Im Internet gibt es schon lange ein „interaktives“ Wörterbuch „Deutsch – Kölsch“. Da mag es auf den ersten Blick verwundern, dass die Akademie för uns kölsche Sprach/SK Stiftung Kultur jetzt ein noch ein Wörterbuch auf Papier vorlegt. Doch „Wie säht mer noch ens?“ von Alice Herrwegen macht durchaus Sinn.

Wredes Klassiker „Neuer Kölnischer Sprachschatz“ ist jedenfalls nicht immer eine Hilfe, wenn die kölsche Übersetzung eines hochdeutschen Wortes gesucht wird. Er ist für den umgekehrten Weg gedacht. Zwar gibt es am Ende jedes der drei Bände eine Liste deutscher Worte, doch die ist zwangsläufig sehr löchrig. Da fehlen zum Beispiel so häufig gebrauchte Wörter wie Farbe, gehen, Lehrerin, sterben, Lehrerin geil oder kalt – um nur einige zu nennen.

Deren Übersetzung finden sich in dem neuen Buch. Der Clou: Es gibt gleich ganze „Wortfamilien“ zur Auswahl – für kalt also gleich friere, kald, ieskald und ießekald (bei „Ming Sproch“ im Internet findet sich nur ießig). Jöckig, jöckig Radiesche, käälsdoll, rösig, Schless han wird für geil angeboten. Für sterben sind es baschte, avkratze, avnibbele, de Döpp/Fott zomaache/Zodun, der Löffel avgevve, en et Gras bieße, et letzte Nürche halde, himmele, sterve. Mit Färv, gonn und dem abwertenden Quisel für Lehrerin ist die dann allerdings recht einsilbig.

Wer also nach dem Wort sucht, das genau zum gewünschte Umfeld passt, hat hier die Wahl. Wobei ihm dann die Erklärungen im Wrede weiterhelfen können. Ob es sinnvoll ist, die Wörter nicht durchgehend alfabetisch, sondern nach Themen wie Beruf, Körperpflege, Speisen, Tod oder Zustand zusammenzufassen, darüber lässt sich sicher streiten. Für den, der gerade einen Text übersetzen will, kann es aber sinnvoll sein – und gegenüber dem Angebot im Internet ein eindeutiger Vorteil. Ein besonderer Spaß ist da das Kapitel Schimpfwörter. Geht’s da nach der Menge, scheinen besonders dünne und nachlässige Personen den Unwillen der Kölner zu erregen.

Warum es da aber afkratze und im Buch avkratze heißt: Darüber sollen sich jefälligst (oder gefälligst?) die Kölsch-Experten verbeißen.

[infobox]Alice Herrwegen: „Wie säht mer noch ens? Kölsche Usdröck – gesok un gefunge“ – Marzellen-Verlag, Köln 2018, 12,95 Euro

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Autor: ehu