Am Samstagabend feierte das neue Divertissementchen um den berühmten Komponisten in der Oper im Staatenhaus seine umjubelte Premiere.

Köln | Wer war noch mal dieser Offenbach, der dem Platz mit der Oper und dem Schauspiel seinen Namen gab. War es ein Gründer der Fööss oder der Hitschreiber der Höhner. War er Komponist oder gar Kommunist. Oder stammt der Name davon, dass an diesem Platz „offenbar alles den Bach herunter geht“? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Bauarbeiter am neuen Opernquartier, denn zu tun gibt es ja seit längerer Zeit nichts mehr. „Aber auf dieser Baustelle wird ja nicht gearbeitet, sondern eine Oper saniert“. Nur ein Arbeiter erinnert sich an Jacques Offenbach, der in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag gefeiert hätte. Er war vor sehr, sehr langer Zeit einmal als Bühnetechniker am Opernhaus aus den 50er Jahren beschäftigt.

Mit seinen Erinnerungen an die Musik des Kölner Genies wechselt die Szenerie in Offenbachs Théatre des Bouffes-Parisiens an die Seine. Dort spielt sich im Jahr 1858 das pralle Leben ab – mit der großen Diva, deren Gesang daher kommt wie eine scheppernde Metallschüssel oder dem Sänger, der gerade vom Piraten zur Elfin umgepolt wurde. Doch die Zeichen stehen schlecht für das kleine Theater, wo Offenbach seine großen Operetten auf die Bühne bringen möchte. Doch die Staatsoper will keine Konkurrenz und so darf der Komponist nur Einakter in kleiner Besetzung inszenieren – aber wofür hat der Kölsche schließlich seine Fantasie.

Trotzdem ist der Kölner in Paris pleite und wird vom Polizeipräsidenten aus dem eigenen Theater geworfen. Aber er bekommt eine Galgenfrist – wenn er in drei Wochen etwas Epochales auf die Bühne bringt, steht ihm der Weg zu den großen Bühnen frei. Leider will die Inspiration einfach nicht über Offenbach kommen und so bleibt eine Reise ins heimische Köln die einzige Chance, doch noch den Rettungsanker zu werfen.

Auch in Köln tobt das pralle Leben – mit Kölsch und Hämmchen lassen es sich der Kölner Bürgermeister und der Erzbischof im Brauhaus gut gehen – sodass die Köbesse ins Schwitzen kommen. Die Nachricht, dass Offenbach in die Heimat zurückkehrt, löst Freude aus. Auch wenn sich die jüdische Gemeinde erst daran gewöhnen muss, dass er zum Christentum konvertiert ist. Trotzdem wird Offenbach mit offenen Armen empfangen. Das gilt besonders für Lieschen Halbedel, die früher als Sängerin mit ihrem Freund „Köbes“ an der Geige durch die Brauhäuser gezogen ist.

Die ungebremste Lebensfreude steckt die Gäste aus Paris an und schon bald kommen Offenbach auf seiner alten Geige die ersten Melodien für das große Werk in den Sinn. Neue Ideen gibt es auch von Offenbachs Mutter und ihren wassertretenden Freundinnen von den „Arthröschen“, die den Komponisten mit dem Rhythmus ihrer Venengymnastik augenblicklich anstecken.

Inspiration findet sich auch in einer Kindheitserinnerung von Jakob, wie Jacques zu kölschen Zeiten einmal gerufen wurde. Damals erlebte der kleine Junge beim Hänneschen-Theater das Stück über den „Lachenden Olymp“, das ihm nun den Weg zum großen Werk endgültig öffnet. Zum Abschied aus der Heimat lässt er die griechischen Götter mit kölscher Lebensfreude tanzen – mit Sirtaki und Nana Mouskouri-Hits inklusive.

Zurück in Paris muss Offenbach in kürzester Zeit sein neues Stück auf die Bühne bringen, denn die staatliche Konkurrenz und die Polizei sitzen dem Komponisten mächtig im Nacken. Da müssen Kulissen vom Wolkenschieber-Ballett aufgebaut werden und dann ist da noch die launische Diva Sarah Bernhardt, die volltrunken dagegen protestiert, der Konkurrenz auf einem Silbertablett übergeben zu werden.

Zum Glück springt Lieschen aus Köln für die abgefüllte Diva ein. Trotzdem will die Konkurrenz den Erfolg nicht anerkennen. Erst der Kaiser bringt das Happy End, zum einen, weil ihm das Stück gefällt, zum anderen, weil er Offenbachs Ehefrau aus Bad Ems zu ihrem Genie zurückbringt.

Das neue Divertissementchen, das am Samstag in der Oper im Staatenhaus seine umjubelte Premiere feierte, ist ein ziemlich kurzweiliges Zillche – das gilt für die Geschichte genauso wie für die musikalischen Arrangements von Klassik über Schlager und Rock bis hin zu den kölschen Tönen. Besonders sticht aber die Leistung des Balletts vom Wolkenschiebertanz über den Sirtaki bis hin zum berühmten Can Can heraus, der das Finale bildet. Voll in seiner Rolle als Jacques Offenbach geht der frühere Bonner OB Jürgen Nimptsch auf.

Autor: Von Stephan Eppinger