Köln | Nach gut sieben Jahren Pause legt Hedwig wieder einen spannenden Krimi vor. Diesmal führt sie ihre Leser in Kölns klüngelnde und oberflächliche Möchtegern-Hautevolee – und der Titel „Rabenherzen“ weist schon darauf hin: Es geht nicht nur um „klassisch“-tödliche Kriminalität, sondern vor allem um die gestörten zwischenmenschlichen Beziehungen dahinter.

Mit Clara Ahrweiler als Kommissarin, eigentlich für Jugendkriminalität und Prävention zuständig, hat sich die Autorin keine leichte Persönlichkeit ausgesucht: unpünktlich ist sie und hierarchiefeindlich, ihre Ehe steht nur noch auf dem Papier, sie hat etwas für Alkohol übrig – aber sie ist zäh und dickschädlig. Und das hilft ihr, sich nicht nur gegen einen kriecherischen Chef zu behaupten.

Auch die Kommissarin wird Opfer eines Anschlags

Die Hauptfigur ist also bestens geeignet, die Unschuld der des Mordes verdächtigten Julia Schreugen zu beweisen. Die 18-Jährige aus reicher, einflussreicher Kölner Familie wird – eine Pistole in der Hand – bewusstlos neben einem erschossenen Freund aufgefunden. Ahrweiler gelingt es, die Indizien, die gegen Julia sprechen, auseinander zu pflücken – doch schon bald wird Julia wieder des Mordes verdächtigt, diesmal an ihrem Vater. Doch warum – und vor allem wer – hat es auf Julia abgesehen? Und auf die Kommissarin, die zusammengeschlagen, entführt und erst in letzter Minute von ihren Kollegen gerettet werden kann?

Irgendwie spielen auch Drogenhandel und Schwarzgeld eine Rolle. Doch das verblasst unaufgeklärt hinter der gesellschaftskritischen Ambition des Krimis: Fast alle auftretenden Jugendlichen kommen aus gestörten Familien. Allen voran Julia, deren Vater sie mit Geld zuschüttet, dem zärtliche Vatergefühle aber ein Fremdwort sind.

Am Ende winkt der Kommissarin neues privates Glück

Auch Ahrweilers familiäre Situation ist alles andere als befriedigend. Gleiches gilt für ihren neuen Kollegen, mit dem sie eine erfolgversprechende Beziehung beginnt. Diese psychologischen Hintergründe werden von Neven DuMont ausführlich und mit großer Sensibilität geschildert – und durchaus mit der Botschaft: Es geht auch anders, nämlich besser. Das alles, ohne dass die „Detektiv-Story“ zur Nebensache wird.

Das Buch läuft unter dem Label „Köln Krimi“. Doch wird der Lokaltouch wohltuend zurückhaltend eingesetzt. Doch warum müssen die Kommissare ihre Mittagspause so oft vom Kalker Präsidium in eine einst angesagte Pizzeria in die Innenstadt verlegen? Umweltschonend und zeitsparend ist das nicht.

[infobox]Hedwig Neven DuMont: „Rabenherzen“ – emons verlag, Köln 2018. 288 Seiten, 11,90 Euro

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Autor: ehu