muss wohl sein (nur mal nachgefragt: Wurde Agathe Christies „Mord im Orientexpress“ als „Eisenbahnkrimi“ verkauft?). Und als jahresendzeitliche Zugabe gibt es auch noch 24 Plätzchenrezepte.

Merke: Plätzchen kann man auch außerhalb der Adventszeit backen. Und „Makrönchen, Mord & Mandelduft“ wunderbar auch außerhalb der Weihnachtszeit lesen.

[infobox]Elke Pistor: „Makrönchen, Mord & Mandelduft“ – emons-Verlag, Köln 2017, 269 Seiten, 11,90 Euro

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Autor: ehu | Cover: „Makrönchen, Mord & Mandelduft“ – emons-Verlag